Weit, hinter den Wäldern
Weit hinter den Wäldern, hinter Flüssen, Bergen und vielen Grenzen liegt der Ort, von dem ich erzählen will. In Gedanken kehre ich immer wieder dahin zurück, so als ob ich nach Hause ginge.
Dieser Ort liegt in Siebenbürgen, in Rumänien.
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Dieser Ort liegt in Siebenbürgen, in Rumänien.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Weit, hinter den Wäldern “
Weit hinter den Wäldern, hinter Flüssen, Bergen und vielen Grenzen liegt der Ort, von dem ich erzählen will. In Gedanken kehre ich immer wieder dahin zurück, so als ob ich nach Hause ginge.
Dieser Ort liegt in Siebenbürgen, in Rumänien.
In mittelalterlichen lateinischen Urkunden wird Siebenbürgen Transsilvania, Land jenseits des Waldes, genannt. Hier leben Rumänen, Ungarn und Deutsche nebeneinander, heute immer mehr auch miteinander. Die ersten Deutschen sind vor etwa achthundert Jahren als Kolonisten nach Siebenbürgen gekommen. Sie haben Wälder gerodet, Felder angelegt, Dörfer und Städte gegründet. In ihren Siedlungsgebieten waren sie in der Mehrheit. Sonst aber waren sie eine Minderheit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen sie auszuwandern. Eine Bewegung in umgekehrter Richtung also. In dem Ort, von dem ich erzählen will, lebte früher ein Junge, den ich Peter nennen werde. Er und seine Familie stehen im Mittelpunkt meiner Geschichte.
Peters Mutter starb früh. Sein Vater wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zur Aufbauarbeit in die Sowjetunion deportiert. Peter und seine Geschwister Doris und Hanzi lebten mit den Großeltern auf einem Bauernhof. Es war das Jahr 1949, ein langes Jahr, in dem die Kinder auf die Rückkehr ihres Vaters warteten.
Ich erzähle eine Geschichte von Menschen, die alle an einem Ort gelebt haben. Die Alten sind mittlerweile gestorben. Die Jüngeren leben zum Teil noch in dem Ort. Viele aber sind ausgewandert. Eines Tages werden sie in alle Himmelsrichtungen zerstreut sein.
Ich danke all jenen wunderbaren Erzählern, die mir geholfen haben, dieses Buch zu schreiben.
im Frühling 2010 Karin Gündisch
Dieser Ort liegt in Siebenbürgen, in Rumänien.
In mittelalterlichen lateinischen Urkunden wird Siebenbürgen Transsilvania, Land jenseits des Waldes, genannt. Hier leben Rumänen, Ungarn und Deutsche nebeneinander, heute immer mehr auch miteinander. Die ersten Deutschen sind vor etwa achthundert Jahren als Kolonisten nach Siebenbürgen gekommen. Sie haben Wälder gerodet, Felder angelegt, Dörfer und Städte gegründet. In ihren Siedlungsgebieten waren sie in der Mehrheit. Sonst aber waren sie eine Minderheit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen sie auszuwandern. Eine Bewegung in umgekehrter Richtung also. In dem Ort, von dem ich erzählen will, lebte früher ein Junge, den ich Peter nennen werde. Er und seine Familie stehen im Mittelpunkt meiner Geschichte.
Peters Mutter starb früh. Sein Vater wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zur Aufbauarbeit in die Sowjetunion deportiert. Peter und seine Geschwister Doris und Hanzi lebten mit den Großeltern auf einem Bauernhof. Es war das Jahr 1949, ein langes Jahr, in dem die Kinder auf die Rückkehr ihres Vaters warteten.
Ich erzähle eine Geschichte von Menschen, die alle an einem Ort gelebt haben. Die Alten sind mittlerweile gestorben. Die Jüngeren leben zum Teil noch in dem Ort. Viele aber sind ausgewandert. Eines Tages werden sie in alle Himmelsrichtungen zerstreut sein.
Ich danke all jenen wunderbaren Erzählern, die mir geholfen haben, dieses Buch zu schreiben.
im Frühling 2010 Karin Gündisch
Klappentext zu „Weit, hinter den Wäldern “
Weit hinter den Wäldern, hinter Flüssen, Bergen und vielen Grenzen liegt der Ort, von dem ich erzählen will. In Gedanken kehre ich immer wieder dahin zurück, so als ob ich nach Hause ginge.Dieser Ort liegt in Siebenbürgen, in Rumänien.
