Der zweite Mord / Kriminalinspektorin Irene Huss Bd.2
In der Kälte einer Februarnacht legt ein Stromausfall eine Göteborger Privatklinik lahm. Im allgemeinen Chaos offenbart sich Unfassbares: Ein Patient ist tot, über dem Notstromaggregat liegt eine Schwester - ermordet. Und das Schockierende...
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In der Kälte einer Februarnacht legt ein Stromausfall eine Göteborger Privatklinik lahm. Im allgemeinen Chaos offenbart sich Unfassbares: Ein Patient ist tot, über dem Notstromaggregat liegt eine Schwester - ermordet. Und das Schockierende daran: Vor Jahren gab es bereits einen ähnlichen Fall.
Als im Privatkrankenhaus Löwanderska in Göteborg in einer eisigen Februarnacht der Strom ausfällt und der Alarm des Beatmungsgerätes durch die Gänge hallt, eilt Dr. Löwander auf die Intensivstation. Vergebens. Der Patient ist nicht mehr zu retten. Die Krankenschwester, die bei ihm Wache halten sollte, liegt ermordet auf dem Stromaggregat. Eine weitere Schwester ist spurlos verschwunden. Als Inspektorin Irene Huss mit ihren Kollegen am Tatort erscheint, behauptet die einzige Zeugin hartnäckig, Schwester Tekla auf dem Flur gesehen zu haben. Doch das ist unmöglich, denn Schwester Tekla hat sich vor 50 Jahren auf dem Dachboden des Krankenhauses erhängt.
Der zweite Mord von Helene Tursten
LESEPROBE
Die Nachtschwester SivPersson war gerade auf den Gang getreten, als
das Licht erlosch. DieStraßenlaternen warfen einen so schwachen Schein
durch die hohen Fenster,dass man sich nur mit Mühe zurechtfinden
konnte. Es schien nur imKrankenhaus dunkel geworden zu sein.
Die Schwester blieb wieangewurzelt stehen und sagte in das Dunkel
hinein:
»Meine Taschenlampe.«
Sie tastete sich zurückins Schwesternzimmer. Mithilfe des spärlichen
Lichts derStraßenbeleuchtung kam sie bis zum Schreibtisch und ließ
sich auf den Stuhlsinken.
Als auf der kleinenIntensivstation der Alarm des Beatmungsgeräts zu
schrillen begann,schreckte sie auf. Das Geräusch wurde von der geschlossenen
Flügeltür am Ende desKorridors gedämpft, die zwischen Station und
Intensivstation lag.Trotz der stabilen Türen war der Alarm in der
Stille ohrenbetäubend.
Von ihrem Platz imSchwesternzimmer konnte die Nachtschwester die Tür
sehen, die vomTreppenhaus auf die Station führte. Gewohnheitsmäßig
warf sie einen Blick überden Korridor. Dann schrie sie auf.
Auf der anderen Seite derGlastür war ein dunkler Schatten aufgetaucht.
Dann wurde die Türaufgerissen.
»Ich bin's nur!«
Die Stimme des Arztesbrachte sie zum Verstummen. Sie stand auf.
Wortlos rannte der Arztdurch den Korridor weiter auf die Tür der Intensivstation
zu. Die Schwester folgteihm und orientierte sich im Dunkeln an seinem
wehenden weißen Kittel.
Auf der Intensivstationwar der Alarm unerträglich schrill.
»Schwester Marianne!Stellen Sie den Alarm ab!«, schrie der Arzt.
Die Nachtschwester aufder Intensivstation antwortete nicht.
»Schwester Siv! Holen Sieeine Lampe!«
Mit schwacher Stimmesagte Schwester Siv:
»Ich ich habe vorhinmeine Taschenlampe hier vergessen, als ich Schwester
Marianne dabei geholfenhabe, Herrn Peterzén zu betten. Sie liegt
auf dem Wäschewagen«
»Dann holen Sie sie!«
Stolpernd ging sie einpaar Meter auf die Tür zu. Nachdem sie ein paar
Sekunden im Dunklenherumgetastet hatte, stießen ihre Finger auf eine
harte Plastikoberfläche.Sie griff sich den schweren Koffer und ging
mit ihm auf den Arzt zu.
»Bin bin ich jetzt inIhrer Nähe?«
Eine Hand auf ihrem Armließ sie zusammenzucken. Er riss den Koffer
an sich.
»Was ist das? DerNotfallkoffer! Was sollen wir denn damit? Es ist
ja pechschwarz!«
»Im Deckel sind der AmbuBeutel und das Laryngoskop.Das Laryngoskop
ist aufgeladen. Damitkönnen Sie leuchten.«
Murrend riss der Arzt denNotfallkoffer auf. Nach einigem Suchen fand
er die Lampe, mit derenHilfe betäubten oder bewusstlosen Patienten
der Beatmungstubusin die Luftröhre eingesetzt wurde. Er klappte sie
mit einem Klick auf undrichtete den schmalen, intensiven Lichtstrahl
auf den Mann im Bett.
Jetzt konnte er sichleichter im Zimmer orientieren. Schwester Siv
ging langsam auf dasBeatmungsgerät neben dem Bett zu und fand den
Abstellknopf für den Alarm.Die Stille war ohrenbetäubend, nur die
Atemzüge des Arztes undder Schwester waren zu hören.
