Recht, Wirtschaft, Steuern / Finanzkrisen verhindern!
Der Beitrag von Politik und Zentralbanken
Die Finanzkrise mit ihrem Höhepunkt im Jahr 2008 stellte die Verwundbarkeit des weltweiten Finanzsystems bloß. Interbankenmarkt und Kreditmarkt verloren innerhalb kurzer Zeit ihre Funktionsfähigkeit und stellten so eine bedeutende Bedrohung für die...
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Klappentext zu „Recht, Wirtschaft, Steuern / Finanzkrisen verhindern! “
Die Finanzkrise mit ihrem Höhepunkt im Jahr 2008 stellte die Verwundbarkeit des weltweiten Finanzsystems bloß. Interbankenmarkt und Kreditmarkt verloren innerhalb kurzer Zeit ihre Funktionsfähigkeit und stellten so eine bedeutende Bedrohung für die Finanzstabilität dar. Durch politische Hilfsprogramme Liquiditätsbereitstellung wurde ein Zusammenbruch des Finanzsystems verhindert.Infolge der Ereignisse werden Vermeidungsstrategien für solche Krisen gesucht. Vor der Finanzkrise betrachteten Politik und Forschung die makroökonomische Politik als weitgehend unabhängig von der mikroprudenziellen Überwachung einzelner Institute. Die Finanzkrise hat nun gezeigt, dass dieser getrennte Ansatz zu kurz greift und mit der makroprudenziellen Dimension ein bedeutender Risikofaktor außer Acht gelassen wurde mit fatalen Folgen.
Die vorliegende Untersuchung diskutiert geldpolitische und makroprudenzielle Aspekte sowie deren Verbindungen im Rahmen der Finanzstabilität und gibt einen Einblick in die infolge der Finanzkrise geschaffenen makroprudenziellen Strukturen wichtiger Wirtschaftsräume.
Lese-Probe zu „Recht, Wirtschaft, Steuern / Finanzkrisen verhindern! “
Textprobe:Kapitel 3, Interdependenz von Geldpolitik und Finanzstabilität:
3.1, Transmissionskanäle der Geldpolitik:
Das allgemeine Ziel der Geldpolitik ist die Preisstabilität. Dieses Ziel kann wie im Euroraum näher bestimmt oder vage formuliert sein. In einigen Regimen treten weitere Zieldimensionen hinzu. In den USA sind dies der Beschäftigungsstand und das langfristige Zinsniveau. Finanzstabilität hingegen ist bisher nur in wenigen Zentralbankstatuten als Ziel verankert.
Die Zinssetzungshoheit ist das wichtigste geldpolitische Instrument einer Zentralbank. Sie kann damit zu einem gewissen Grad Einfluss auf Vermögenspreise, Kreditvolumina und Wechselkurse nehmen. Die Einflusskraft der Zinsen ist dabei umstritten. Tendenziell führen sinkende Zinssätze zu höheren Investitionen der Marktteilnehmer, da die alternative Anlage von Geldern weniger Zinsen erbringt und die Kreditaufnahme sich verbilligt. Durch die Erhöhung der Nachfrage auf den Märkten der Vermögenswerte werden die Preise steigen, was die Reinvermögen der Privathaushalte sowie die Gewinne der Unternehmen mehrt. Beide Gruppen können mehr konsumieren oder investieren, da höhere beleihbare Vermögenswerte eine umfangreichere Kreditaufnahme erlauben. Hingegen macht eine niedrigeres Zinsniveau die Anlage in Inlandswährung weniger interessant und führt zur Abwertung, was wiederum das Verhältnis von Import- zu Exportpreisen und demnach den Außenbeitrag beeinflusst.
Die Wirksamkeit der Transmissionskanäle wird damit begründet, dass die Wirtschaftssubjekte während eines Übergangsprozesses der Preisillusion unterliegen. Auch wenn langfristig das Geldniveau für eine Wirtschaft neutral sein sollte, so bestehen die während einer Geldmengenausweitung verursachten Umverteilungseffekte teilweise weiter. Diese Umverteilungseffekte sind dadurch erklärbar, dass von einer Geldmengenausweitung manche Branchen früher oder stärker profitieren als andere und dieser Effekt sich ceteris paribus auch langfristig nicht vollends
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revidiert (Boysen-Hogrefe et al. 2014, S. 8).
Die Einflussstärke von Geldpolitik zu bestimmen, ist trotz Kenntnis der Transmissionsmechanismen schwierig, da diese parallel wirken können und ihr Einfluss von den Eigenschaften des zu Grunde liegenden Finanzsystems abhängig ist (IWF 2013, S. 10). Ebenso können Wechselwirkungen mit Fiskalpolitik oder prudenzieller Politik die Effektivität der Kanäle beeinflussen.
