Die Energie der Liebe
Eine neue Dimension der Selbstentfaltung durch Partnerschaft
Erfüllte Partnerschaft ohne SelbstaufgabeWas man schon immer in Sachen Partnerschaft wissen wollte, aber nie zu fragen wagte ¿ hier erfährt man es: In der für ihn charakteristischen, leichten Art enthüllt der Bestsellerautor unbewusste...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Energie der Liebe “
Erfüllte Partnerschaft ohne Selbstaufgabe
Was man schon immer in Sachen Partnerschaft wissen wollte, aber nie zu fragen wagte ¿ hier erfährt man es: In der für ihn charakteristischen, leichten Art enthüllt der Bestsellerautor unbewusste Erwartungen an den Partner und typische Beziehungsfallen, in die fast jeder tappt:
Wie finde ich zu mir selbst ¿ auch und gerade in den Grenzen einer festen Beziehung? Wie stille ich meine Sehnsucht nach einer dauerhaften Bindung, in der ich mich nicht selbst aufopfern muss? Wie bringe ich mein eigenes Wesen zur Entfaltung, zusammen mit meinem Partner?
Auf spannende, humorvolle und lebenspraktische Art und Weise erfährt man, wie man sein Herz öffnet und sich selbst mit seinem Partner weiterentwickelt.
Klappentext zu „Die Energie der Liebe “
Erfüllte Partnerschaft ohne SelbstaufgabeWas man schon immer in Sachen Partnerschaft wissen wollte, aber nie zu fragen wagte hier erfährt man es: In der für ihn charakteristischen, leichten Art enthüllt der Bestsellerautor unbewusste Erwartungen an den Partner und typische Beziehungsfallen, in die fast jeder tappt:Wie finde ich zu mir selbst auch und gerade in den Grenzen einer festen Beziehung? Wie stille ich meine Sehnsucht nach einer dauerhaften Bindung, in der ich mich nicht selbst aufopfern muss? Wie bringe ich mein eigenes Wesen zur Entfaltung, zusammen mit meinem Partner?Auf spannende, humorvolle und lebenspraktische Art und Weise erfährt man, wie man sein Herz öffnet und sich selbst mit seinem Partner weiterentwickelt.
Lese-Probe zu „Die Energie der Liebe “
Die meisten Menschen sehnen sich nach einer erfüllten Partnerschaft, nach Liebe, Sicherheit und Geborgenheit. Aber gehen diese drei Dinge wirklich so einfach Hand in Hand? Haben Liebe und Freude, die meiner Ansicht nach wichtigsten Elemente einer erfüllten Partnerschaft, wirklich etwas mit Sicherheit zu tun? Und sollte das, was wir normalerweise unter Partnerschaft verstehen, wirklich das Ziel all unserer Wünsche sein?Aus der Art, wie ich diese Fragen stelle, können Sie bereits schließen, dass die Antwort nicht einfach "ja, klar" lauten kann. Wenn das Leben in einer festen, sicheren Partnerschaft wirklich unsere Bestimmung wäre und es nur darum ginge, einen Partner zu finden, der uns eben diese Sicherheit bieten kann, dann müssten die meisten etablierten Ehepaare froh und glücklich sein. Doch das ist nicht der Fall. Im Gegenteil, es scheint, als nähmen die Freude und die Spontaneität in Beziehungen in dem Maße ab, in dem die Sicherheit zunimmt. Was einst mit heftiger Verliebtheit begann, endet oft in langweiliger Routine oder in Streit und Vorwürfen. Viele Partnerschaften werden schon dann als gut empfunden, wenn sie irgendwie funktionieren. Mehr erhoffen sich die Partner gar nicht mehr.
Muss das so sein? Was hindert uns denn daran, unsere Sehnsucht nach Liebe zu erfüllen?
Auf den folgenden Seiten versuche ich Antworten zu geben - meine ganz persönlichen Antworten auf diese wichtige Frage. Ich erhebe nicht den Anspruch, dass meine Sichtweisen richtiger und wichtiger sind als die der vielen anderen Autoren, die über dieses Thema geschrieben haben, aber ich konnte über viele Jahre beobachten, dass Menschen, mit denen ich meine Ideen teilte, einen Weg gefunden haben, mit mehr Liebe, Freude und Leichtigkeit durchs Leben zu gehen.
Dieses Buch möchte Ihnen zunächst die Augen öffnen, für Ihr eigenes Verhalten in der Partnerschaft oder auf der Suche nach einem Partner. Sie werden erfahren, welche Rollen Sie spielen und wie diese Rollen verhindern, dass Sie sich
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selbst finden, den Weg zu Ihrem eigenen Herzen. Und dann werden Sie lernen, sich nach und nach von diesen Rollen zu verabschieden und zu sich selbst vorzudringen, denn das ist das ganze Geheimnis: Nur wer sich selbst erkannt und verstanden hat, kann einen anderen Menschen erkennen und verstehen. Und nur wer mit dem Herzen sieht, kann Liebe empfinden.
Harald Wessbecher
Teil 1
Sichere Partnerschaft - glückliche Partnerschaft?
Ich liebe dich. Ich kann ohne dich nicht mehr sein. Ich denke ständig an dich. Ich kann nicht mehr schlafen, nicht mehr arbeiten, ich will nur noch bei dir sein. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich so richtig lebendig, und das nur durch dich. Du gibst meinem Leben Sinn.
