Microcontos Minigeschichten aus Brasilien
dtv zweisprachig für Könner - Portugiesisch
(Sprache: Deutsch, Portugiesisch)
79 Texte von 13 zeitgenössischen Autorinnen und Autoren aus Brasilien.
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Taschenbuch
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Microcontos Minigeschichten aus Brasilien “
79 Texte von 13 zeitgenössischen Autorinnen und Autoren aus Brasilien.
Klappentext zu „Microcontos Minigeschichten aus Brasilien “
Brasilien - Gastland der Frankfurter Buchmesse 2013Des Lebens ganze Fülle pointiert auf engsten sprachlichen Raum zu verdichten ist die Kunst von Kürzestgeschichten, einem Genre, das in der südamerikanischen Literatur sehr beliebt ist. Die thematische Breite ist groß, vielfach sind die hier versammelten Geschichten brasilianischer Autorinnen und Autoren unmittelbar im Alltag verankert und damit Spiegel der Gesellschaft. Scharf und prägnant, lyrisch-impressionistisch oder ironisch-humorvoll - durch ihre Kürze wirken die Texte einladend und eignen sich damit bestens zum Selbststudium wie auch zur Verwendung im Sprachunterricht.
Die Autoren:
Tata Amaral, Marçal Aquino, Beatriz Bracher, Marcelino Freire, Andréa del Fuego, Ivana Arruda Leite, Victor Paes, Adriana Lisboa, José Rezende Jr., Sidney Rocha, Luiz Ruffato, Walther Moreira Santos, Veronica Stigger.
dtv zweisprachig - Die Vielfalt der Sprachen auf einen Blick
Die Reihe umfasst drei Sprach-Niveaus - Einsteiger, Fortgeschrittene und Könner - und mittlerweile über 130 Titel in vielen Sprachen. Landeskunde, Kulturgeschichte und Redewendungen, zeitgenössische und klassische Texte in unterschiedlichen Formen und Genres - von der Kurzgeschichte bis zum Krimi - für jeden Lesegeschmack ist etwas dabei. Einzigartig ist die konsequente Zeilengleichheit zwischen Originaltext und Übersetzung, damit man vom ersten bis zum letzten Wort in zwei Sprachwelten zuhause ist.
Lese-Probe zu „Microcontos Minigeschichten aus Brasilien “
Microcontos - Minigeschichten aus Brasilien ausgewählt von Luísa Costa Hölzl Tata Amaral
O pau no gato
... mehr
«Vai nada! Eles sempre dizem que vêm e não vêm nunca.»
«Desta vez vêm mesmo!»
«Você é boba! Acredita em cada coisa.»
«Deixa que eu te ajudo.»
«Segura uma alça. Assim não pesa para ninguém. »
Elas diminuem o passo, ofegantes com o esforço.
«Eu mesma li. Te juro. na casa da patroa. Explicava tudo. Depois comentei com a Dona Márcia e ela confirmou: até o final do ano nenhum bairro vai deixar de ter luz elétrica.»
«E aquilo lá é bairro?»
«A vila também, ora essa.»
Pára pra respirar um pouco. A outra também. Continuam.
«E olha que outro dia o Chico viu o carro da companhia de luz passeando por aí.»
«Besteira! Se vier, não passa uma quadra da avenida.»
«Tô com medo. o Rivaldo em casa doente. A pensão é curta, sabe? Só falta ter que pagar conta de luz.»
«Sossega. não tem perigo. Certeza.»
Vão parando, perto de uma bifurcação do caminho.
«Te encontro no ponto amanhã?»
«Amanhã não. É quinta-feira, esqueceu? Vou pros lados do Campo Limpo.»
«Lonjura ...»
«Dureza ...» As duas se despedem na porta da casa de uma. A noite vem descendo, acendendo as luzes das casas.