In mittelalterlichen lateinischen Urkunden wird Siebenbürgen Transsilvania, Land jenseits des Waldes, genannt. Hier leben Rumänen, Ungarn und Deutsche nebeneinander, heute immer mehr auch miteinander. Die ersten Deutschen sind vor etwa achthundert Jahren als Kolonisten nach Siebenbürgen gekommen. Sie haben Wälder gerodet, Felder angelegt, Dörfer und Städte gegründet. In ihren Siedlungsgebieten waren sie in der Mehrheit. Sonst aber waren sie eine Minderheit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen sie auszuwandern. Eine Bewegung in umgekehrter Richtung also. In dem Ort, von dem ich erzählen will, lebte früher ein Junge, den ich Peter nennen werde. Er und seine Familie stehen im Mittelpunkt meiner Geschichte.
Peters Mutter starb früh. Sein Vater wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zur Aufbauarbeit in die Sowjetunion deportiert. Peter und seine Geschwister Doris und Hanzi lebten mit den Großeltern auf einem Bauernhof. Es war das Jahr 1949, ein langes Jahr, in dem die Kinder auf die Rückkehr ihres Vaters warteten.
Ich erzähle eine Geschichte von Menschen, die alle an einem Ort gelebt haben. Die Alten sind mittlerweile gestorben. Die Jüngeren leben zum Teil noch in dem Ort. Viele aber sind ausgewandert. Eines Tages werden sie in alle Himmelsrichtungen zerstreut sein.
Ich danke all jenen wunderbaren Erzählern, die mir geholfen haben, dieses Buch zu schreiben.
im Frühling 2010 Karin Gündisch
Lese-Probe zu „Weit, hinter den Wäldern “
"Peter kam oft zur Virak in den Stall. Immer wenn er Kummer hatte, ging er in den Stall. Er legte sich in die Futterkrippe. Die Virak sah ihn mit einem langen sanften Blick an und leckte ihm mit ihrer großen rauen Zunge die Füße. Das Lecken war wie ein Streicheln. Dauert es noch lang? wollte Peter wissen. Es dauert noch ein wenig, entgegnete der Großvater. Peter setzte sich in die Futterkrippe. Erzähl mir was, Großvater, sagte er. Wie war es, als man uns die Schweine genommen hat und als uns nur die Virak geblieben ist? Der Großvater erzählte: Deine Großmutter war allein zu Hause, als man ans Haustor klopfte. Das Elend kam immer so: Erst hörte man Gerüchte über das, was geschehen würde, dann klopfte es ans Haustor, das wir damals immer verschlossen hielten. Deine Großmutter öffnete das Tor, und fünf rumänische Bauern aus der Nachbargemeinde traten in den Hof. Sie waren mit Mistgabeln bewaffnet. Sie gingen auf den Stall zu. Deine Großmutter stellte sich vor die Stalltür. Einer von den Männern sagte: Seien Sie vernünftig, Frau Wagner, wir sind fünf starke Männer und Sie sind eine alte Frau. Sie schoben die Großmutter beiseite und trieben alle unsere Schweine auf die Straße. Auch das Schwein, das wir für alle Fälle in der Scheune versteckt hielten. Als ich am Abend nach Hause kam, saß deine Großmutter auf der Treppe vor dem Haus. Ich weiß gar nicht, wie ich es dir sagen soll, sagte sie. Sie musste mir aber nichts sagen. Ich wusste, was passiert war. Den anderen Landwirten war es genauso ergangen. Erst das Gerücht, dann die Schläge ans Tor, und dann kam das Elend. So war das.
Während mir deine Großmutter erzählte, wie alles geschehen war, hörten wir vor dem Tor ein langgezogenes Muhen. Wir hatten vergessen, das Tor für die Virak zu öffnen. Die Virak kam von der Weide...."
