Blaue Wunder
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Abserviert! Dabei hatte Elli gedacht, jetzt sei endlich mal alles in Ordnung in ihrem Leben. Und dann so was: Der Mann ihres Lebens wird in vier Wochen die Stadt verlassen - mit seiner Verlobten! Ein Monat Zeit, alles zu tun, um die große Liebe zurückzuerobern: Rivalin beschatten, Strip-Kurs besuchen, Fettverbrennung ankurbeln, Blaues Wunder erleben.
«Ildikó von Kürthy ist die Spezialistin für den schlauen Frauenroman.» Welt am Sonntag
Blaue Wunder von Ildikóvon Kürthy
LESEPROBE
«Warum den Mann, den man liebt, gleich zu Anfang überfordern?»
Entwedermache ich mir Sorgen oder was zu essen. So war das eigentlich immer in meinemLeben. Appetit, außer auf alles, was gesund ist, und Probleme, meist in Formvon Männern, die Sachen sagen wie: «Elli, es liegt nicht an dir, ich bineinfach noch nicht bereit für eine neue feste Beziehung» - das waren jahrelangmeine zuverlässigsten Weggefährten. Jetzt haben mich diese beiden Begleiterurplötzlich verlassen. Ich habe keinen Hunger und keine Probleme mehr. Schwerzu glauben.
Ichbetrachte wohlwollend meine Oberschenkel und die fremde Stadt, die mir zu Füßenliegt. Wahrscheinlich ist es schon nach zehn und eigentlich zu kalt, um hierdraußen im Dunkeln zu sitzen. Aber ich kann nicht genug bekommen von demAnblick. Keine Stadt noch meine Schenkel haben jemals besser ausgesehen. DerBlick von hier oben reicht bis zur Alster. Die Baumkronen enden weit untermeinem exklusiven Hochsitz, und ich kann in helle, edle Wohnungen mitParkettboden und indirekter Beleuchtung schauen. Über mir gibt's nur noch Himmel.Und eigentlich, wenn ich an dieser Stelle mal so rührselig sein darf, ist fürmich derzeit überall Himmel.
Vorvierzehn Tagen, sieben Stunden und vierunddreißig Minuten hat sich mein Lebenverändert. Das weiß ich deshalb so genau, weil meine Uhr bei dem Unfall stehengeblieben ist. Und bei dem Unfall habe ich mich verliebt. In einen Mann mitrötlichen Haaren und Dachterrasse. Unbekanntes Terrain für mich, das eine wiedas andere. Vor schierer Aufregung habe ich in kürzester Zeitmassiv an Umfang verloren, habe Oberschenkel wie zuletzt als Sechzehnjährige,als ich noch regelmäßig Sport trieb, und einen Körperfettanteil wie zu Zeiten,als man den noch gar nicht messen konnte. Alles ist gut. Ich bin glücklich. Unddas ist mir schon lange nicht mehr passiert.
«Hast du einen besonderen Wunsch?»
Ich tauche träge aus meinen Dachterrassen-Gedanken auf.«Mmmmh, ich bin gerade so glücklich. Irgendwas mit möglichst vielen Toten wäreschön.»
«Elisabeth, du bist wirklich seltsam. Aber großartigseltsam. Bin in zehn Minuten wieder da. Bis gleich!»
Die Tür fällt ins Schloss, und ich lausche seinen Schrittenim Treppenhaus hinterher.
Niemand, außer meinem Erdkundelehrer, hat mich je ungestraftElisabeth genannt. Aber auf einmal gefällt mir sogar mein eigener Name. Aufeinmal gefällt mir alles. Ich bin eine völlig verrückte Verliebte, und ichdenke, dümmlich vor mich hin lächelnd, an die Armee dunkelblauer unddunkelgrauer Pullunder, die in seinem Schrank hängt.