So oder so ähnlich beginnen viele Liebeserklärungen. Damit werden die Weichen für eine lebenslange, erfüllte Partnerschaft gestellt. Zumindest hoffen das die von Amors Pfeil Getroffenen. Verliebte Menschen schweben auf rosa Wolken. Sie sind durch und durch vergnügt und alles kommt ihnen irgendwie gut und richtig vor. Sie betrachten die Welt ausschließlich positiv. Probleme sind plötzlich keine mehr und sogar wichtige Aspekte des Alltags, wie Gelderwerb oder das Erfüllen von eingegangenen Verpflichtungen, scheinen bedeutungslos angesichts der süßen Gefühlswallung, die von ihnen Besitz ergriffen hat.
Doch so schön dieser Zustand der verliebten Schwärmerei und der höchsten Glückseligkeit auch sein mag - er ist selten beständig und bleibt leider auch nicht so intensiv, wie es sich die Verliebten erhoffen. Im gemeinsamen Alltag stellt sich oft schon bald eine tief greifende Ernüchterung ein. Irgendwann sieht man die Umstände und auch den Partner selbst nicht mehr durch die rosarote Brille, und die ganze schöne Anfangsverliebtheit wird von enttäuschten Erwartungen, Verletzungen und Kränkungen erschüttert. Jetzt wird den meisten einst so Verliebten klar, dass durch den Partner und die Liebe zu ihm sehr viel weniger neu und besser geworden ist, als sie sich ursprünglich erhofft hatten. Und in einem gewissen Stadium der Ernüchterung wird dann alles in Zweifel gezogen: War da überhaupt jemals Liebe im Spiel? Bin ich vielleicht nur einer Illusion aufgesessen? Waren es etwa nur meine eigenen Gefühle und Erwartungen, die ich in dem anderen Menschen erfüllt sah? Habe ich ihn überhaupt wirklich erkannt und verstanden? Warum habe ich die Ratschläge sämtlicher Freunde missachtet und all ihre Zweifel ignoriert? Vielleicht aus Angst enttäuscht zu werden?
Beobachtungen aus der Praxis
Zunächst möchte ich Sie an dem teilhaben lassen, was ich in den letzten zwanzig Jahren in der Beratung von Paaren und Einzelpersonen beobachten konnte. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen sehr unsicher verhalten, wenn es um das Thema Partnerschaft geht, und dass die wenigsten durchschauen, was ihnen im Zusammenhang mit Liebe und Partnerschaft eigentlich am schwersten fällt. Die wenigsten fragen sich, warum sie überhaupt eine Partnerschaft suchen, welche Art von Partner zu ihnen passen könnte, was darüber entscheidet, ob eine Partnerschaft für sie erfolgreich und erfüllend werden kann, und wie sie eine solche Partnerschaft finden könnten.
Die meisten Paare, die gemeinsam zu einer Beratung kamen, weil sie hofften, ich könne ihnen helfen, ihre angeschlagene Partnerschaft zu kitten, überraschten mich damit, dass sie so selbstverständlich davon ausgingen, dies sei grundsätzlich ein gutes Ziel. Selten hatten sich die Partner vorher gefragt, ob es sich überhaupt lohnte, die Partnerschaft zu erhalten, ob sie noch genügend Liebe füreinander empfanden, ob ihnen die Partnerschaft überhaupt noch gut tat oder welche Art von Partnerschaft ihnen vorschwebte und ob sie es für möglich hielten, eine solche Partnerschaft mit ihrem jetzigen Partner zu leben. Sie lebten vor allem in ihrer Vergangenheit, wollten das Vertraute irgendwie erhalten und eigentlich nur wissen, was sie gemeinsam dafür tun konnten oder - in extremen Fällen, in denen sich nur einer als Opfer fühlte -, was der Partner dafür tun sollte.
In einem konkreten Fall kam ein Ehepaar, etwa Mitte fünfzig. Beide Partner waren offenbar nur daran interessiert, ausführlich zu berichten, was der jeweils andere alles falsch macht oder gemacht hat, wie ungerecht er sich selbst behandelt fühlt und wie verletzt und enttäuscht er war. Dann sollte ich dem jeweils anderen Partner sagen, was der alles tun solle oder müsse, damit die Partnerschaft wieder schön funktionieren könne. Meine "hilfreichen" Kommentare sollten stets dazu beitragen, dass der andere seine Schuld am allmählichen Untergang der Partnerschaft erkannte. Ich nahm mir jedoch die Freiheit, die Schimpfkanonaden der beiden Enttäuschten dadurch zu unterbrechen, dass ich eine einfache Frage stellte.
Zunächst fragte ich die Frau, was sie denn an ihrem Partner im Moment noch so sehr liebe, dass sie dafür bei ihm bleiben wolle. Sie stutzte, überlegte eine Weile und sprach dann davon, wie liebevoll ihr Partner sich früher immer um sie gekümmert habe, wie verlässlich er immer gewesen sei und wie rücksichtsvoll. Sie sagte nichts über die Gegenwart, sondern beschrieb nur, was früher alles schön an der Partnerschaft gewesen war. Als ich mehrmals nachhakte, was sie denn jetzt, in der Gegenwart an ihrem Partner liebe, fiel ihr nichts mehr ein.
Sie begann sich zu wiederholen und betonte noch einmal, ihr Partner sei immer für sie da gewesen und habe sie bewundert, egal, was sie getan habe. Jetzt allerdings habe er an allem, was sie tue, etwas auszusetzen, und das gebe ihr das Gefühl, sie mache alles falsch. Als ich ihm die gleiche Frage stellte, schweifte er ebenfalls ständig in die Vergangenheit ab und fand aktuell nichts Liebenswertes an seiner Frau.