Autoren-Porträt von Karin Gündisch
Karin Gündisch, geboren 1948 in Heltau/Cisnadie in Rumänien, hat Deutsch und Rumänisch in Klausenburg/Cluj und Bukarest studiert. Sie arbeitete als Deutschlehrerin in Bukarest, nebenbei war sie Freie Mitarbeiterin bei der rumäniendeutschen Presse, bei Rundfunk und Fernsehen. Die Autorin veröffentlichte Kindergeschichten und arbeitete an Deutschlehrbüchern mit. Seit 1984 lebt sie als freie Schriftstellerin in Deutschland. Für den Band 'Lügengeschichten' (Creanga Verlag Bukarest) erhielt Karin Gündisch 1984 den Rumänischen Kinderbuchpreis. Im gleichen Jahr wurde sie für 'Geschichten über Astrid', erschienen bei Beltz & Gelberg in Deutschland, mit dem erstmalig vergebenen Peter-Härtling-Preis für Kinderliteratur ausgezeichnet. Für ihre Aussiedlergeschichten 'Im Land der Schokolade und Bananen', die auch ins Französische und Japanische übersetzt wurden, bekam sie 1991 den Kinderbuchpreis der Ausländerbeauftragten des Berliner Senats. 2001 erhielt Karin Gündisch ein Literaturstipendium des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg. Außerdem erschienen 'Weit, hinter den Wäldern' und 'Großvaters Hähne' (1994). 'Das Paradies liegt in Amerika' (2000) liegt auch in der amerikanischen Fassung vor, 'How I Became an American' (2001) wurde 2002 mit dem amerikanischen Preis "Mildred L. Batchelder Award" ausgezeichnet. 'Cosmin' ist 2005 in der Reihe Hanser bei dtv erschienen und wurde übersetzt: ins Kroatische, Slowenische und demnächst auch ins Ungarische und Rumänische. 'Lilli findet einen Zwilling' gab der Sauerländer Verlag 2007 heraus. Die Geschichten von Karin Gündisch sind in vielen Schulbüchern zu finden. 'Weit, hinter den Wäldern' wurde auf der Auswahlliste zum Zürcher Kinderliteratur preis "La vache qui lit", 1989, platziert. 'Geschichten über Astrid' wurde 2009 im Schiller Verlag neu aufgelegt. zur Rezension von Michaela Nowotnick
Bibliographische Angaben
- Autor: Karin Gündisch
- Altersempfehlung: Ab 8 Jahre
- 2012, 2. Aufl., 135 Seiten, mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 16,7 x 21,9 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Schiller Verlag
- ISBN-10: 3941271350
- ISBN-13: 9783941271357
- Erscheinungsdatum: 02.08.2010
Rezension zu „Weit, hinter den Wäldern “
Karin Gündischs Jugendroman ¿Weit, hinter den Wäldern¿ neu aufgelegtMichaela Nowotnick ist Germanistin aus Berlin. Sie hat in 2008 eine weithin beachtete Magisterarbeit zur rumäniendeutschen Literatur der Zwischenkriegszeit (1919 ¿ 1939) vorgelegt.
Es gibt Bücher, die lange im Gedächtnis bleiben. Bilder flackern auf, einzelne Wörter und Wortgruppen setzen sich fest und lassen wieder und wieder nachdenken. Zu diesen Büchern gehört zweifelsfrei das Jugendbuch ¿Weit, hinter den Wäldern¿ der siebenbürgischen Autorin Karin Gündisch. Schon 1988 wurde der Roman bei Beltz & Gelberg veröffentlicht, war viele Jahre vergriffen und wurde nun in einer gestalterisch wunderschönen Neubearbeitung im Schiller-Verlag Hermannstadt/Bonn neu aufgelegt.