O emaranhado de fios dos «gatos» faz circular energia elétrica de graça na vila. Vem subindo desde a avenida, determinado, tecendo uma trama incompreensível. De vez em quando, um aglomerado de tênis de menino pendurado pelos fios serve de decoração, feito bandeirinhas pesadas ao vento. As duas mulheres se separam, entram pra dentro de suas casas, trocando as preocupações de fora pelas de dentro. Dureza.
Tata Amaral
Aus dem Kabelverhau
«Das wird nichts! Die sagen immer, sie kommen, und dann kommen sie doch nicht.»
«Diesmal bestimmt!»
«Red keinen unsinn! Du glaubst aber auch alles.»
«Lass mich dir helfen.»
«Nimm du den anderen Griff, so ist's für uns beide leichter. »
Außer Atem vor Anstrengung, gehen sie langsamer.
«Ich hab's selbst gelesen, glaub mir. Bei der Senhora zuhause. Es wurde alles erklärt. Dann hab ich mit Dona Márcia gesprochen und sie hat's auch gesagt. Bis zum Ende dieses Jahres wird kein Stadtviertel mehr ohne Strom sein.»
«Und das hier soll ein Stadtviertel sein?»
«Die Siedlung auch, na klar!»
Sie hält an, um zu verschnaufen. Die andere auch. Sie gehen weiter.
«Und außerdem hat Chico neulich den Wagen der Elektrizitätswerke hier herumfahren sehen.»
«Blödsinn! Wenn der kommt, dann doch nie weiter hinauf als bis zur ersten Querstraße.»
«Ich hab Angst. Mit dem kranken Rivaldo daheim. Die Rente ist knapp, du weißt ja. Eine Stromrechnung fehlt da gerade noch.»
«Beruhig dich, kein Grund zur Sorge. Wirklich.»
Sie halten kurz vor einer Weggabelung an.
«Morgen wieder an der Haltestelle?»
«Morgen nicht. Donnerstag, schon vergessen? ich fahr raus nach Campo Limpo.»
«Elende Fahrerei ...»
«Elende Schinderei ...»
Sie verabschieden sich vor der Tür der einen. Die Nacht bricht herein, in den Häusern gehen die Lichter an. Durchs Dickicht der Drähte im Kabelverhau kann der elektrische Strom in der Siedlung kostenlos fließen. Er kommt entschlossen von der Hauptstraße herauf und endet in einem undurchdringlichen Gewirr. Hier und da hängt schmuckvoll ein Knäuel Kinderturnschuhe an den Schnürsenkeln herab, wie schwere Windfähnchen. Die beiden Frauen trennen sich, gehen in ihre Häuser und tauschen die Sorgen von draußen gegen die von drinnen. Elende Schinderei.
A janta
A pior hora era a do jantar.
Depois da escola, todo mundo chegava a mil. Tinha o banho, a mãe atormentada com aquele tanto de criança, fazendo algazarra, molhando tudo, bagunçando a casa limpa que tanto trabalho devia ter dado pra limpar. Ela era a mais velha. A mais levada também. Atordoava a mãe, hoje ela sabe. As brigas pela televisão, o lugar no sofá ... Era também a mais mandona. Sempre querendo que os irmãos fizessem assim, fizessem assado.
Depois tudo ia acalmando, uns cochilavam no sofá, outros no chão. Vez por outra saía um arranca-rabo. Ela impunha respeito, senão a mãe vinha brigar. Afinal, ela era a mais velha.
Ela ficava esperando o bife. Era um sinal. Demorava sempre. A mãe vinha pra sala, olhava as crianças, ouvia um reclamando do outro, ficava brava, voltava pra cozinha. Depois voltava a passar pela sala, ignorando a reclamação dos irmãos. Tinham fome. ia até a porta e ficava lá. Às vezes pegava de prosa com uma vizinha. Demorando ...
E ela ali, fingindo prestar atenção na televisão, preocupada com o bife.
De repente, a mãe passava de volta, sumindo pra dentro. Então vinha o chiado da frigideira, o cheirinho da carne na chapa. os irmãos se excitavam.