Ich fragte die beiden ganz offen: "Wenn ihr keine Liebe mehr füreinander empfindet, warum seid ihr dann hier? Warum liegt euch dann noch etwas an einem gemeinsamen Weg?"
Sie schauten sich sprachlos an und waren vermutlich selbst schockiert darüber, dass sie diese grundsätzliche Frage nach ihrer Liebe und dem weiteren Sinn ihrer Partnerschaft nie gestellt oder aus Angst vor den Konsequenzen nie zu stellen gewagt hatten. Nach einer Weile sagten sie: "Vielleicht nur aus Angst, etwas Vertrautes zu verlieren, auch wenn es schon längst nicht mehr da war. Aus Angst allein zu sein oder wieder ganz neu anfangen zu müssen. Aus Angst, einen neuen Partner suchen und sich erst wieder an ihn gewöhnen zu müssen."
Im folgenden Gespräch erkannten sie ganz schnell, dass es die verschiedensten Ängste waren, die verhinderten, dass sie sich diese grundsätzlichen Fragen nach Liebe und Sinn in ihrer Partnerschaft stellten, obwohl sie ihre Beziehung gegenwärtig als Katastrophe empfanden und weder Achtung noch Liebe mehr für ihren Partner empfanden. Sie wollten einfach nur etwas wiederbeleben, was schon lange vorbei war und in dieser Form wohl auch nicht mehr wiederkommen würde. Aber das wollten sie nicht wahrhaben.
Allerdings waren sie sich jetzt nicht einmal mehr sicher, ob sie sich jemals geliebt hatten oder ob sie es nicht schon immer einfach nur bequem miteinander hatten haben wollten und deshalb zu Beginn so sehr füreinander da gewesen waren. Hatten sie vielleicht nur das geliebt, was sie in der Beziehung bekamen, und gar nicht unbedingt den Menschen, von dem sie es bekamen?
Diese Erkenntnis erschütterte die beiden so sehr, dass sie das Gespräch beenden wollten, um ihren Weg von nun an konsequent allein zu gehen. Sie dankten mir und fühlten sich beide irgendwie erleichtert - trotz der Schwere der Erkenntnis.
Fälle wie diese - und es gibt viele davon - haben mir deutlich gemacht, wie selten Menschen ihre gegenwärtige Beziehung zu anderen Menschen grundsätzlich hinterfragen. Sie leben in der Vergangenheit, in Projektionen oder in Ängsten, die ihre Sicht auf das, was ist, vernebeln. Vertrautes wird häufig als gut empfunden, weil man es nun mal kennt und weil es vielleicht mal gut gewesen ist, doch selbst das trifft nicht immer zu. Wer verliebt ist oder zu lieben glaubt, fragt sich selten, in was genau er denn so verliebt ist und was er von einer langfristigen Beziehung mit dem oder der Geliebten erwartet oder erwarten kann. Und wie spürt man, wann in einer Beziehung etwas nicht mehr da ist? Oder woher weiß man, wonach man in einer Beziehung suchen soll?
Oft kommen Menschen zu mir, weil sie gern in einer guten Partnerschaft leben würden, aber einfach keinen Partner finden - zumindest keinen, bei dem sie sich wohl fühlen und der sie ebenfalls gern hat. Wenn ich diese Menschen zum Beispiel frage "Warum willst du denn überhaupt einen Partner finden? Was erwartest du von einer Partnerschaft? Wie soll dein Partner sein? Wie willst du dich mit ihm fühlen? Was bedeutet Liebe für dich?", kommen oft erschreckend flache Antworten, wie zum Beispiel diese: "Alle wollen doch eine Partnerschaft, wir sind nun mal nicht für das Alleinsein gemacht. Ohne Partnerschaft ist das Leben sinnlos. In der Partnerschaft will ich frei sein. Ich will lieben und geliebt werden. Ich will einen Partner, der zuhören kann. Er soll meinem Schönheitsideal entsprechen und erfolgreich sein. Ich will glücklich sein in der Partnerschaft."
Natürlich sind solche Antworten irgendwie nachzuvollziehen, aber sie sind auch sehr klischeehaft und deuten darauf hin, dass sich derjenige, der sie gibt, bis jetzt kaum konkrete Gedanken gemacht hat - weder über Liebe und Partnerschaft noch über sein eigenes Leben, also darüber, wie er leben will und was er erreicht haben möchte, bevor er stirbt.
Und weil dies so ist, tun viele Menschen so, als erfülle die Partnerschaft an sich einen Zweck und als sei alles in Ordnung, solange es eine Partnerschaft gibt und man in ihr keine allzu großen Probleme hat. Aber wie kann jemand, der sich so wenig Gedanken über seine Sehnsüchte und seine Lebensabsicht macht, ein erfülltes Leben führen und eine erfüllte Partnerschaft in dieses Leben ziehen?
Vor Jahren kam eine Frau, Mitte vierzig, mit einem gesundheitlichen Problem an der Bauchspeicheldrüse zu mir als Heiler. Es war nicht ihre Absicht, über ihr Leben oder ihre Partnerschaft nachzudenken. Schon gar nicht wollte sie etwas Grundsätzliches in ihrem Leben verändern. Nur ihr Problem mit der Bauchspeicheldrüse, das wollte sie loshaben.