Held des Romans ist der zwälfjährige Peter, der zusammen mit zwei Geschwistern bei seinen Großeltern lebt. Die Handlung setzt im Frühling 1949 ein und erstreckt sich bis zum Beginn des Jahres 1950. Vier Jahre sind seit dem Krieg vergangen, seit Kindern ihre Eltern genommen wurden, um so genannte ¿Aufbauarbeiten¿ für die Verbrechen des Dritten Reiches an Russland zu leisten. Peter ist eines dieser Kinder, das seine Eltern nur noch wage zu kennen glaubt, denn langsam überlagern sich seine tatsächlichen Erinnerungen mit bloßen Abbildungen in Form von Photographien. Peters Mutter starb an Krebs, sein Vater ist in einem russischen Lager. Die Lager, von denen kaum jemand in Peters Dorf eine konkrete Vorstellung hat, sind der zentrale Punkt, um den die Figuren kreisen. Karin Gündisch nimmt sich in "Weit, hinter den Wäldern" kritisch-sachlich und dennoch kindgerecht dieses Kollektivtraumas der rumäniendeutschen Bevölkerung an. Schonungslos beleuchtet sie die Hintergründe der Deportationen, wirft Fragen nach Schuld und Schicksal auf, nach Moral und eigenen Verfehlungen. Wie auch schon in anderen Büchern bedient sich Gündisch kurzer Erzählungen, um nach und nach ein mosaikartiges Bild des Geschehens darzustellen. Eingebettet in
... mehr
die Erlebnisse des jungen Helden Peter, gelingt es Gündisch ihre erwachsenen Figuren ausführlich erzählen zu lassen, auch dann, wenn sie lieber schweigen. ... Über dem mehr oder weniger normalisierten Leben, über Alltag und Freude innerhalb der sächsischen Gemeinschaft lastet das Schweigen wie ein Fluch. Peter aber möchte erfahren, er möchte die Welt, die ihn umgibt, verstehen und ahnt, dass er nur so eine eigene Identität entwickeln kann. Deshalb fragt Peter. Anfangs befragt er die Großeltern, später auch Verwandte und Bekannte. Er nimmt Geschichten gierig auf und versucht das Erzählen von diesen zu forcieren. Ihm wird, zum Teil hinter vorgehaltener Hand, fast immer Auskunft gegeben. Nur ein Thema stößt an die Grenzen der möglichen Kommunikation: ¿Über die Zwangsarbeit durfte man nichts erzählen, man musste froh sein, dass man wieder zu Hause war und dass man überhaupt noch am Leben war ...¿, heißt es, als Peter etwas über die Lebensumstände im Lager erfahren will. So muss er Gespräche belauschen und auf den Zufall hoffen. Im Verlauf des Romans erfährt Peter viel über die Geschichte seiner Volksgruppe, deren Schuld am Holocaust gegen die jüdische Bevölkerung Rumäniens und ihre Verwicklungen ins Dritte Reich. Er muss ein eigenes moralisches Empfinden entwickeln und erfahren, dass man Erwachsenen nicht bedingungslos glauben kann. Über all diesen wichtigen Entwicklungsschritten schwebt immer die Abwesenheit des Vaters, von dem sich Peter Stärke und Kraft verspricht. Als der Vater endlich wieder erscheint, ist es ein anderes Wiedersehen, als Peter es sich erhofft hatte. Der Vater kehrt schweigend zurück, ¿er wollte nichts erzählen.¿ Wieder ist es da, das Schweigen, und mit ihm die Traurigkeit und die Einsamkeit der Rückkehrer, die ihr eigenes Leben erst wieder finden müssen, auch wenn ihnen der Platz in der Gemeinschaft frei gehalten wurde.
Obwohl schon vor über 20 Jahren geschrieben, ist dieses Jugendbuch aktueller denn je. Karin Gündsch beschreibt hier, was von Herta Müller in der "Atemschaukel" intensiviert wurde. Gündischs Roman kommt dabei zu Gute, dass er sich an Jugendliche richtet. Sie ist deshalb gezwungen, sich einer klaren und eindeutigen Sprache zu bedienen und die Dinge beim Namen zu nennen. Gleichzeitig bezieht sie eindeutig Stellung, Stellung zum Dritten Reich und zum Holocaust, zu Nationalsozialisten in den eigenen Reihen und zu Landsleuten, die eine ganze Volksgruppe ins Elend gerissen haben. Gündischs Schreibweise ist nahezu frei von Metaphern und Verschlüsselungen. Nur bei Begebenheiten, die zu schwer für den kindlichen bzw. jugendlichen Erfahrungshorizont wären, bedient sie sich Umschreibungen.
Gündisch versteckt sich nicht hinter Andeutungen, sondern lässt ihre Romanfigur Peter Fragen stellen, auch wenn diese unangenehm sind ¿ und sie beantwortet die Fragen auch. In fast jedem Satz wird deutlich, dass sich die Traumata des Krieges und der Deportation in die nächsten Generationen vererben werden, und der drohende Exodus schwebt schon jetzt wie ein Schatten über den handelnden Figuren.