A mãe começava a trazer as travessas pra sala. Vinha, voltava, vinha e voltava. Demorava. Finalmente trazia a travessa dos bifes, a criançada já sentada à volta da mesa. A mãe não deixava ninguém comer enquanto ela não se sentasse. E ela sempre parecia que não ia sentar nunca.
Então, quando não tinha mais jeito, sentava. Começava a servir o arroz, o feijão, o bife já esfriando, filho por filho, prato por prato. A criançada se acalmava, boca cheia. Só o mastigar e o barulho dos talheres nos pratos podiam ser ouvidos. ninguém olhava pra ninguém, todos concentrados na comida. ninguém olhava o lugar vazio do pai assombrando todo mundo.
Abendessen
Die schlimmste Zeit war abends beim Essen.
Nach der Schule waren alle aufgekratzt. Dann ging's ab ins Bad, die ganze Bande quälte die Mutter, schrie herum, überschwemmte alles und veranstaltete einen Saustall im frisch geputzten Haus, das zu putzen ganz schön Arbeit gemacht haben musste. Sie war die Älteste. und auch die Frechste. Sie brachte die Mutter um den Verstand, heute weiß sie das. Der ewige Streit um den Fernseher, um den Platz auf dem Sofa ... Sie war es auch, die am meisten herumkommandierte, die immer bestimmte, die Geschwister hätten dieses oder jenes zu tun.
Danach wurde es erst einmal ruhiger, die einen dämmerten auf dem Sofa herum, die anderen auf dem Boden. Hin und wieder brach ein Tohuwabohu aus. Sie setzte sich durch, sonst würde die Mutter kommen und schimpfen. immerhin war sie die Älteste.
Sie wartete auf das Schnitzel, das war ein Wink. Doch es dauerte immer. Die Mutter kam ins Wohnzimmer, sah die Kinder an und hörte zu, wie sich eins übers andere beschwerte, wurde prompt wütend und ging in die Küche zurück. Dann wieder kam sie durchs Wohnzimmer und überhörte dabei das Gezanke der Geschwister. Die hatten Hunger. Sie ging bis zur Haustür und blieb dort stehen. Manchmal quatschte sie auch mit einer Nachbarin. und es dauerte ...
Sie, die Tochter, saß da und tat so, als würde sie fernsehen, dachte aber nur ans Schnitzel.
Auf einmal kam die Mutter wieder und verschwand nach hinten. Dann brutzelte es in der Pfanne, duftete nach Grillfleisch. Die Geschwister wurden ganz aufgeregt.
Die Mutter begann, die Platten ins Wohnzimmer zu tragen. Kam, ging wieder zurück, kam nochmal und ging wieder zurück. Es dauerte. Endlich brachte sie die Platte mit den dünnen Schnitzeln, die Kinderschar saß schon um den Tisch. Keiner durfte anfangen, solange sie selbst nicht saß. und jedes Mal schien es, als würde sie sich nie setzen.
Erst wenn nichts mehr zu tun war, setzte sie sich. Sie verteilte den Reis, dann die Bohnen, ein Kind nach dem anderen, ein Teller nach dem anderen, das Fleisch wurde schon kalt. Die Schar beruhigte sich, ihre Münder waren gestopft. nur das Kauen und das Geklapper von Besteck war zu hören. Keiner schaute den anderen an, alle waren mit Essen beschäftigt. Keiner schaute zum leeren Platz vom Vater, der über allem spukte.
Amor infinito
«Não vai jantar?»
«Já comi.»
Ela aponta o controle remoto para a televisão, como se fosse uma arma. Troca o canal. na TV, um noticiário banal. Ele passa a mão encardida pela sua coxa. Ela finge que não percebe.
«E os meninos?»
Ela demora a responder, como se estivesse muito atenta ao que se passa na TV. Responde, sem olhar para ele.
«Dormindo.»