Wer sich schon einmal mit den psychosomatischen Aspekten von Krankheiten auseinander gesetzt hat, weiß, dass Krankheiten im Bereich der Bauchspeicheldrüse - beispielsweise Diabetes - auf Probleme im Gefühlsbereich der betreffenden Person hinweisen. Zum Beispiel könnte die erkrankte Person sehr sensibel sein und als Kind zu wenig Liebe in Form von Zuwendung und Zärtlichkeit bekommen haben. In der Folge versuchte sie dann vielleicht, sich Liebe zu erkaufen, und zwar durch eine übergroße Bereitschaft, die Erwartungen anderer Menschen, insbesondere ihrer Eltern zu erfüllen und ein "liebes Kind" zu sein - brav, zugänglich und hilfsbereit -, nur um zu erkennen, dass ihre Leistungen vielleicht akzeptiert wurden, aber nicht unbedingt auch sie selbst als Mensch. Es könnte sogar sein, dass immer mehr Erwartungen und Ansprüche von außen an die Person herangetragen wurden und sie in Relation zu dem, was sie gab, immer weniger an Zuwendung bekam. Das könnte dazu geführt haben, dass sich die Person allmählich gekränkt und verletzt in sich selbst zurückzog, womöglich mit dem Gedanken, sie habe es nicht besser verdient. Irgendwann könnte sie dann resigniert und die Ausweglosigkeit ihrer Situation dadurch erträglicher zu machen versucht haben, dass sie ihre Gefühle mehr und mehr verdrängte und ihr Herz verschloss. Liebe und Anerkennung wollte sie zwar nach wie vor haben, doch mit dieser Erwartungshaltung bekam sie immer weniger davon. Und irgendwann konnten die Gefühle gar nicht mehr fließen. Sie hörte nicht nur auf, Gefühle zu geben, sie konnte auch keine Gefühle mehr von anderen annehmen.
Diese Art von Gefühlsblockade in Verbindung mit einer ausgeprägten Vorwurfshaltung kann sich irgendwann psychosomatisch äußern, zum Beispiel als Bauchspeicheldrüsenproblem. Damit die Heilkräfte der betreffenden Person wieder in Gang kommen können, ist es nun wichtig, dass sie lernt, ihre Sehnsüchte zu entdecken und zu leben, sich nicht mehr von der Akzeptanz anderer Menschen abhängig zu machen, integer zu sein und sich selbst zu achten und zu lieben. Unabhängig davon, was andere von ihr halten, sollte sie stets tun, was ihr selbst wichtig ist. Natürlich muss sich eine solche Person auch fragen, wo ihre Sehnsüchte und Fähigkeiten liegen, was sie an sich selbst gut findet und vor allem, welche Art von Leben sie führen möchte und welche Rolle andere Menschen, insbesondere ein Partner, in diesem Leben spielen könnten.
Vor diesem Hintergrund, den ich auch meiner Klientin vorsichtig nahe bringen wollte, stellte ich zu Beginn der Beratung die harmlose Frage: "Wie sehen Sie Ihre Ehe?"
"Normal", sagte sie.
Ich fragte nach, was sie denn unter einer normalen Ehe verstehe, und ihre Antwort kam prompt: "Wir haben keine größeren Probleme. Mein Mann ist zuverlässig und lässt mir meinen Freiraum. Er geht nicht fremd - glaube ich -, schafft ein finanziell sicheres Umfeld, und auch wenn wir nicht allzu viel zusammen unternehmen, ist doch alles recht harmonisch. Auch unsere Kinder haben sich gut entwickelt, sind jetzt aber schon selbstständig."
Diese Antwort machte mir zwei Dinge deutlich: (1) In der Beziehung zu ihrem Mann gab es keine gefühlsmäßigen Höhepunkte. Beide lebten relativ gemütlich nebeneinander her und hatten alles gut im Griff. Ihr Leben war sicher und überschaubar. (2) Persönliche Leidenschaften und Sehnsüchte wurden nicht gesucht und nicht ausgelebt, zumindest nicht gemeinsam.
Und doch saß sie hier mit einem Bauchspeicheldrüsenproblem, das auf ein unbefriedigtes oder nicht ausgelebtes Gefühlsleben hindeutete. Und ihre Antwort spiegelte dieses Problem genau wider, denn sie lebte in einem gefühlsmäßig eingeschläferten, aber scheinbar angenehmen Zustand und suchte bewusst auch nichts anderes. Sie investierte nicht groß in Gefühle, wurde aber auch selbst nicht groß von Gefühlen berührt.
Das sagte ich ihr allerdings nicht direkt, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen ihre resignierte Haltung zum Leben - auch zu Partnerschaften und zu sich selbst - sehr hartnäckig verteidigen, wenn man sie darauf anspricht, wahrscheinlich aus der unbewussten Angst heraus, sie könnten erkennen, dass etwas in ihrem momentanen Leben nicht so gut ist, und müssten dann letztlich etwas daran ändern. Und genau davor haben sie in der Regel große Angst. Diese Angst vor Veränderung oder auch davor, zugeben zu müssen, dass man schon lange etwas falsch gemacht hat und es vielleicht sogar wusste, ist ziemlich verbreitet. Dahinter steckt die Angst, etwas Vertrautes zu verlieren und mit dem Neuen und Unbekannten vielleicht nicht umgehen zu können.
Ich lenkte das Gespräch also zunächst auf ihre Kindheit und half ihr, sich an Dinge zu erinnern, die sie damals begeistert hatten. Wir sprachen über Blumenkränze, Sternenhimmel, Tiere und Pflanzen, über beste Freundinnen, Lieblingsspiele und die Träume, die sie damals gehabt und von denen sie immer gehofft hatte, sie würden eines Tages in Erfüllung gehen.