»Herzstillstand! Wo istSchwester Marianne? Marianne!«, schrie der
Arzt.
Er drückte dem Patientendie Maske des Beatmungsbeutels über Mund und
Nase.
»Sie kümmern sich um dieBeatmung, ich mache die Herzmassage«, zischte
er verbissen.
Die Schwester begann Luftin die reglosen Lungen zu pumpen. Mit den
Handballen massierte derArzt rhythmisch das Brustbein. Während des
Wiederbelebungsversuchswechselten sie kein Wort. Obwohl der Arzt
direkt in den HerzmuskelAdrenalin spritzte, gelang es ihnen nicht,
das Herz wieder zumSchlagen zu bringen. Schließlich gaben sie auf.
»Es hat keinen Sinn!Verdammt! Wo ist nur Schwester Marianne? Und wieso
ist das Notstromaggregatnicht angesprungen?«
Der Arzt nahm das Laryngoskop vom Nachttisch und leuchtete mit seinem
dünnen Lichtstrahl in demkleinen Zimmer der Intensivstation herum.
Plötzlich sah SchwesterSiv den Wäschewagen. Vorsichtig ging sie,
die beiden Hände in Hüfthöhevor sich ausgestreckt, darauf zu. Mit
der rechten Hand stießsie gegen einen Stapel Laken. Sie ertastete
Plastikhandschuhe undNierenschalen. Schließlich bekam sie ihre Taschenlampe
zu fassen und knipste siean.
Das Licht traf den Arztdirekt in die Augen. Er unterdrückte einen
Fluch und hob die Hände.
»Entschuldigung ichwusste nicht, wo Sie stehen«, stotterte Schwester
Siv.
»Ja, ja. Schon inOrdnung. Gut, dass Sie endlich eine richtige Taschenlampe
gefunden haben. LeuchtenSie mal, ob Schwester Marianne irgendwo auf
dem Boden liegt.Vielleicht ist sie ohnmächtig geworden.«
Aber die Schwester derIntensivstation war nirgends zu sehen.
Im Licht der Taschenlampeentdeckte der Arzt ein Telefon. Er ging darauf
zu und nahm den Hörer ab.
»Tot. Funktioniert nicht.«
Nachdem er eine Weilelang nachgedacht hatte, sagte er: »Mein Handy
liegt oben im Zimmer desDienst habenden Arztes. Ich nehme die Taschenlampe
und rufe von dort aus denRettungsdienst an. Dann mache ich mich auf
die Suche nach Marianne.Haben Sie sie weggehen sehen?«
»Nein. Seit wir zusammenHerrn Peterzén frisch gebettet haben, habe
ich sie nicht mehrgesehen.«
»Sie muss also durch dieHintertür verschwunden sein. Ich nehme denselben
Weg und laufe eben durchden OP-Trakt nach oben. Das geht am schnellsten.«
©VERLAGSGRUPPE RANDOM HOUSE
Übersetzung: Holger Wolandt
Autoren-Porträt von Helene Tursten
Helene Tursten wurde 1954 in Göteborg geboren. Bereits mit ihremersten Kriminalroman "Der Novembermörder" eroberte sie SchwedensKritiker und Leser im Sturm.
Interview mit Helene Tursten
Haben Sie eine Erklärung dafür, dasses in den letzten Jahren so viele erfolgreiche Krimis aus Schweden gab. Ist dieKriminalitätsrate dort gestiegen?
Dieerfolgreichen schwedischen Krimis haben mit einer wachsenden Zahl guterKrimiautoren zu tun. Nicht mit einer gestiegenen Kriminalitätsrate.
"Der zweite Mord" spieltin einem Krankenhaus. Bevor Sie als Schriftstellerin arbeiteten, waren SieZahnärztin. Hat es Ihnen Freude gemacht, wieder in die Atmosphäre einzutauchen,die Ihnen von früher vertraut ist?
Vor meinem Abschluss in Zahnmedizin habe ich drei Jahre alsKrankenschwester gearbeitet. Ich habe es wirklich genossen, in "Der zweiteMord" wieder in dieses Milieu zurückzukehren.
Der Leser entwickelt sehr schnelleine Art persönlicher Beziehung zu Ihrer Heldin Irene Huss.Welche Rolle spielt diese besondere Beziehung für die Handlung der Geschichte?
Ichschreibe eine Geschichte immer so, wie sie mir persönlich am besten gefällt.Ich überlasse es dem Leser, seine eigene Beziehung zu Irene Hussaufzubauen.
Würden Sie Irene Hussals eine starke Frau bezeichnen?
Ja, sie istsowohl physisch wie psychisch stark. Dadurch haben auch die männlichen KollegenRespekt vor ihr. Diese Stärke gibt ihr das notwendige Selbstbewusstsein, um alsKriminalinspektorin arbeiten zu können.
Könnten Sie sich vorstellen, IhrerArbeit eine andere Richtung zu geben? Beispielsweise eine, die nichts mitKriminalität zu tun hat?
Ja. Wennmir gute Geschichten in den Kopf kommen, schreibe ich sie auf, auch wenn sienichts mit einem Krimi zu tun haben.
- Autor: Helene Tursten
- 2001, 13. Aufl., 381 Seiten, Maße: 11,9 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Holger Wolandt
- Verlag: BTB
- ISBN-10: 3442726247
- ISBN-13: 9783442726240
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