Depois não aguenta. Explode.
«Você lembra que eles existem?»
«Vai começar?»
«O que eu tenho vontade é de terminar.»
Ele retira a mão que ficara estacionada na sua coxa. Fica olhando a televisão. Sem ver. Depois, lentamente, vai deitando no colo da mulher. Ela abaixa a cabeça. Seus olhares se encontram. Ele se aninha melhor. Volta o rosto na direção da sua barriga. Abraça sua cintura. Fecha os olhos.
Suavemente, a mão da mulher vai se enroscando no cabelo dele. Seus olhos pregados no rosto do homem a dormir.
A televisão continua contando notícias sem importância ...
Endlose Liebe
«Willst du nichts essen?»
«Hab schon gegessen.»
Sie richtet die Fernbedienung auf den Fernseher wie eine Waffe und wechselt den Sender. Es läuft eine billige Nachrichtensendung. Er streicht mit seiner verdreckten Hand über ihren Schenkel. Sie tut, als merke sie es nicht.
«und die Kinder?»
Sie antwortet nicht sofort, als würde sie brennend interessieren, was im Fernsehen kommt. ohne ihn anzusehen, sagt sie:
«Schlafen.»
Dann hält sie es nicht mehr aus. Sie explodiert:
«Weißt du überhaupt noch, dass es sie gibt?»
«Fängst du wieder an?»
«Eher möchte ich Schluss machen.»
Er zieht die Hand zurück, die auf ihrem Schenkel geparkt war. Er schaut in den Fernseher, ohne etwas zu sehen. Dann, ganz langsam, lässt er seinen Kopf in den Schoß der Frau sinken. Sie beugt sich herab, die Blicke treffen sich. Er schmiegt sich bequemer an, dreht das Gesicht zu ihrem Bauch, legt einen Arm um ihre Taille und schließt die Augen.
Sanft beginnt die Hand der Frau mit seinem Haar zu spielen. ihre Augen sind auf das Gesicht des schlafenden Mannes geheftet.
Im Fernsehen bringen sie weiter belanglose nachrichten ...
Marçal Aquino
Cantata
Do nada, no meio da rua, ele a puxa para si e a beija demorada e apaixonadamente, a ponto de chamar a atenção transeunte. Quando terminam, ela se afasta dele, com o rosto afogueado e, mais pela surpresa, quase sem fôlego. Então solta uma exclamação e uma pergunta:
«Nossa! A que devemos isso?»
«Quis aumentar minha frequência cardíaca. Dizem que é bom pro coração.»
Ela ri. Ele completa:
«Pra durar mais tempo ao seu lado no mundo.»
Daí ela abre um sorriso e os braços e caminha na direção dele. E ele se encaixa naquele abraço de um jeito que nunca tinha se encaixado em nenhum outro lugar no mundo. Como se tivesse nascido ali.
Marçal Aquino
Weltliche Kantate
Einfach so, mitten auf der Straße, zieht er sie an sich und küsst sie lange und leidenschaftlich, bis sie die Aufmerksamkeit der Fußgänger wecken. Als sie fertig sind, weicht sie mit erhitztem Gesicht ein paar Schritte zurück, überrascht, fast atemlos. Dann ein Ausruf und eine Frage:
«Himmel! Wo kam das denn her?»
«Wollte nur meine Herzfrequenz erhöhen. Man sagt, das ist gut fürs Herz.»
Sie lacht. und er:
«Damit ich länger an deiner Seite auf der Welt bleiben kann.»
Da lächelt sie, breitet die Arme aus und geht zu ihm. und er nistet sich in diese Umarmung ein, wie er sich noch nie an einem Ort der Welt eingenistet hat. Als wäre er hier geboren.
A casa vermelha da praça
Tio Cecílio atravessou um ano inteiro num morre- não morre, que acabou se integrando de forma natural à rotina da casa. Prima Tarsila chegou a dar uma festa de aniversário, com DJ e tudo, como se ignorasse as dores do pai no andar de cima.
