Betrogen
Aus einem Scherz wird blutiger Ernst: Einen Abend lang will Melina ihrer Zwillingsschwester Gillian den Platz an der Seite von Christopher Hart, Astronaut und Medienliebling, überlassen. Doch am Morgen erwartet sie eine schockierende Nachricht: Ihre...
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Aus einem Scherz wird blutiger Ernst: Einen Abend lang will Melina ihrer Zwillingsschwester Gillian den Platz an der Seite von Christopher Hart, Astronaut und Medienliebling, überlassen. Doch am Morgen erwartet sie eine schockierende Nachricht: Ihre Schwester wurde grausam ermordet. Galt der Anschlag eigentlich ihr? Es gibt nur einen Weg, dies herauszufinden.
Betrogen von Sandra Brown
LESEPROBE
»Bussi, Bussi.« Melina Lloyd gab ihrer Zwillingsschwester inWangenhöhe zwei Luftküsse. »Ich habe einen italienischen Weißwein bestellt.Trocken, leicht und überhaupt nicht süß; im Gegensatz zu dem Kellner, der ihnempfohlen hat. Wenn man vom Teufel spricht - Da kommt er schon.«
Gillian nahm ihr gegenüber Platz. Als der Kellner ihren PinotGrigio servierte, schüttete er sich etwas davon über die Hand, weil seinrasierter Kopf zwischen den beiden nicht mehr zur Ruhe kam. »Du lieber Himmel!«
»Wir sind eineiig«, sagte Gillian und ersparte ihm damitjede weitere Frage.
»Ich bin sprachlos. Diese Ähnlichkeit macht einen ja völlig perplex.«
Melina lächelte ihn eisig an. »Meine Schwester würde gerne etwaszu trinken bestellen. Wenn's beliebt.«
Ihr Unterton, so trocken wie der Wein, ließ ihn aufhorchen. »Gewiss«,sagte er, wobei er fast die Hacken zusammengeknallt hätte. »Verzeihung,Verzeihung. Madame?«
»Ein Wasser, bitte, mit viel Eis und einer Limettenscheibe.«»Ich bin prontomente wieder da, mit Ihrem Getränk, und dannerzähle ich Ihnen auch, was es heute Besonderes gibt.« »Ich kann's kaumerwarten«, stieß Melina zwischen den Zähnen hervor, während er davonschwebte.
Flüsternd beugte sich Gillian vor: »Ist prontomenteein echtes Wort?«
»Ist perplex eins?«
Beide mussten lachen. »Wie schön, dass ich dich lächeln sehe«,meinte Gillian. »Als ich hereinkam, hast du ein derart mürrisches Gesichtgezogen, als wolltest du gleich losfauchen.«
»Ich bin tatsächlich ein bisschen angesäuert«, gab Melinazu. »Ich musste heute Morgen einen Autor zum Flughafen fahren, damit er nochrechtzeitig seinen Flug um fünf Uhr achtundfünfzig erwischt. Fünf Uhrachtundfünfzig! Manche Presseabteilungen buchen solche Flüge zunachtschlafender Zeit nur, um uns Medienbegleiter zu provozieren.«
»Und wer war dieser Frühaufsteher? Jemand Interessantes?« »Hab'ihren Namen vergessen. Ein Debüt. Kinder sind wie Haustiere. Untertitel:Eine verblüffende Erziehungsmethode.«
»Zweijährige, die auf Kommando Sitz machen und bellen?« »KeineAhnung. Ich hab's nicht gelesen. Im Gegensatz zu etlichen anderen. Steht zurZeit auf Platz drei der New York Times Bestsellerliste.«
»Du machst Witze.«
»Heiliger Eid. Muss nur genug auffallen, dann verkauft es sichschon. Heutzutage könnte sogar ich ein Buchschreiben. Nur fällt mir kein interessantes Thema ein.« Sie dachte ein, zweiSekunden darüber nach. »Vielleicht über die Berühmten und Berüchtigten, die ichgetroffen habe und nur mit Mühe einen einzigen Tag ertragen konnte. Aber dannwürde ich vermutlich verklagt.«
Der Kellner kam mit Gillians Wasser und einem winzigen silbernenBrotkörbchen zurück und leierte seinen Sermon herunter, in dem es mehr umblumige Worte als ums Essen ging. Als sie aus der regulären Speisekarte je einehalbe Avocado mit Shrimpssalat bestellten, trat er beleidigt den Rückzug an.