Ich konnte Pullunder noch nie leiden. Ich finde, darin siehtjeder Mann aus wie der Bundespräsident, wenn er morgens im Frühstücksraum vonSchloss Bellevue zusammen mit seiner Gemahlin für den Fotografen einerFrauenzeitschrift so tut, als schenke er sich gerade Kaffee nach. Mit Martinund seinen Pullundern ist das aber komischerweise ganz anders. Sie verleihen ihmzwar eine seriöse Ausstrahlung, wirken aber dennoch an ihm wie Reizwäsche,erregend und seine natürliche Männlichkeit hervorhebend.
Oder nehmen wir sein Autokennzeichen: HH-WC 2. Das ist natürlichvöllig indiskutabel. Und die Tatsache, dass sein Vater mit HH-WC 1 rumfährt,macht die Sache nur noch schlimmer.
Aber bei meinem Liebsten empfinde ich diese Autonummer als überlegene,selbstironische Anspielung auf seine berufliche Tätigkeit, von der er sichdadurch liebevoll distanziert. Martin ist Juniorchef eines Sanitärgroßhandels.Sein Vater ist, durch das Kennzeichen WC 1 unschwer zu erahnen, der Seniorchef.Tja, mein neuer Freund ist Herr über Mischbatterien und Toilettenspülungen.
Was soll ich sagen? Auch kein Beruf, den ich in der Spalte «WelcherArbeit sollte Ihr Traummann nachgehen?» eingetragen hätte. Aber wie egal einemso was alles wird, wenn das Herz vor Liebesglück weich und milde gestimmt ist.Mit einem Mal überlegst du, warum dir nicht längst aufgefallen ist, wiefaszinierend das Sanitärbedarfgewerbe im Grunde genommen ist. Und du fragstdich, warum es dir bisher entgehen konnte, wie zauberhaft Haare mit einemleichten Rotstich im Licht der Morgensonne glänzen.
Mir ist völlig klar, dass ich den Verstand verloren habe. Natürlichhabe auch ich in Frauenzeitschriften gelernt, dass die erste Phase derVerliebtheit Serotoninmangel im Gehirn verursacht. Dass Wahrnehmung undVerhalten gestört sind und die Symptome insgesamt einer ernsthaften psychischenStörung ähneln. Aber mir ist egal, ob ich krank bin, wenn die Begleiterscheinungen- an dieser Stelle sei das Zauberwort Appetitlosigkeit erwähnt - allesamt soattraktiv sind. Ich meine, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzteMal gesagt habe: «Ich bin satt.» Schon gar nicht, während ich vor einem TellerLasagne gesessen habe. Wann bin ich das letzte Mal lächelnd aufgewacht? Wannhabe ich das letzte Mal auf dem Klo gesungen? Wann hat eine TafelVollmilchschokolade mit ganzen Nüssen in meiner Gegenwart länger überlebt alsein paar Stunden? Das sind doch Beschwerden, die man möglichst ein Leben langbehalten will!
(...)
© 2004 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
„Ich möchte, dass meine Bücher wie eine gute Freundin zwischen zwei Buchdeckeln sind“, sagt Ildikó von Kürthy. Mit der Freundin kann „frau“ alles besprechen, lässt sich beraten, den Kopf zurechtsetzen oder Mut zusprechen. Vor allem kann sie über Männer reden. Für sich selbst hat die 1968 geborene Journalistin den richtigen Mann gefunden. Sie ist mit Sven Michaelsen, Chefreporter von „Vanity Fair“, verheiratet. Seit 2006 ist sie Mutter eines Jungen und hat damit alles, was sie mit 40 Jahren haben wollte: „Ich habe einen Beruf, einen Typen, ein Kind.“ Den Beruf erlernte sie an der Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg, war bei der Zeitschrift „Brigitte“ beschäftigt und danach als Redakteurin für Kultur und Unterhaltung beim „Stern“. Seit 2005 arbeitet sie als freie Journalistin – Romanschreiben betrachtet sie als ihr Hobby.
Schließlich „Schwerelos“ – der neueste Roman von Ildikó von Kürthy. Die Protagonistin Rosemarie, Ende dreißig, weiß trotz konkreter Heiratspläne eigentlich nicht, was sie will. Die Geschichte spielt in Hamburg, wo auch die Autorin wohnt, und in Berlin. von Kürthy sagt: „Ich kenne die Plätze und weiß, worüber ich spreche“. Diese Aussage können die Leser getrost umfassender interpretieren.