No dia de sua morte, tio Cecílio amanheceu recobrado, de faces coradas, iludindo que podia sarar a qualquer momento. Pediu que o sentassem na cama e abrissem a janela do quarto. Tinha sido criado naquela casa, queria espiar pela vez derradeira o casario trivial da praça, o sol deixando a paisagem em carne-viva.
Lugar medonho, ele disse.
E deu uma risada cava, a última, por sinal, antes de encerrar o expediente neste mundo.
Disque-denúncia
«Cabeça?»
«É.»
«De quem?»
«Não sei. O dono não tá junto.»
Übersetzung: Wanda Jakob
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
© s. S. 138 ff.
«Vai nada! Eles sempre dizem que vêm e não vêm nunca.»
«Desta vez vêm mesmo!»
«Você é boba! Acredita em cada coisa.»
«Deixa que eu te ajudo.»
«Segura uma alça. Assim não pesa para ninguém. »
Elas diminuem o passo, ofegantes com o esforço.
«Eu mesma li. Te juro. na casa da patroa. Explicava tudo. Depois comentei com a Dona Márcia e ela confirmou: até o final do ano nenhum bairro vai deixar de ter luz elétrica.»
«E aquilo lá é bairro?»
«A vila também, ora essa.»
Pára pra respirar um pouco. A outra também. Continuam.
«E olha que outro dia o Chico viu o carro da companhia de luz passeando por aí.»
«Besteira! Se vier, não passa uma quadra da avenida.»
«Tô com medo. o Rivaldo em casa doente. A pensão é curta, sabe? Só falta ter que pagar conta de luz.»
«Sossega. não tem perigo. Certeza.»
Vão parando, perto de uma bifurcação do caminho.
«Te encontro no ponto amanhã?»
«Amanhã não. É quinta-feira, esqueceu? Vou pros lados do Campo Limpo.»
«Lonjura ...»
«Dureza ...» As duas se despedem na porta da casa de uma. A noite vem descendo, acendendo as luzes das casas.
O emaranhado de fios dos «gatos» faz circular energia elétrica de graça na vila. Vem subindo desde a avenida, determinado, tecendo uma trama incompreensível. De vez em quando, um aglomerado de tênis de menino pendurado pelos fios serve de decoração, feito bandeirinhas pesadas ao vento. As duas mulheres se separam, entram pra dentro de suas casas, trocando as preocupações de fora pelas de dentro. Dureza.
Tata Amaral
Aus dem Kabelverhau
«Das wird nichts! Die sagen immer, sie kommen, und dann kommen sie doch nicht.»
«Diesmal bestimmt!»
«Red keinen unsinn! Du glaubst aber auch alles.»
«Lass mich dir helfen.»
«Nimm du den anderen Griff, so ist's für uns beide leichter. »
Außer Atem vor Anstrengung, gehen sie langsamer.
«Ich hab's selbst gelesen, glaub mir. Bei der Senhora zuhause. Es wurde alles erklärt. Dann hab ich mit Dona Márcia gesprochen und sie hat's auch gesagt. Bis zum Ende dieses Jahres wird kein Stadtviertel mehr ohne Strom sein.»
«Und das hier soll ein Stadtviertel sein?»
«Die Siedlung auch, na klar!»
Sie hält an, um zu verschnaufen. Die andere auch. Sie gehen weiter.
«Und außerdem hat Chico neulich den Wagen der Elektrizitätswerke hier herumfahren sehen.»
«Blödsinn! Wenn der kommt, dann doch nie weiter hinauf als bis zur ersten Querstraße.»
«Ich hab Angst. Mit dem kranken Rivaldo daheim. Die Rente ist knapp, du weißt ja. Eine Stromrechnung fehlt da gerade noch.»
«Beruhig dich, kein Grund zur Sorge. Wirklich.»
Sie halten kurz vor einer Weggabelung an.
