Kalt wie Stein
Roman. Deutsche Erstausgabe
Als Francesca Hattons geliebter Großvater auf seinem einsam gelegenen Anwesen stirbt, findet sie in seinem Nachlass einen anonymen Brief, in dem der Verstorbene als Mörder bezeichnet wird. Kurz danach taucht auf dem Landsitz ein Mann auf, der behauptet,...
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Produktinformationen zu „Kalt wie Stein “
Als Francesca Hattons geliebter Großvater auf seinem einsam gelegenen Anwesen stirbt, findet sie in seinem Nachlass einen anonymen Brief, in dem der Verstorbene als Mörder bezeichnet wird. Kurz danach taucht auf dem Landsitz ein Mann auf, der behauptet, Francescas Großvater habe seine Mutter ermordet. Deren Leiche aber wurde bis heute nicht gefunden.
Lese-Probe zu „Kalt wie Stein “
Devon, Herbst 1916Er stand schon immer im Garten hinter dem Haus - der Stein, den meine Vettern den Mordstein nannten.
Sie zogen mich oft genug damit auf.
"Leg deinen Kopf hier drauf, und dir wird das Gehirn rausgequetscht."
"Leg dich hier hin, und der Scharfrichter kommt und hackt dir den Kopf ab!"
Gemeine kleine Ungeheuer waren sie damals für mich. Aber inzwischen sind sie alle tot. Verschollen bei Mons und Ypres, Passchendaele und an der Somme. Ihr Lachen verstummt, ihre Neckereien nur mehr eine Kindheitserinnerung. Ihre Stimmen ein fernes Echo, das ich manchmal in meinen Träumen höre.
"Sei still, Cesca! Wir verstecken uns vor den Boers - du verrätst uns bloß!"
Doch der Mordstein liegt noch immer dort, unten im Garten meines Großvaters, wo er immer gewesen ist.
Und das Haus oben im Garten gehört jetzt mir. Ich habe es nur deshalb geerbt, weil all die blonden Jungens tot sind, fortgegangen, um endlich richtige Soldaten zu werden, und niedergemäht wurden mitsamt ihren Träumen von Ruhm und Ehre.
Es erschien ihr seltsam, hier zu sitzen - allein, im Büro des Anwalts, ohne den Großvater an ihrer Seite.
Francis Hatton war immer eine eindrucksvolle Persönlichkeit gewesen. Ein imposanter Mann, auch in seiner äußeren Erscheinung: groß, kräftig gebaut, mit breiten Schultern und diesem selbstsicheren, auf einer guten Erziehung beruhenden Auftreten, das Engländer so überzeugend zur Schau tragen. Jemand, den man nicht übersehen konnte. Frauen hatten ihn stets attraktiv gefunden, sogar im Alter.
Er hatte seine Jahre mit Würde getragen - das Gesicht schmal und edel, die Stimme tief und wohlklingend, distinguiertes, silbergraues Haar.
Bis 1915.
1915 fiel der erste der Vettern in Frankreich. Sie hatten kaum Zeit gehabt, um Simon zu trauern, als auch Robin an der Front sein Leben verlor. Bald folgten Freddy und Peter, und Francesca musste mit ansehen, wie jeder Schicksalsschlag seinen Tribut forderte. Der Mann, den sie stets bewundert hatte, war jemand geworden, den
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siekaum wiedererkannte. Schweigsam - düster. Und dann starb Harry ...
Sie verlagerte ihr Gewicht auf dem Stuhl. Mr Branscombe war Francis gegenüber stets unterwürfig gewesen. Der Anwalt hantierte jetzt umständlich mit den vor ihm liegenden Dokumenten, stellte die Kassette, auf der HATTON stand, beiseite und nahm den Deckel von seinem Tintenfass, als hoffte er, damit die Angelegenheit hinauszögern zu können, bis sein eigentlicher Mandant einträfe. Irgendwie schien es ihm zu widerstreben, mit dieser letzten Pflicht zu beginnen.