Dass es Gündisch gelingt, ihr jugendliches Lesepublikum mit dieser Thematik nicht zu überfordern, ist dem Geschick der Autorin zuzurechnen, immer wieder zu einer kindlich-fröhlichen Stimmung zurückzukehren. Sie beschreibt Ausflüge und nicht enden wollende Sommernachmittage mit Spielen und Freunden und lässt dadurch Hoffnung zu, denn in jedem Bösen wohnt bei Karin Gündisch auch etwas Gutes. So wird derjenige bestraft, der einen Juden ruiniert hat, wird der geläutert, der angeberisch durch die Welt läuft. Nur an einer Stelle versagt dieses Prinzip von Karin Gündisch. Der Vater von Peters Freund Willi, ein absolut überzeugter Nationalsozialist, setzt sich nach dem Krieg in die amerikanische Besatzungszone ab, wo er erneut in einem politischen System Karriere machen will. Diesen Vater erklärt die Mutter Willis für tot, er wird nicht mehr in die Gemeinschaft zurückfinden.
Gündisch schreibt für ein Lesepublikum, dem Leben und Sein in Siebenbürgen fremd sind, eine fremde Welt ¿weit, hinter den Wäldern¿. Es gelingt der Autorin aber, dieses ¿Transilvania¿, auf das sie im Titel verweist, aufzubereiten und durch Kontextualisierungen und Fußnoten unverständliche Wörter und Geschehnisse zu erschließen. Einen großen Anteil an der gelungenen Übertragung des Buches in das 21. Jahrhundert hatte der Schiller-Verlag in Hermannstadt. So wurde der Text unter der Ägide von Anselm Roth behutsam an die neue Rechtschreibung angepasst und um einige Fußnoten ergänzt. Ein weitaus größeres Verdienst sind aber die Schwarzweißphotographien, die den Text der Neuausgabe illustrieren. So bietet Archivmaterial Einblick in Orte, die für die nachgeborene Generation sehr abstrakt sind. Auffallend schön sind die von Anselm Roth aufgenommenen Photographien der Landschaften in Siebenbürgen, die auch Karin Gündisch beschreibt. Hinzu kommen Aufnahmen von Bauern, die Kühe melken, und Wäsche, die im Wind flattert. Und immer wieder sind es Kinder, die auf den Photographien eingefangen wurden. Dass die Kinder, die die Figuren des Buches darstellen sollen, auf Grund ihrer Kleidung eher in die heutige als in die damalige Zeit passen, stört nicht, sondern hat eine Brückenfunktion.
Was man sich in dieser Neuausgabe gewünscht hätte, wäre ein angepasstes Vorwort gewesen. Ein Vorwort, das die Ereignisse in Siebenbürgen und Rumänien seit 1988 aufnimmt und kommentiert. Mit Ausnahme dieses Punktes handelt es sich um ein großartiges Buch. Ein Roman, in dem Kinder ernst genommen werden, der ermutigt Fragen zu stellen und der die Hoffnung vermittelt, dass auch schwierige Lebenszeiten und Umstände durchaus schön sein können.
Nach der Lektüre verspürt man allerdings einen dringenden Wunsch: Den Wunsch, dass die Autorin uns bald ein neues Buch präsentieren wird. Ein Buch über den Kommunismus und seine Folgen zwanzig Jahre später. Ein Roman über den Exodus und die nachkommende Generation, deren siebenbürgische Wurzeln gekappt sind, die aber dennoch mit dem Mythos Siebenbürgen lebt und aufwächst.
Michaela Nowotnick
aus der Siebenbürgischen Zeitung, Online-Ausgabe, vom 10. Juli 2010
Obwohl schon vor über 20 Jahren geschrieben, ist dieses Jugendbuch aktueller denn je. Karin Gündsch beschreibt hier, was von Herta Müller in der "Atemschaukel" intensiviert wurde. Gündischs Roman kommt dabei zu Gute, dass er sich an Jugendliche richtet. Sie ist deshalb gezwungen, sich einer klaren und eindeutigen Sprache zu bedienen und die Dinge beim Namen zu nennen. Gleichzeitig bezieht sie eindeutig Stellung, Stellung zum Dritten Reich und zum Holocaust, zu Nationalsozialisten in den eigenen Reihen und zu Landsleuten, die eine ganze Volksgruppe ins Elend gerissen haben. Gündischs Schreibweise ist nahezu frei von Metaphern und Verschlüsselungen. Nur bei Begebenheiten, die zu schwer für den kindlichen bzw. jugendlichen Erfahrungshorizont wären, bedient sie sich Umschreibungen.