«Morgen wieder an der Haltestelle?»
«Morgen nicht. Donnerstag, schon vergessen? ich fahr raus nach Campo Limpo.»
«Elende Fahrerei ...»
«Elende Schinderei ...»
Sie verabschieden sich vor der Tür der einen. Die Nacht bricht herein, in den Häusern gehen die Lichter an. Durchs Dickicht der Drähte im Kabelverhau kann der elektrische Strom in der Siedlung kostenlos fließen. Er kommt entschlossen von der Hauptstraße herauf und endet in einem undurchdringlichen Gewirr. Hier und da hängt schmuckvoll ein Knäuel Kinderturnschuhe an den Schnürsenkeln herab, wie schwere Windfähnchen. Die beiden Frauen trennen sich, gehen in ihre Häuser und tauschen die Sorgen von draußen gegen die von drinnen. Elende Schinderei.
A janta
A pior hora era a do jantar.
Depois da escola, todo mundo chegava a mil. Tinha o banho, a mãe atormentada com aquele tanto de criança, fazendo algazarra, molhando tudo, bagunçando a casa limpa que tanto trabalho devia ter dado pra limpar. Ela era a mais velha. A mais levada também. Atordoava a mãe, hoje ela sabe. As brigas pela televisão, o lugar no sofá ... Era também a mais mandona. Sempre querendo que os irmãos fizessem assim, fizessem assado.
Depois tudo ia acalmando, uns cochilavam no sofá, outros no chão. Vez por outra saía um arranca-rabo. Ela impunha respeito, senão a mãe vinha brigar. Afinal, ela era a mais velha.
Ela ficava esperando o bife. Era um sinal. Demorava sempre. A mãe vinha pra sala, olhava as crianças, ouvia um reclamando do outro, ficava brava, voltava pra cozinha. Depois voltava a passar pela sala, ignorando a reclamação dos irmãos. Tinham fome. ia até a porta e ficava lá. Às vezes pegava de prosa com uma vizinha. Demorando ...
E ela ali, fingindo prestar atenção na televisão, preocupada com o bife.
De repente, a mãe passava de volta, sumindo pra dentro. Então vinha o chiado da frigideira, o cheirinho da carne na chapa. os irmãos se excitavam.
A mãe começava a trazer as travessas pra sala. Vinha, voltava, vinha e voltava. Demorava. Finalmente trazia a travessa dos bifes, a criançada já sentada à volta da mesa. A mãe não deixava ninguém comer enquanto ela não se sentasse. E ela sempre parecia que não ia sentar nunca.
Então, quando não tinha mais jeito, sentava. Começava a servir o arroz, o feijão, o bife já esfriando, filho por filho, prato por prato. A criançada se acalmava, boca cheia. Só o mastigar e o barulho dos talheres nos pratos podiam ser ouvidos. ninguém olhava pra ninguém, todos concentrados na comida. ninguém olhava o lugar vazio do pai assombrando todo mundo.
Abendessen
Die schlimmste Zeit war abends beim Essen.
Nach der Schule waren alle aufgekratzt. Dann ging's ab ins Bad, die ganze Bande quälte die Mutter, schrie herum, überschwemmte alles und veranstaltete einen Saustall im frisch geputzten Haus, das zu putzen ganz schön Arbeit gemacht haben musste. Sie war die Älteste. und auch die Frechste. Sie brachte die Mutter um den Verstand, heute weiß sie das. Der ewige Streit um den Fernseher, um den Platz auf dem Sofa ... Sie war es auch, die am meisten herumkommandierte, die immer bestimmte, die Geschwister hätten dieses oder jenes zu tun.
Danach wurde es erst einmal ruhiger, die einen dämmerten auf dem Sofa herum, die anderen auf dem Boden. Hin und wieder brach ein Tohuwabohu aus. Sie setzte sich durch, sonst würde die Mutter kommen und schimpfen. immerhin war sie die Älteste.