Nachdem all diese Erinnerungen ihr Gesicht irgendwann zum Strahlen gebracht hatten, lenkte ich ihre Phantasie allmählich auf das Thema Partnerschaft und fragte sie, ob sie es gut fände, wenn ein Mann seine Frau spontan anrufen und sagen würde: "Liebling, zieh dein schönstes Kleid an, oder, noch besser, kauf dir ein schickes Kleid für heute Abend. Ich habe ein neues, wunderschönes Restaurant ausfindig gemacht, das ich dir gern zeigen möchte. Ganz feines Essen erwartet uns. Und wir werden so verwöhnt werden, wie du es gern hast. Wir treffen uns dort. Nimm ein Taxi, weil ich es vorher nicht nach Hause schaffe." Ein wenig Abenteuer, ein wenig Romantik, ein wenig Aufmerksamkeit! Sie war sehr angetan von dieser Vorstellung, hätte es aber noch schöner gefunden, wenn der Mann seine Frau selbst abgeholt hätte.
Dann beschrieb ich ihr, wie ein Mann vor der Haustür steht und mit der Nase klingeln muss, weil er beide Hände hinter dem Rücken verschränkt hat, um die Frau, sobald sie die Tür öffnet, mit zwei riesigen Blumensträußen zu überraschen - als Ausgleich dafür, dass er vergessen hat, den Tag ihrer ersten Begegnung mit ihr zu feiern. Sie lächelte wieder und fand diese Vorstellung sehr süß und romantisch.Dann breitete ich noch eine Phantasie vor ihr aus: Ein Mann ruft seine Frau an und bittet sie, für das kommende Wochenende nichts zu planen, weil er zwei Eintrittskarten gekauft hat. Am Abend sagt er ihr dann, dass es sich dabei nicht um einfache Eintrittskarten handelt, sondern um Karten für Disneyworld Paris mit Flug und Hotel, und dass er diese Karten gekauft hat, weil er mal wieder was ganz Leichtes und Fröhliches, völlig Sinnloses und Verspieltes mit ihr machen will, wie sie es früher so oft getan haben.
Harald Wessbecher
Teil 1
Sichere Partnerschaft - glückliche Partnerschaft?
Ich liebe dich. Ich kann ohne dich nicht mehr sein. Ich denke ständig an dich. Ich kann nicht mehr schlafen, nicht mehr arbeiten, ich will nur noch bei dir sein. Zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich so richtig lebendig, und das nur durch dich. Du gibst meinem Leben Sinn.
So oder so ähnlich beginnen viele Liebeserklärungen. Damit werden die Weichen für eine lebenslange, erfüllte Partnerschaft gestellt. Zumindest hoffen das die von Amors Pfeil Getroffenen. Verliebte Menschen schweben auf rosa Wolken. Sie sind durch und durch vergnügt und alles kommt ihnen irgendwie gut und richtig vor. Sie betrachten die Welt ausschließlich positiv. Probleme sind plötzlich keine mehr und sogar wichtige Aspekte des Alltags, wie Gelderwerb oder das Erfüllen von eingegangenen Verpflichtungen, scheinen bedeutungslos angesichts der süßen Gefühlswallung, die von ihnen Besitz ergriffen hat.
Doch so schön dieser Zustand der verliebten Schwärmerei und der höchsten Glückseligkeit auch sein mag - er ist selten beständig und bleibt leider auch nicht so intensiv, wie es sich die Verliebten erhoffen. Im gemeinsamen Alltag stellt sich oft schon bald eine tief greifende Ernüchterung ein. Irgendwann sieht man die Umstände und auch den Partner selbst nicht mehr durch die rosarote Brille, und die ganze schöne Anfangsverliebtheit wird von enttäuschten Erwartungen, Verletzungen und Kränkungen erschüttert. Jetzt wird den meisten einst so Verliebten klar, dass durch den Partner und die Liebe zu ihm sehr viel weniger neu und besser geworden ist, als sie sich ursprünglich erhofft hatten. Und in einem gewissen Stadium der Ernüchterung wird dann alles in Zweifel gezogen: War da überhaupt jemals Liebe im Spiel? Bin ich vielleicht nur einer Illusion aufgesessen? Waren es etwa nur meine eigenen Gefühle und Erwartungen, die ich in dem anderen Menschen erfüllt sah? Habe ich ihn überhaupt wirklich erkannt und verstanden? Warum habe ich die Ratschläge sämtlicher Freunde missachtet und all ihre Zweifel ignoriert? Vielleicht aus Angst enttäuscht zu werden?
Beobachtungen aus der Praxis
Zunächst möchte ich Sie an dem teilhaben lassen, was ich in den letzten zwanzig Jahren in der Beratung von Paaren und Einzelpersonen beobachten konnte. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen sehr unsicher verhalten, wenn es um das Thema Partnerschaft geht, und dass die wenigsten durchschauen, was ihnen im Zusammenhang mit Liebe und Partnerschaft eigentlich am schwersten fällt. Die wenigsten fragen sich, warum sie überhaupt eine Partnerschaft suchen, welche Art von Partner zu ihnen passen könnte, was darüber entscheidet, ob eine Partnerschaft für sie erfolgreich und erfüllend werden kann, und wie sie eine solche Partnerschaft finden könnten.