Melina reichte Gillian das Körbchen, die einen Daumennagelgroßen Cracker mit Pekannussstückchen zerbrach. »Wie wär's denn mit deinemLeben als eineiiger Zwilling? Darüber könntest du doch schreiben.«
»Dazu gibt's schon viel zu viel. Man müsste das Thema eingrenzen.«
»Gleiche Kleidung: Ja oder Nein?«
»Vielleicht.«
»Der Kampf um die Elternliebe?«
»Schon besser. Wie wär's damit: Verständigung durch Telepathie?«Melina musterte Gillian über den Rand ihres Weinglases, während sie einenSchluck trank. »Was mich zu der Anmerkung veranlasst, dass meineZwillingsschwester heute schrecklich nachdenklich wirkt. Was ist los?«
Vor ihrer Antwort verspeiste Gillian den restlichen Cracker undwischte sich den Mehlstaub von den Fingerspitzen. »Ich hab's getan.«
»>Es<?«
»Du weißt schon.« Gehemmt senkte sie die Stimme. »Das, worüberich die ganzen letzten Monate nachgedacht habe.«
Beinahe hätte sich Melina an der ausgezeichneten italienischenImportware verschluckt. Ihre Augen, rauchfarbene Spiegelbilder von Gillianseigenen, wanderten zu Gillians Schoß hinunter, der außer Sichtweite unter demTisch verschwand.
Gillian lachte. »Du siehst es mir nicht an, jedenfalls noch nicht.Ich komme soeben aus der Klinik.«
»Willst du damit sagen, heute? Gerade erst? Ich könnte schonwährend unserer Unterhaltung eine Tante in spe sein?«
Wieder lachte Gillian. »Vermutlich schon. Falls die kleinenKerle tun, was sie sollen, und sich dorthin begeben, wohin sie sollen, nämlichstromaufwärts schwimmen.«
»Meine Güte, Gillian.« Rasch trank sie einen Schluck Wein. »Duhast es tatsächlich getan? Du hast's getan. Du benimmst dich so - normal. Soentspannt.«
»Dann wäre der Gynäkologe zufrieden. Er hatte die Stirn, mirzu sagen, ich solle mich entspannen. Als ob ich das könnte. Erstens waren dieBeinstützen eiskalt, was schwerlich die Entspannung fördert, und zweitens ginges um den Schlusspunkt einer Monate langen Debatte. Diese Entscheidung habe ichnicht leichtfertig getroffen.«
Künstliche Befruchtung mit Hilfe von Spendersamen. (...)
© deutsche Ausgabe: Blanvalet Verlag, München 2003
Übersetzung: Eva L. Wahser
Nein, faul ist Sandra Brown nun wahrlich nicht, und auch über mangelnden Erfolg kann sie nicht klagen: Gut 70 Romane hat sie verfasst, und seit 1990 schafften alle ihre Bücher den Sprung in die Bestsellerlisten. Insgesamt über 70 Millionen Exemplare ihrer Bücher fanden bisher den Weg zu ihren Lesern, darunter Übersetzungen in insgesamt 33 Sprachen.
Sandra Brown ist bekennende Texanerin: Sie wurde in Waco geboren, wuchs in Fort Worth auf und studierte Anglistik an der Texas Christian University. Bevor sie 1981 mit dem Schreiben begann, hatte sie als Model und beim Fernsehen gearbeitet, wo sie Wettervorhersagen ebenso charmant zu präsentieren wusste wie die Sendung „PM Magazine“. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Mann Michael Brown in Arlington im Bundesstaat – genau – Texas.
Ob Liebesgeschichte oder Thriller: Man darf auf weitere Bücher der Star-Autorin gespannt sein – vorausgesetzt, sie widersteht auch weiterhin tapfer allen Lockungen des Müßiggangs. Doch wer wollte daran zweifeln?
- Autor: Sandra Brown
- 2005, 510 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Eva L. Wahser
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442361893
- ISBN-13: 9783442361892
- Erscheinungsdatum: 01.04.2005
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