Sie wartete auf das Schnitzel, das war ein Wink. Doch es dauerte immer. Die Mutter kam ins Wohnzimmer, sah die Kinder an und hörte zu, wie sich eins übers andere beschwerte, wurde prompt wütend und ging in die Küche zurück. Dann wieder kam sie durchs Wohnzimmer und überhörte dabei das Gezanke der Geschwister. Die hatten Hunger. Sie ging bis zur Haustür und blieb dort stehen. Manchmal quatschte sie auch mit einer Nachbarin. und es dauerte ...
Sie, die Tochter, saß da und tat so, als würde sie fernsehen, dachte aber nur ans Schnitzel.
Auf einmal kam die Mutter wieder und verschwand nach hinten. Dann brutzelte es in der Pfanne, duftete nach Grillfleisch. Die Geschwister wurden ganz aufgeregt.
Die Mutter begann, die Platten ins Wohnzimmer zu tragen. Kam, ging wieder zurück, kam nochmal und ging wieder zurück. Es dauerte. Endlich brachte sie die Platte mit den dünnen Schnitzeln, die Kinderschar saß schon um den Tisch. Keiner durfte anfangen, solange sie selbst nicht saß. und jedes Mal schien es, als würde sie sich nie setzen.
Erst wenn nichts mehr zu tun war, setzte sie sich. Sie verteilte den Reis, dann die Bohnen, ein Kind nach dem anderen, ein Teller nach dem anderen, das Fleisch wurde schon kalt. Die Schar beruhigte sich, ihre Münder waren gestopft. nur das Kauen und das Geklapper von Besteck war zu hören. Keiner schaute den anderen an, alle waren mit Essen beschäftigt. Keiner schaute zum leeren Platz vom Vater, der über allem spukte.
Amor infinito
«Não vai jantar?»
«Já comi.»
Ela aponta o controle remoto para a televisão, como se fosse uma arma. Troca o canal. na TV, um noticiário banal. Ele passa a mão encardida pela sua coxa. Ela finge que não percebe.
«E os meninos?»
Ela demora a responder, como se estivesse muito atenta ao que se passa na TV. Responde, sem olhar para ele.
«Dormindo.»
Depois não aguenta. Explode.
«Você lembra que eles existem?»
«Vai começar?»
«O que eu tenho vontade é de terminar.»
Ele retira a mão que ficara estacionada na sua coxa. Fica olhando a televisão. Sem ver. Depois, lentamente, vai deitando no colo da mulher. Ela abaixa a cabeça. Seus olhares se encontram. Ele se aninha melhor. Volta o rosto na direção da sua barriga. Abraça sua cintura. Fecha os olhos.
Suavemente, a mão da mulher vai se enroscando no cabelo dele. Seus olhos pregados no rosto do homem a dormir.
A televisão continua contando notícias sem importância ...
Endlose Liebe
«Willst du nichts essen?»
«Hab schon gegessen.»
Sie richtet die Fernbedienung auf den Fernseher wie eine Waffe und wechselt den Sender. Es läuft eine billige Nachrichtensendung. Er streicht mit seiner verdreckten Hand über ihren Schenkel. Sie tut, als merke sie es nicht.
«und die Kinder?»
Sie antwortet nicht sofort, als würde sie brennend interessieren, was im Fernsehen kommt. ohne ihn anzusehen, sagt sie:
«Schlafen.»
Dann hält sie es nicht mehr aus. Sie explodiert:
«Weißt du überhaupt noch, dass es sie gibt?»
«Fängst du wieder an?»
«Eher möchte ich Schluss machen.»
Er zieht die Hand zurück, die auf ihrem Schenkel geparkt war. Er schaut in den Fernseher, ohne etwas zu sehen. Dann, ganz langsam, lässt er seinen Kopf in den Schoß der Frau sinken. Sie beugt sich herab, die Blicke treffen sich. Er schmiegt sich bequemer an, dreht das Gesicht zu ihrem Bauch, legt einen Arm um ihre Taille und schließt die Augen.