Die meisten Paare, die gemeinsam zu einer Beratung kamen, weil sie hofften, ich könne ihnen helfen, ihre angeschlagene Partnerschaft zu kitten, überraschten mich damit, dass sie so selbstverständlich davon ausgingen, dies sei grundsätzlich ein gutes Ziel. Selten hatten sich die Partner vorher gefragt, ob es sich überhaupt lohnte, die Partnerschaft zu erhalten, ob sie noch genügend Liebe füreinander empfanden, ob ihnen die Partnerschaft überhaupt noch gut tat oder welche Art von Partnerschaft ihnen vorschwebte und ob sie es für möglich hielten, eine solche Partnerschaft mit ihrem jetzigen Partner zu leben. Sie lebten vor allem in ihrer Vergangenheit, wollten das Vertraute irgendwie erhalten und eigentlich nur wissen, was sie gemeinsam dafür tun konnten oder - in extremen Fällen, in denen sich nur einer als Opfer fühlte -, was der Partner dafür tun sollte.
In einem konkreten Fall kam ein Ehepaar, etwa Mitte fünfzig. Beide Partner waren offenbar nur daran interessiert, ausführlich zu berichten, was der jeweils andere alles falsch macht oder gemacht hat, wie ungerecht er sich selbst behandelt fühlt und wie verletzt und enttäuscht er war. Dann sollte ich dem jeweils anderen Partner sagen, was der alles tun solle oder müsse, damit die Partnerschaft wieder schön funktionieren könne. Meine "hilfreichen" Kommentare sollten stets dazu beitragen, dass der andere seine Schuld am allmählichen Untergang der Partnerschaft erkannte. Ich nahm mir jedoch die Freiheit, die Schimpfkanonaden der beiden Enttäuschten dadurch zu unterbrechen, dass ich eine einfache Frage stellte.
Zunächst fragte ich die Frau, was sie denn an ihrem Partner im Moment noch so sehr liebe, dass sie dafür bei ihm bleiben wolle. Sie stutzte, überlegte eine Weile und sprach dann davon, wie liebevoll ihr Partner sich früher immer um sie gekümmert habe, wie verlässlich er immer gewesen sei und wie rücksichtsvoll. Sie sagte nichts über die Gegenwart, sondern beschrieb nur, was früher alles schön an der Partnerschaft gewesen war. Als ich mehrmals nachhakte, was sie denn jetzt, in der Gegenwart an ihrem Partner liebe, fiel ihr nichts mehr ein.
Sie begann sich zu wiederholen und betonte noch einmal, ihr Partner sei immer für sie da gewesen und habe sie bewundert, egal, was sie getan habe. Jetzt allerdings habe er an allem, was sie tue, etwas auszusetzen, und das gebe ihr das Gefühl, sie mache alles falsch. Als ich ihm die gleiche Frage stellte, schweifte er ebenfalls ständig in die Vergangenheit ab und fand aktuell nichts Liebenswertes an seiner Frau.
Ich fragte die beiden ganz offen: "Wenn ihr keine Liebe mehr füreinander empfindet, warum seid ihr dann hier? Warum liegt euch dann noch etwas an einem gemeinsamen Weg?"
Sie schauten sich sprachlos an und waren vermutlich selbst schockiert darüber, dass sie diese grundsätzliche Frage nach ihrer Liebe und dem weiteren Sinn ihrer Partnerschaft nie gestellt oder aus Angst vor den Konsequenzen nie zu stellen gewagt hatten. Nach einer Weile sagten sie: "Vielleicht nur aus Angst, etwas Vertrautes zu verlieren, auch wenn es schon längst nicht mehr da war. Aus Angst allein zu sein oder wieder ganz neu anfangen zu müssen. Aus Angst, einen neuen Partner suchen und sich erst wieder an ihn gewöhnen zu müssen."
Im folgenden Gespräch erkannten sie ganz schnell, dass es die verschiedensten Ängste waren, die verhinderten, dass sie sich diese grundsätzlichen Fragen nach Liebe und Sinn in ihrer Partnerschaft stellten, obwohl sie ihre Beziehung gegenwärtig als Katastrophe empfanden und weder Achtung noch Liebe mehr für ihren Partner empfanden. Sie wollten einfach nur etwas wiederbeleben, was schon lange vorbei war und in dieser Form wohl auch nicht mehr wiederkommen würde. Aber das wollten sie nicht wahrhaben.
Allerdings waren sie sich jetzt nicht einmal mehr sicher, ob sie sich jemals geliebt hatten oder ob sie es nicht schon immer einfach nur bequem miteinander hatten haben wollten und deshalb zu Beginn so sehr füreinander da gewesen waren. Hatten sie vielleicht nur das geliebt, was sie in der Beziehung bekamen, und gar nicht unbedingt den Menschen, von dem sie es bekamen?
Diese Erkenntnis erschütterte die beiden so sehr, dass sie das Gespräch beenden wollten, um ihren Weg von nun an konsequent allein zu gehen. Sie dankten mir und fühlten sich beide irgendwie erleichtert - trotz der Schwere der Erkenntnis.
Fälle wie diese - und es gibt viele davon - haben mir deutlich gemacht, wie selten Menschen ihre gegenwärtige Beziehung zu anderen Menschen grundsätzlich hinterfragen. Sie leben in der Vergangenheit, in Projektionen oder in Ängsten, die ihre Sicht auf das, was ist, vernebeln. Vertrautes wird häufig als gut empfunden, weil man es nun mal kennt und weil es vielleicht mal gut gewesen ist, doch selbst das trifft nicht immer zu. Wer verliebt ist oder zu lieben glaubt, fragt sich selten, in was genau er denn so verliebt ist und was er von einer langfristigen Beziehung mit dem oder der Geliebten erwartet oder erwarten kann. Und wie spürt man, wann in einer Beziehung etwas nicht mehr da ist? Oder woher weiß man, wonach man in einer Beziehung suchen soll?
