Die Pestheilerin
Roman
1347: Die junge Arinna wird als Sklavin an den mächtigen Kaufmann Boccanegra verkauft. Dann bricht in der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches die Pest aus. Dank ihrer Heilkunst kann Arinna viele Kranke gesund pflegen - und wird prompt der Hexerei bezichtigt.
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Produktinformationen zu „Die Pestheilerin “
1347: Die junge Arinna wird als Sklavin an den mächtigen Kaufmann Boccanegra verkauft. Dann bricht in der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches die Pest aus. Dank ihrer Heilkunst kann Arinna viele Kranke gesund pflegen - und wird prompt der Hexerei bezichtigt.
Klappentext zu „Die Pestheilerin “
Konstantinopel 1347. Nach dem Tod ihrer Eltern wird die junge Heilerin Arinna als Sklavin an den Genueser Kaufmann Boccanegra verkauft. Als in der Hauptstadt des Byzantinischen Reiches die Pest ausbricht, nimmt Boccanegra sie mit auf das Schiff der Genueser Kaufleute. Der geldgierige Kaufmann hat von einem kostbaren Heilmittel gehört, das es nur auf Malta gibt und das allein gegen den Schwarzen Tod helfen soll. Dann jedoch erkranken auf der Galeere die Seeleute und Arinna muss sie pflegen. Und tatsächlich gelingt es ihr dank ihrer Heilkunst, die Krankheit zu besiegen. Doch dann wird sie der Hexerei verdächtigt, und ihr Leben gerät in ernste Gefahr ...
Lese-Probe zu „Die Pestheilerin “
Die Pestheilerin von Kari Köster-Lösche I. FLUCHT VOR DEN OSMANEN
Kapitel 1
OSMANISCHES SULTANAT
IM JAHR 725 DER HIDSCHRA
... mehr
Der gelbe Staub machte Arinna das Atmen schwer, aber
die rissige Hand lastete wie ein Fels auf ihrem Nacken
und drückte ihn nieder. Oschin konnte ziemlich grob sein.
In der Nähe hörte sie das Geräusch vieler Hufe, deren Galopp
in Trab überging und schließlich verklang.
»Sie sind fort.«
Oschins mürrische Stimme war so laut wie zuvor, bevor er die
Reiterkolonne gesichtet hatte, doch immerhin ließ er sie jetzt los.
Sie hob den Kopf und setzte sich schließlich im Schneidersitz
hin. Die Stadt, die vor ihr lag, wirkte wie eine Festung aus
gelben und roten Steinen. Nach rechts und links erstreckten sich
gewaltige Mauern, und durch das noch offene Stadttor konnte
sie Häuser sehen. Der Weg zur Küste, nach Konstantinopel, in
die Freiheit und Sicherheit eines christlichen Landes führte dort
hindurch. Durch das altehrwürdige Nikäa.
»Was ist das?«, fragte Arinna beunruhigt. Ihr Finger deutete
auf die fremdartigen Gebäude. »Die Minarette da vorn ... Ist
auch Nikäa besetzt?«
»Und wie«, antwortete der Kerl, der ihr vor einigen Tagen
seinen Schutz angeboten hatte, spöttisch. »Schon seit mehreren
Jahren. Das weißt du nicht?«
»Nein. Ich dachte, eine so heilige Stadt, in der die Kaiser
von Byzanz residiert haben, könnte nie erobert werden ...«, gab
Arinna kleinlaut zu.
Oschin lachte rau. Sein Lachen ähnelte dem eines Hahnes,
der von einer Mauer herab seine Hühnerschar überblickt. »Die
Türken werden noch viel mehr erobern. Egal, mit welchen Mitteln.