Und sie? Hatte sie bei der Erfüllung ihrer Pflicht dem Großvater gegenüber versagt? Sie hatte die Veränderung gehasst, die sie bei ihm beobachtete, den allmählichen Rückzug in sich selbst, durch den er sie allein gelassen hatte. Anstatt gemeinsam zu trauern, hatte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben von seiner Liebe ausgeschlossen gefühlt. Als Harry im Spätsommer 1916 an der Somme fiel - vor kaum zwei Monaten -, musste sie zusehen, wie Francis Hatton in Verzweiflung versank.
In den Wochen nach seinem Schlaganfall hatte sie darum gebetet, dass ihr Großvater sterben könne, und nachts, wenn sie rastlos durch die Korridore wanderte und den nahenden Tod nicht wahrhaben wollte, wünschte sie sich mit wachsender Inbrunst, sie könnte sein Sterben beschleunigen, damit er es endlich hinter sich hätte. Um seinetwillen. Um ihn von seinem Leiden zu erlösen ...
Ein plötzliches Schuldgefühl bedrückte sie.
Mr Branscombe räusperte sich, um anzukündigen, dass er bereit sei, mit der Verlesung des Testaments anzufangen. Die Zeremonie konnte beginnen ...
Die Bediensteten - die alten, denn die jungen waren einer nach dem anderen entweder an die Front oder zur Arbeit in die Fabriken gegangen - warteten im Vorzimmer darauf, zum gegebenen Zeitpunkt in das Büro der Kanzlei gebeten zu werden.
"Ich, Charles Francis Steward Hatton, im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte, verfasse hiermit eigenhändig
Sie verlagerte ihr Gewicht auf dem Stuhl. Mr Branscombe war Francis gegenüber stets unterwürfig gewesen. Der Anwalt hantierte jetzt umständlich mit den vor ihm liegenden Dokumenten, stellte die Kassette, auf der HATTON stand, beiseite und nahm den Deckel von seinem Tintenfass, als hoffte er, damit die Angelegenheit hinauszögern zu können, bis sein eigentlicher Mandant einträfe. Irgendwie schien es ihm zu widerstreben, mit dieser letzten Pflicht zu beginnen.
Und sie? Hatte sie bei der Erfüllung ihrer Pflicht dem Großvater gegenüber versagt? Sie hatte die Veränderung gehasst, die sie bei ihm beobachtete, den allmählichen Rückzug in sich selbst, durch den er sie allein gelassen hatte. Anstatt gemeinsam zu trauern, hatte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben von seiner Liebe ausgeschlossen gefühlt. Als Harry im Spätsommer 1916 an der Somme fiel - vor kaum zwei Monaten -, musste sie zusehen, wie Francis Hatton in Verzweiflung versank.
In den Wochen nach seinem Schlaganfall hatte sie darum gebetet, dass ihr Großvater sterben könne, und nachts, wenn sie rastlos durch die Korridore wanderte und den nahenden Tod nicht wahrhaben wollte, wünschte sie sich mit wachsender Inbrunst, sie könnte sein Sterben beschleunigen, damit er es endlich hinter sich hätte. Um seinetwillen. Um ihn von seinem Leiden zu erlösen ...
Ein plötzliches Schuldgefühl bedrückte sie.
Mr Branscombe räusperte sich, um anzukündigen, dass er bereit sei, mit der Verlesung des Testaments anzufangen. Die Zeremonie konnte beginnen ...
Die Bediensteten - die alten, denn die jungen waren einer nach dem anderen entweder an die Front oder zur Arbeit in die Fabriken gegangen - warteten im Vorzimmer darauf, zum gegebenen Zeitpunkt in das Büro der Kanzlei gebeten zu werden.
"Ich, Charles Francis Steward Hatton, im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte, verfasse hiermit eigenhändig
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Autoren-Porträt von Charles Todd
Charles Todd lebt in London. Er wurde mit dem "Edgar" ausgezeichnet und war bereits drei Mal "Autor des Jahres" der "New York Times".
Bibliographische Angaben
- Autor: Charles Todd
- 2009, 512 Seiten, Maße: 11,8 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Herausgegeben: Helmut Gerstenberg
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453430751
- ISBN-13: 9783453430754
Rezension zu „Kalt wie Stein “
"Todds Charaktere sind eindringlich, fesselnd und psychologisch glaubwürdig."
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