Neben den üblichen Instrumenten der Geldpolitik gehören auch sogenannte unkonventionelle Maßnahmen zum Repertoire einer Zentralbank. Sie werden dort eingesetzt, wo die konventionelle Geldpolitik an Ihre Grenzen stößt. Das ist beispielsweise der Fall, wenn der Zinssatz bereits auf Null gesenkt wurde und somit trotz gegebener Notwendigkeit nicht weiter abgesenkt werden kann. Vor dem Unterschreiten dieser Null-Prozent-Untergrenze wird gewarnt, da kaum empirische Erfahrung vorhanden ist. Zum 5. Juni 2014 senkte die EZB den Einlagenzinssatz auf -0,15 Prozent. Die Auswirkungen bleiben abzuwarten.
Beim Quantitative Easing verlängert die Zentralbank ihre Bilanz durch den Zukauf neuer Anlagen. Dies können Schuldtitel von Staaten und einzelnen Unternehmen oder andere Wertpapiere sein. Im Gegensatz dazu wird beim Qualitative Easing nicht die Menge, sondern die Zusammensetzung der Anlagen geändert, beispielsweise werden konservative Anlagen gegen solche mit höherem Risiko getauscht. Die Zentralbank geht hier meist ihren Mandaten als Market Maker of Last Resort und Lender of Last Resort (LoLR) nach. Das Ziel ist neben der Wahrung der Funktionsfähigkeit des Kreditmarktes oft auch die direkte Unterstützung der Realwirtschaft. Diese Instrumente besitzen daher einen quasi-fiskalischen Charakter. Daneben kann bei Erreichen der Null-Prozent-Untergrenze das Instrument Kommunikation eingesetzt werden. So hatte die EZB im September 2012 im Rahmen der Schuldenkrise angekündigt, im Notfall unbegrenzt Anleihen angeschlagener Staaten zu
Die Einflussstärke von Geldpolitik zu bestimmen, ist trotz Kenntnis der Transmissionsmechanismen schwierig, da diese parallel wirken können und ihr Einfluss von den Eigenschaften des zu Grunde liegenden Finanzsystems abhängig ist (IWF 2013, S. 10). Ebenso können Wechselwirkungen mit Fiskalpolitik oder prudenzieller Politik die Effektivität der Kanäle beeinflussen.
Neben den üblichen Instrumenten der Geldpolitik gehören auch sogenannte unkonventionelle Maßnahmen zum Repertoire einer Zentralbank. Sie werden dort eingesetzt, wo die konventionelle Geldpolitik an Ihre Grenzen stößt. Das ist beispielsweise der Fall, wenn der Zinssatz bereits auf Null gesenkt wurde und somit trotz gegebener Notwendigkeit nicht weiter abgesenkt werden kann. Vor dem Unterschreiten dieser Null-Prozent-Untergrenze wird gewarnt, da kaum empirische Erfahrung vorhanden ist. Zum 5. Juni 2014 senkte die EZB den Einlagenzinssatz auf -0,15 Prozent. Die Auswirkungen bleiben abzuwarten.
Beim Quantitative Easing verlängert die Zentralbank ihre Bilanz durch den Zukauf neuer Anlagen. Dies können Schuldtitel von Staaten und einzelnen Unternehmen oder andere Wertpapiere sein. Im Gegensatz dazu wird beim Qualitative Easing nicht die Menge, sondern die Zusammensetzung der Anlagen geändert, beispielsweise werden konservative Anlagen gegen solche mit höherem Risiko getauscht. Die Zentralbank geht hier meist ihren Mandaten als Market Maker of Last Resort und Lender of Last Resort (LoLR) nach. Das Ziel ist neben der Wahrung der Funktionsfähigkeit des Kreditmarktes oft auch die direkte Unterstützung der Realwirtschaft. Diese Instrumente besitzen daher einen quasi-fiskalischen Charakter. Daneben kann bei Erreichen der Null-Prozent-Untergrenze das Instrument Kommunikation eingesetzt werden. So hatte die EZB im September 2012 im Rahmen der Schuldenkrise angekündigt, im Notfall unbegrenzt Anleihen angeschlagener Staaten zu
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Autoren-Porträt von André Kießling
André Kießling wurde 1988 in Münchberg geboren.Nach dem Abitur lernte er den Beruf Bankkaufmann und war fortan 3,5 Jahre im Retail von Finanzprodukten tätig. Anschließend agierte er 1,5 Jahre als Bilanz- und Kreditanalyst. Aktuell ist er in der Finanzierung gewerblicher Immobilien im Großraum München engagiert.Neben der Berufstätigkeit studierte André Kießling auf Bachelor und Master Wirtschaftswissenschaften an der FernUniversität Hagen und forscht seither auf dem Gebiet der Geldpolitik und Finanzstabilität.
Bibliographische Angaben
- Autor: André Kießling
- 2014, 1. Aufl., 84 Seiten, 29 Abbildungen, Maße: 19 x 27 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Igel Verlag RWS
- ISBN-10: 3954852373
- ISBN-13: 9783954852376
- Erscheinungsdatum: 05.01.2015
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