Interview mit Ildiko von Kürthy
In ihren Büchernbeschäftigen Sie sich mit den Problemen von Frauen Anfang 30. Ist"Freizeichen", ihr neuestes Buch, ein Liebesroman, Ratgeber oder"Frauenbuch"?
"Freizeichen" ist definitiv ein Liebesroman! Weil esum kleine und große Gefühle geht, um Eifersucht, Langeweile und die erstenAnzeichen von Verliebtheit. "Freizeichen" ist definitiv kein Ratgeber- denn meine Heldin Annabel ist ja selbst vollkommen unberaten und nun wirklichkeine Expertin in Sachen Beziehung. Ihr geht es genauso, wie uns allen. In derTheorie ist man perfekt vorbereitet und astrein gebildet, hat für jede Krisebereits prophylaktisch mehrere psychologische Ratgeber gelesen - und wenn danndas Leben mit einem passiert, macht man lehrbuchmäßig all die Fehler, vor denenman gewarnt wurde. Ob "Freizeichen" ein Frauenbuch ist? Ach, ich weißnicht. Frauen erkennen sich darin wieder. Und Männer erkennen ihre Frauen darinwieder. Also ist es ja eigentlich auch ein Männerbuch.
In Ihrem Bestseller"Mondscheintarif" wird die Konkurrentin der Hauptfigur von einemKlavier zerquetscht. Wie ergeht es den Nebenbuhlerinnen in ihrem neuen Buch?
Die Klavier-Quetsch-Szene stammt aus dem Film und kommt imBuch gar nicht vor. Ich bin für solcherlei Brutalität viel zu zart besaitet!Die Nebenbuhlerin in "Freizeichen" wird dementsprechend auch nur mitbösen Gedanken und bösen Blicken bedacht.
Wie hart ist das Lebenvon Frauen Anfang 30 wirklich?
Ach, daran kann ich mich als mittlerweile 36jährige Greisinkaum noch erinnern! Aber ich weiß noch, dass ich es nicht hart fand, und auchnicht finde, im Gegenteil. Es ist doch eine gute Zeit. Graue Haare treten erstvereinzelt auf und der Hintern hängt noch nicht bis zum Boden durch. Man lässtsich nicht mehr von jeder unfreundlichen Verkäuferin Angst einjagen, man weiß,was man kann und was man nicht kann und im besten Fall hat man einen guten Mannabbekommen, trinkt keine schlechten offenen Weine und muss nicht mehr bis halbvier auf öden Feten rumhängen, bloß weil man es uncool findet, vor Mitternachtim Bett zu sein.
Gibt es ein Rezeptgegen die Angst vor dem 30. Geburtstag?
Ja! Ein großes Fest feiern. Sich Antifalten-Cremes, Dekanterund Wellness-Wochenenden schenken lassen. Trinken, Tanzen, Turteln. Es gibt dochkeinen Grund, Angst zu haben. Meine Güte, Leute, es soll Menschen geben, dieihren 50sten feiern und dabei auch noch glücklich sind.
Was können Männer in Ihrem Buch lernen?
Warum können 200 Gramm Gewichtszunahme entscheidend sein fürden gesamten weiteren Abend? Warum gibt es keine richtige Antwort auf dieFrage: "Soll ich das blaue oder das rote Kleid anziehen?" Warumsollte ich sie nicht unbedingt beim Wort nehmen, wenn sie sagt "Ichbrauche einfach ein bisschen Zeit für mich"? Warum ist sie so, wie sieist, warum liebe ich sie trotzdem und was kann ich dafür tun, dass diesewunderbare, komplett irre Frau für immer bei mir bleibt?
Die Fragen stellte Roland GroßeHoltforth, literaturtest.de
- Autor: Ildikó von Kürthy
- 2005, 16. Aufl., 256 Seiten, mit farbigen Abbildungen, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499237156
- ISBN-13: 9783499237157
- Erscheinungsdatum: 01.11.2005
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