Weißt du nicht, dass Emir Orhan Theodora, eine Tochter
des Kaisers, heiraten wird?«
Arinna schüttelte widerwillig den Kopf. Sie mochte Oschins
überhebliche Art nicht. Aber sie hatte genug Verstand, um zu
wissen, dass man, um durch die Linien von osmanischen Soldaten,
umherschweifenden türkischen Banden und übriggebliebenen
marodierenden Kreuzfahrern nach Konstantinopel hineinzugelangen,
einen Führer brauchte. Mit seinem einen guten Auge
wirkte Oschin wie ein Raufbold, aber er hatte von ihr für seinen
Schutz kein Geld verlangt. Und er stammte immerhin aus ihrer
Gegend, aus dem kappadokischen Caesarea, wie er glaubhaft versichert
hatte, wenn sein Name und seine Sprache in ihren Ohren
auch befremdlich klangen. Er sei von armenischem Adel, hatte
er behauptet, was stimmen konnte oder auch nicht. Sein größter
Vorzug aber war, dass sie in seiner Begleitung erstmals seit langem
satt geworden war, ohne selbst stehlen zu müssen.
»Die Luft ist rein«, murmelte Oschin und erhob sich. »Wir
schließen uns den Leuten da vorn mit dem Esel an. Bleib dicht
hinter mir und halte den Kopf gesenkt. Und zieh gefälligst das
Tuch über deine verfluchten hellen Haare. Ich hätte sie dir beizeiten
abscheren sollen.«
Indem Arinna in aller Hast gehorchte, drehte sie sich um. Auf
dem Weg, den sie selbst gewandert waren, schlurfte eine müde
Gruppe von Männern und Frauen hinter einem hochbeladenen
Karren her, der von einem Esel gezogen wurde. »Ist das nicht zu
gefährlich?«, flüsterte sie. »Lass uns Nikäa umgehen!«
»Wage ja nicht, immer von Nikäa zu reden«, fauchte Oschin.
»Die Osmanen nennen es Iznik, verstanden? Und jetzt los! Ich
will heute endlich etwas Anständiges zwischen die Zähne bekommen.
Außerdem habe ich nicht das geringste Verlangen, in
diese Berge zu klettern.«
»Klettern!« Die Berge, die in Nikäas Rücken lagen, waren
weder sehr hoch, noch wirkten sie mit den kleinen Dörfern an
den Hängen ungastlich. Aber es würde ein ziemlich weiter Umweg
sein, denn die Stadt lag an einem See, so dass ein Ausweichen
zur anderen Seite nicht möglich war.
Beklommen folgte Arinna Oschin, der sich den Wanderern
mit einer Selbstverständlichkeit anschloss, als ob er zu ihnen gehöre.
Die Leute, zwei Männer, drei Frauen und fünf Kinder, nahmen
von ihnen keine Notiz. Zwei der Frauen sprachen halblaut
miteinander.
Osmanen!
Arinna stolperte vor Schreck, und Blut stieg ihr in die Wangen.
Sie hatte trotz der unterschiedlichen bunten Kopfbedeckungen
der Frauen und ihrer langen Kleider über den Hosen gehofft,
dass die Wanderer Griechen wären, auf der Flucht durch das
weite anatolische Land in christliches Gebiet wie sie selbst. So
viele unterschiedliche Gruppen von Menschen waren unterwegs,
und ihre zusammengewürfelten Kleidungsstücke machten sie in
gewisser Weise ähnlich.
Oschin warf ihr einen warnenden Blick zu. Zurück konnten
sie nicht mehr. Arinna zog ihr Kopftuch, das von der Stirn bis
über die Schultern reichte, bis an die Augenbrauen herunter und
versuchte, mit gebeugtem Rücken kleiner zu wirken. Unglücklicherweise
waren die Angehörigen ihres Volkes, das in den Felsenhöhlen
von Matiana lebte, durchweg größer als die Griechen
der Nachbarschaft. Und die Frauen der türkischen Stämme waren
meistens noch kleiner.
Sie konzentrierte sich auf ihre Füße und tappte im Gleichschritt
mit den Frauen vorwärts, bis die kleine Kolonne haltmachte.
Sie hatten das Stadttor erreicht. Arinna beugte den Nacken
und lauschte angestrengt.