Gündisch versteckt sich nicht hinter Andeutungen, sondern lässt ihre Romanfigur Peter Fragen stellen, auch wenn diese unangenehm sind ¿ und sie beantwortet die Fragen auch. In fast jedem Satz wird deutlich, dass sich die Traumata des Krieges und der Deportation in die nächsten Generationen vererben werden, und der drohende Exodus schwebt schon jetzt wie ein Schatten über den handelnden Figuren.
Dass es Gündisch gelingt, ihr jugendliches Lesepublikum mit dieser Thematik nicht zu überfordern, ist dem Geschick der Autorin zuzurechnen, immer wieder zu einer kindlich-fröhlichen Stimmung zurückzukehren. Sie beschreibt Ausflüge und nicht enden wollende Sommernachmittage mit Spielen und Freunden und lässt dadurch Hoffnung zu, denn in jedem Bösen wohnt bei Karin Gündisch auch etwas Gutes. So wird derjenige bestraft, der einen Juden ruiniert hat, wird der geläutert, der angeberisch durch die Welt läuft. Nur an einer Stelle versagt dieses Prinzip von Karin Gündisch. Der Vater von Peters Freund Willi, ein absolut überzeugter Nationalsozialist, setzt sich nach dem Krieg in die amerikanische Besatzungszone ab, wo er erneut in einem politischen System Karriere machen will. Diesen Vater erklärt die Mutter Willis für tot, er wird nicht mehr in die Gemeinschaft zurückfinden.
Gündisch schreibt für ein Lesepublikum, dem Leben und Sein in Siebenbürgen fremd sind, eine fremde Welt ¿weit, hinter den Wäldern¿. Es gelingt der Autorin aber, dieses ¿Transilvania¿, auf das sie im Titel verweist, aufzubereiten und durch Kontextualisierungen und Fußnoten unverständliche Wörter und Geschehnisse zu erschließen. Einen großen Anteil an der gelungenen Übertragung des Buches in das 21. Jahrhundert hatte der Schiller-Verlag in Hermannstadt. So wurde der Text unter der Ägide von Anselm Roth behutsam an die neue Rechtschreibung angepasst und um einige Fußnoten ergänzt. Ein weitaus größeres Verdienst sind aber die Schwarzweißphotographien, die den Text der Neuausgabe illustrieren. So bietet Archivmaterial Einblick in Orte, die für die nachgeborene Generation sehr abstrakt sind. Auffallend schön sind die von Anselm Roth aufgenommenen Photographien der Landschaften in Siebenbürgen, die auch Karin Gündisch beschreibt. Hinzu kommen Aufnahmen von Bauern, die Kühe melken, und Wäsche, die im Wind flattert. Und immer wieder sind es Kinder, die auf den Photographien eingefangen wurden. Dass die Kinder, die die Figuren des Buches darstellen sollen, auf Grund ihrer Kleidung eher in die heutige als in die damalige Zeit passen, stört nicht, sondern hat eine Brückenfunktion.
Was man sich in dieser Neuausgabe gewünscht hätte, wäre ein angepasstes Vorwort gewesen. Ein Vorwort, das die Ereignisse in Siebenbürgen und Rumänien seit 1988 aufnimmt und kommentiert. Mit Ausnahme dieses Punktes handelt es sich um ein großartiges Buch. Ein Roman, in dem Kinder ernst genommen werden, der ermutigt Fragen zu stellen und der die Hoffnung vermittelt, dass auch schwierige Lebenszeiten und Umstände durchaus schön sein können.
Nach der Lektüre verspürt man allerdings einen dringenden Wunsch: Den Wunsch, dass die Autorin uns bald ein neues Buch präsentieren wird. Ein Buch über den Kommunismus und seine Folgen zwanzig Jahre später. Ein Roman über den Exodus und die nachkommende Generation, deren siebenbürgische Wurzeln gekappt sind, die aber dennoch mit dem Mythos Siebenbürgen lebt und aufwächst.
Michaela Nowotnick
aus der Siebenbürgischen Zeitung, Online-Ausgabe, vom 10. Juli 2010
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