Oft kommen Menschen zu mir, weil sie gern in einer guten Partnerschaft leben würden, aber einfach keinen Partner finden - zumindest keinen, bei dem sie sich wohl fühlen und der sie ebenfalls gern hat. Wenn ich diese Menschen zum Beispiel frage "Warum willst du denn überhaupt einen Partner finden? Was erwartest du von einer Partnerschaft? Wie soll dein Partner sein? Wie willst du dich mit ihm fühlen? Was bedeutet Liebe für dich?", kommen oft erschreckend flache Antworten, wie zum Beispiel diese: "Alle wollen doch eine Partnerschaft, wir sind nun mal nicht für das Alleinsein gemacht. Ohne Partnerschaft ist das Leben sinnlos. In der Partnerschaft will ich frei sein. Ich will lieben und geliebt werden. Ich will einen Partner, der zuhören kann. Er soll meinem Schönheitsideal entsprechen und erfolgreich sein. Ich will glücklich sein in der Partnerschaft."
Natürlich sind solche Antworten irgendwie nachzuvollziehen, aber sie sind auch sehr klischeehaft und deuten darauf hin, dass sich derjenige, der sie gibt, bis jetzt kaum konkrete Gedanken gemacht hat - weder über Liebe und Partnerschaft noch über sein eigenes Leben, also darüber, wie er leben will und was er erreicht haben möchte, bevor er stirbt.
Und weil dies so ist, tun viele Menschen so, als erfülle die Partnerschaft an sich einen Zweck und als sei alles in Ordnung, solange es eine Partnerschaft gibt und man in ihr keine allzu großen Probleme hat. Aber wie kann jemand, der sich so wenig Gedanken über seine Sehnsüchte und seine Lebensabsicht macht, ein erfülltes Leben führen und eine erfüllte Partnerschaft in dieses Leben ziehen?
Vor Jahren kam eine Frau, Mitte vierzig, mit einem gesundheitlichen Problem an der Bauchspeicheldrüse zu mir als Heiler. Es war nicht ihre Absicht, über ihr Leben oder ihre Partnerschaft nachzudenken. Schon gar nicht wollte sie etwas Grundsätzliches in ihrem Leben verändern. Nur ihr Problem mit der Bauchspeicheldrüse, das wollte sie loshaben.
Wer sich schon einmal mit den psychosomatischen Aspekten von Krankheiten auseinander gesetzt hat, weiß, dass Krankheiten im Bereich der Bauchspeicheldrüse - beispielsweise Diabetes - auf Probleme im Gefühlsbereich der betreffenden Person hinweisen. Zum Beispiel könnte die erkrankte Person sehr sensibel sein und als Kind zu wenig Liebe in Form von Zuwendung und Zärtlichkeit bekommen haben. In der Folge versuchte sie dann vielleicht, sich Liebe zu erkaufen, und zwar durch eine übergroße Bereitschaft, die Erwartungen anderer Menschen, insbesondere ihrer Eltern zu erfüllen und ein "liebes Kind" zu sein - brav, zugänglich und hilfsbereit -, nur um zu erkennen, dass ihre Leistungen vielleicht akzeptiert wurden, aber nicht unbedingt auch sie selbst als Mensch. Es könnte sogar sein, dass immer mehr Erwartungen und Ansprüche von außen an die Person herangetragen wurden und sie in Relation zu dem, was sie gab, immer weniger an Zuwendung bekam. Das könnte dazu geführt haben, dass sich die Person allmählich gekränkt und verletzt in sich selbst zurückzog, womöglich mit dem Gedanken, sie habe es nicht besser verdient. Irgendwann könnte sie dann resigniert und die Ausweglosigkeit ihrer Situation dadurch erträglicher zu machen versucht haben, dass sie ihre Gefühle mehr und mehr verdrängte und ihr Herz verschloss. Liebe und Anerkennung wollte sie zwar nach wie vor haben, doch mit dieser Erwartungshaltung bekam sie immer weniger davon. Und irgendwann konnten die Gefühle gar nicht mehr fließen. Sie hörte nicht nur auf, Gefühle zu geben, sie konnte auch keine Gefühle mehr von anderen annehmen.
Diese Art von Gefühlsblockade in Verbindung mit einer ausgeprägten Vorwurfshaltung kann sich irgendwann psychosomatisch äußern, zum Beispiel als Bauchspeicheldrüsenproblem. Damit die Heilkräfte der betreffenden Person wieder in Gang kommen können, ist es nun wichtig, dass sie lernt, ihre Sehnsüchte zu entdecken und zu leben, sich nicht mehr von der Akzeptanz anderer Menschen abhängig zu machen, integer zu sein und sich selbst zu achten und zu lieben. Unabhängig davon, was andere von ihr halten, sollte sie stets tun, was ihr selbst wichtig ist. Natürlich muss sich eine solche Person auch fragen, wo ihre Sehnsüchte und Fähigkeiten liegen, was sie an sich selbst gut findet und vor allem, welche Art von Leben sie führen möchte und welche Rolle andere Menschen, insbesondere ein Partner, in diesem Leben spielen könnten.
Vor diesem Hintergrund, den ich auch meiner Klientin vorsichtig nahe bringen wollte, stellte ich zu Beginn der Beratung die harmlose Frage: "Wie sehen Sie Ihre Ehe?"
"Normal", sagte sie.