Die tiefe Stimme eines Wächters fragte etwas in hochfahrendem
Ton. Einer der Wanderer antwortete beflissen und machte
sich dann am Karren zu schaffen. Die Ladung wurde von allen
Seiten begutachtet, und der Anführer stand mühsam Rede und
Antwort. Seine Stimme wurde heller und ängstlicher.
Eins der jüngeren Kinder begann zu schluchzen, zwei andere
fielen ein. Die Frauen nahmen sie in die Arme, trösteten sie und
flüsterten mit ihnen. Eine summte leise. Aber das Weinen steigerte
sich zum Geschrei.
Wenn sie doch nur aufhören wollten, dachte Arinna gereizt
und beobachtete verstohlen, wie die Aufmerksamkeit der Wächter
sich jetzt auf die Frauen zu konzentrieren begann - wie zu
erwarten gewesen war.
Das älteste der Mädchen wich voll Panik vor den grimmigen
Gesichtern und den auf den Boden gestoßenen Lanzen zurück,
stolperte über einen Fuß und fiel der Länge nach auf den Rücken.
Unter Geheul verwickelte sie sich mit den Füßen in ihren
weiten Hosenbeinen und im Rock und fing erbärmlich mit den
Beinen zu strampeln an.
Arinna bückte sich hastig, gab beschwichtigende Geräusche
von sich, strich der Kleinen die schwarzen Haarsträhnen aus
dem Gesicht und die Tränen von den Wangen.
Das Mädchen stoppte ihr Weinen so urplötzlich, wie es begonnen
hatte, und starrte Arinna bestürzt ins Gesicht. Es war
schmutzig, wie sie wusste, aber das war es nicht. Die Kleine
konnte ihr in die blauen Augen sehen. Wahrscheinlich hatte sie
noch nie jemanden wie Arinna zu Gesicht bekommen. Bevor
sie womöglich erneut losbrüllte und ihr den Finger ins Gesicht
stieß, ergriff Arinna sie an den Händen, stellte sie auf die Füße
und klopfte den Staub aus dem bunten Röckchen.
All dies erlaubte ihr, in der Hocke zu bleiben und sich überdies
hinter dem Kind zu verstecken.
Sie hatte das Gefühl, endlos geklopft zu haben, bis plötzlich
Bewegung in die Gruppe kam. Sie wurden vorwärts gewinkt.
Mit dem türkischen Mädchen an der Hand, das inzwischen
Vertrauen zu Arinna gefasst hatte, passierten sie zwei mächtige
Rundtürme und dann den düsteren, quälend langen Tordurchgang.
Arinna hielt den Atem an. Wer wusste schon, welche Sol-
daten, Zolleinnehmer oder anderen Männer des Sultans sie auf
der anderen Seite in Empfang nehmen würden? Um sie dann in
einen Kerker zu schicken oder gleich um einen Kopf kürzer zu
machen. Arinna hatte in einer osmanischen Stadt weit fort von
der Heimat nichts zu suchen, und solcher Probleme entledigte
man sich am schnellsten auf diese Weise.
Oschin schien von Ängsten nicht geplagt. Eine Hand am
Karren, stemmte er diesen mit gebeugtem Nacken in der aufgewühlten
Fahrspur voran.
Die schwarzen Schatten, den die Türme und baumhohen
Mauern in der tiefstehenden Sonne warfen, wollten Arinna nicht
aus ihrem bedrückenden Bann lassen. Das Mauerwerk bestand
aus großen Quadern, aus schmalen Ziegelsteinen und runden
Flusskieseln und hatte gewiss schon Hunderte von Jahren fremden
Eindringlingen standhalten müssen. Bröckelndes Gestein
und Scharten bewiesen, dass dies nicht immer gelungen war.
Ganz unerwartet fand sich Arinna im grellen Licht der staubigen
Hauptstraße wieder, die keineswegs in ein prächtiges
Stadt inneres führte, sondern auf ein größeres Dorf zulief.
Und weit und breit gab es keine Soldaten.
Die osmanischen Männer hielten im Schatten der Innenmauer
an, um miteinander zu beratschlagen. Arinna sah sich erleichtert
und mit wachsender Zuversicht neugierig um. Dies war Nikäa!
