Metamorphose, Kunstgriff der Evolution

Der Biologe und Ökologe Andreas Suchantke legt die Summe seiner jahrzehntelangen Forschungen und naturkundlichen Betrachtungen vor. Eine beeindruckende, umfassende Monografie zum Thema der Metamorphose, die auch durch die zahlreichen Farbfotos und Schwarzweißzeichnungen fasziniert.

Die Idee der Metamorphose - des Gestaltwandels einzelner Organismen wie ganzer Entwicklungslinien - ist seit den bedeutsamen Ansätzen Goethes von der Forschung kaum aufgegriffen worden. Die Lebenswissenschaften haben sich in eine andere Richtung entwickelt; sie haben gewachsene Strukturen analytisch zergliedert und ihre ganze Aufmerksamkeit dabei auf die Teile und die einzelnen Bauelemente des Organismus gerichtet. Die übergeordnete, die Teile aufeinander abstimmende Einheit geriet aus dem Blick. In seiner ausführlichen, einfühlsamen Studie versucht Andreas Suchantke, diese Einseitigkeit durch eine 'dynamische Morphologie' zu ergänzen, das heißt durch die Darstellung der übergreifenden Zeitgestalten, die die unendlich vielen diskreten Teile und Prozesse bedingen und synchronisieren. Dabei behandelt er sowohl viele pflanzliche Bildungen im Blatt- und im Blütenbereich als auch Entwicklungsabläufe im Tierreich, vor allem bei Insekten, Vögeln und Säugetieren.

Der Gedanke der Metamorphose ist auch für das Verständnis ökologischer Zusammenhänge unerlässlich. Und nicht zuletzt eröffnet er ein vertieftes Verständnis der Evolution des Menschen. Ein entscheidender Schlüssel ist hierbei das Prinzip der morphologischen und physiologischen Dreigliederung. Andreas Suchantke fasst anschaulich zusammen, was in dieser Richtung bisher erforscht und entdeckt wurde. In dieser umfassenden Behandlung des Themas ist sein Buch einzigartig.