Ich fragte nach, was sie denn unter einer normalen Ehe verstehe, und ihre Antwort kam prompt: "Wir haben keine größeren Probleme. Mein Mann ist zuverlässig und lässt mir meinen Freiraum. Er geht nicht fremd - glaube ich -, schafft ein finanziell sicheres Umfeld, und auch wenn wir nicht allzu viel zusammen unternehmen, ist doch alles recht harmonisch. Auch unsere Kinder haben sich gut entwickelt, sind jetzt aber schon selbstständig."
Diese Antwort machte mir zwei Dinge deutlich: (1) In der Beziehung zu ihrem Mann gab es keine gefühlsmäßigen Höhepunkte. Beide lebten relativ gemütlich nebeneinander her und hatten alles gut im Griff. Ihr Leben war sicher und überschaubar. (2) Persönliche Leidenschaften und Sehnsüchte wurden nicht gesucht und nicht ausgelebt, zumindest nicht gemeinsam.
Und doch saß sie hier mit einem Bauchspeicheldrüsenproblem, das auf ein unbefriedigtes oder nicht ausgelebtes Gefühlsleben hindeutete. Und ihre Antwort spiegelte dieses Problem genau wider, denn sie lebte in einem gefühlsmäßig eingeschläferten, aber scheinbar angenehmen Zustand und suchte bewusst auch nichts anderes. Sie investierte nicht groß in Gefühle, wurde aber auch selbst nicht groß von Gefühlen berührt.
Das sagte ich ihr allerdings nicht direkt, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen ihre resignierte Haltung zum Leben - auch zu Partnerschaften und zu sich selbst - sehr hartnäckig verteidigen, wenn man sie darauf anspricht, wahrscheinlich aus der unbewussten Angst heraus, sie könnten erkennen, dass etwas in ihrem momentanen Leben nicht so gut ist, und müssten dann letztlich etwas daran ändern. Und genau davor haben sie in der Regel große Angst. Diese Angst vor Veränderung oder auch davor, zugeben zu müssen, dass man schon lange etwas falsch gemacht hat und es vielleicht sogar wusste, ist ziemlich verbreitet. Dahinter steckt die Angst, etwas Vertrautes zu verlieren und mit dem Neuen und Unbekannten vielleicht nicht umgehen zu können.
Ich lenkte das Gespräch also zunächst auf ihre Kindheit und half ihr, sich an Dinge zu erinnern, die sie damals begeistert hatten. Wir sprachen über Blumenkränze, Sternenhimmel, Tiere und Pflanzen, über beste Freundinnen, Lieblingsspiele und die Träume, die sie damals gehabt und von denen sie immer gehofft hatte, sie würden eines Tages in Erfüllung gehen.
Nachdem all diese Erinnerungen ihr Gesicht irgendwann zum Strahlen gebracht hatten, lenkte ich ihre Phantasie allmählich auf das Thema Partnerschaft und fragte sie, ob sie es gut fände, wenn ein Mann seine Frau spontan anrufen und sagen würde: "Liebling, zieh dein schönstes Kleid an, oder, noch besser, kauf dir ein schickes Kleid für heute Abend. Ich habe ein neues, wunderschönes Restaurant ausfindig gemacht, das ich dir gern zeigen möchte. Ganz feines Essen erwartet uns. Und wir werden so verwöhnt werden, wie du es gern hast. Wir treffen uns dort. Nimm ein Taxi, weil ich es vorher nicht nach Hause schaffe." Ein wenig Abenteuer, ein wenig Romantik, ein wenig Aufmerksamkeit! Sie war sehr angetan von dieser Vorstellung, hätte es aber noch schöner gefunden, wenn der Mann seine Frau selbst abgeholt hätte.
Dann beschrieb ich ihr, wie ein Mann vor der Haustür steht und mit der Nase klingeln muss, weil er beide Hände hinter dem Rücken verschränkt hat, um die Frau, sobald sie die Tür öffnet, mit zwei riesigen Blumensträußen zu überraschen - als Ausgleich dafür, dass er vergessen hat, den Tag ihrer ersten Begegnung mit ihr zu feiern. Sie lächelte wieder und fand diese Vorstellung sehr süß und romantisch.Dann breitete ich noch eine Phantasie vor ihr aus: Ein Mann ruft seine Frau an und bittet sie, für das kommende Wochenende nichts zu planen, weil er zwei Eintrittskarten gekauft hat. Am Abend sagt er ihr dann, dass es sich dabei nicht um einfache Eintrittskarten handelt, sondern um Karten für Disneyworld Paris mit Flug und Hotel, und dass er diese Karten gekauft hat, weil er mal wieder was ganz Leichtes und Fröhliches, völlig Sinnloses und Verspieltes mit ihr machen will, wie sie es früher so oft getan haben.
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Autoren-Porträt von Harald Wessbecher
Seit mehr als fünfzehn Jahren vermittelt Harald Wessbecher in Vorträgen, Seminaren und Konsultationen praktische Methoden, die dabei helfen, gesünder, erfolgreicher und bewusster zu leben. Seine Beratungen für Firmen dienen der Motivation und Befähigung von Führungskräften und Mitarbeitern, gemeinsam neue Wege zu gehen, um die wirtschaftlichen Ziele des Unternehmens auf der Basis optimaler Selbstverwirklichung jedes Beteiligten zu erreichen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Harald Wessbecher
- 2006, 207 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: INTEGRAL
- ISBN-10: 3778791672
- ISBN-13: 9783778791677
Kommentar zu "Die Energie der Liebe"
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