Sanft beginnt die Hand der Frau mit seinem Haar zu spielen. ihre Augen sind auf das Gesicht des schlafenden Mannes geheftet.
Im Fernsehen bringen sie weiter belanglose nachrichten ...
Marçal Aquino
Cantata
Do nada, no meio da rua, ele a puxa para si e a beija demorada e apaixonadamente, a ponto de chamar a atenção transeunte. Quando terminam, ela se afasta dele, com o rosto afogueado e, mais pela surpresa, quase sem fôlego. Então solta uma exclamação e uma pergunta:
«Nossa! A que devemos isso?»
«Quis aumentar minha frequência cardíaca. Dizem que é bom pro coração.»
Ela ri. Ele completa:
«Pra durar mais tempo ao seu lado no mundo.»
Daí ela abre um sorriso e os braços e caminha na direção dele. E ele se encaixa naquele abraço de um jeito que nunca tinha se encaixado em nenhum outro lugar no mundo. Como se tivesse nascido ali.
Marçal Aquino
Weltliche Kantate
Einfach so, mitten auf der Straße, zieht er sie an sich und küsst sie lange und leidenschaftlich, bis sie die Aufmerksamkeit der Fußgänger wecken. Als sie fertig sind, weicht sie mit erhitztem Gesicht ein paar Schritte zurück, überrascht, fast atemlos. Dann ein Ausruf und eine Frage:
«Himmel! Wo kam das denn her?»
«Wollte nur meine Herzfrequenz erhöhen. Man sagt, das ist gut fürs Herz.»
Sie lacht. und er:
«Damit ich länger an deiner Seite auf der Welt bleiben kann.»
Da lächelt sie, breitet die Arme aus und geht zu ihm. und er nistet sich in diese Umarmung ein, wie er sich noch nie an einem Ort der Welt eingenistet hat. Als wäre er hier geboren.
A casa vermelha da praça
Tio Cecílio atravessou um ano inteiro num morre- não morre, que acabou se integrando de forma natural à rotina da casa. Prima Tarsila chegou a dar uma festa de aniversário, com DJ e tudo, como se ignorasse as dores do pai no andar de cima.
No dia de sua morte, tio Cecílio amanheceu recobrado, de faces coradas, iludindo que podia sarar a qualquer momento. Pediu que o sentassem na cama e abrissem a janela do quarto. Tinha sido criado naquela casa, queria espiar pela vez derradeira o casario trivial da praça, o sol deixando a paisagem em carne-viva.
Lugar medonho, ele disse.
E deu uma risada cava, a última, por sinal, antes de encerrar o expediente neste mundo.
Disque-denúncia
«Cabeça?»
«É.»
«De quem?»
«Não sei. O dono não tá junto.»
Übersetzung: Wanda Jakob
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
© s. S. 138 ff.
... weniger
Autoren-Porträt von Luísa Costa Hölzl
Luísa Costa Hölzl, geboren in Lissabon, ist Portugiesisch-Dozentin und Publizistin. Als Vorsitzende des Vereins LUSOFONIA e.V. setzt sie sich für die Förderung und Vermittlung der Kulturen in portugiesischer Sprache ein und hat selbst Kurzprosa und Lyrik in deutschen und portugiesischen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht.
Bibliographische Angaben
- Autor: Luísa Costa Hölzl
- 2013, 6. Aufl., 144 Seiten, Maße: 11,8 x 19 cm, Taschenbuch, Portugiesisch/Deutsch
- Herausgegeben:Hölzl, Luísa Costa;Übersetzung:Jakob, Wanda
- Herausgegeben: Luísa Costa Hölzl
- Übersetzer: Wanda Jakob
- Verlag: DTV
- ISBN-10: 3423095180
- ISBN-13: 9783423095181
- Erscheinungsdatum: 18.09.2013
Sprache:
Deutsch, Portugiesisch
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