Auch wenn es nun Iznik hieß und statt der alten Kirchen jetzt
hier Moscheen standen, war es eine wichtige Etappe auf ihrer
weiten Wanderung aus dem Tal der Tauben in Kappadokien ins
christliche Konstantinopel. Konstantinopel war nicht mehr weit.
Sie hatte es fast geschafft!
Oschin scherte mit energischen Schritten aus der türkischen
Gruppe heraus an den Straßenrand, mit einer Miene, in der sich
Verachtung für die Menschen spiegelte, die ihm für eine Weile
Schutz geboten hatten. Herrisch winkte er Arinna an seine
Seite.
Ein letztes Streicheln des schmalen bräunlichen Kinderge-
sichtes, dann begann sich Arinna den Weg durch die Frauen und
Kinder zu Oschin zu bahnen. Sie fing den Blick einer der Frauen
auf. Diese sagte etwas zu ihr und lächelte vorsichtig. Gleichzeitig
schob sie mit zwei Fingern verstohlen eine imaginäre Haarsträhne
unter ihre runde, streng anliegende Kopfbedeckung.
Arinna nickte, lächelte zurück und war dankbar, dass die Frau sie
auf ihre widerspenstigen Haare aufmerksam gemacht hatte.
»Blödsinn«, knurrte Oschin, als sie bei ihm anlangte.
»Was ist Blödsinn?«, erkundigte sich Arinna. »Hast du etwa
verstanden, was die Frau gesagt hat?«
»Natürlich.«
»Und was sagte sie?« Arinna verbarg ihr Erstaunen darüber,
dass der Armenier des Türkischen mächtig war.
»Wer Hilfe gibt, wird auch Hilfe erhalten. Ein dummes Sprichwort
dieser Leute. Ich hätte es auch ohne sie in die Stadt geschafft
«, verkündete Oschin großspurig.
»Natürlich«, sagte Arinna nachgiebig, obwohl die Türkin
Oschin gar nicht gemeint hatte, und begann, über ihren Begleiter
nachzudenken. Vermutlich hatte er sich ihr nur als Begleiter
angeboten, weil ein Paar unauffälliger reiste.
An der Weggabelung nahm Oschin die linke Straße, die am
Westrand des Ortes entlangführte. Die Stadtmauer schlug einen
großen Bogen um sie herum, und Arinna sah ein weiteres Tor.
Dann kamen sie an einem römischen Theater vorüber, das inmitten
von Steintrümmern lag und in die Erde hineingebaut
war. Ziegen kletterten auf den Sitzreihen herum und zupften
Gras aus den Ritzen.
»Was suchst du?«, fragte Arinna angesichts der Blicke, die der
Armenier immer wieder über die Silhouette des Dorfes warf.
»Ich schaue, ob es eine neue Moschee gibt. Dieser Ort hat
schon zwei, die alte Hagia Sophia, die sie gerade für ihren Gott
umbauen, und noch eine weitere, kleine. Und wer weiß, wie viele
noch. Die Sultane, ihre Gemahlinnen und Wesire wetteifern geradezu
miteinander, die schönste Moschee und die beste Armen-
küche zu stiften. Wenn es eine neue Küche gibt, ist sie besser als
die alte. Ich bin jedenfalls hungrig wie ein Wolf, ich will heute
Fleisch essen, und nicht zu knapp, und die Küche muss ich finden,
bevor die Sonne untergeht. Danach heißt es warten.«
»Worauf?«
»Auf das Ende ihres Abendgebetes natürlich. Sie essen immer
erst nach dem Gebet, und das gilt auch für die Armen küchen.
Weißt du denn gar nichts über die neuen Besitzer dieses Landes?
« Oschin musterte sie scharf.
Arinna schüttelte den Kopf. Dass sich im Tal der Tauben von
Matiana auch türkische Siedler niedergelassen hatten, erwähnte
sie lieber nicht. Christen und Osmanen wohnten streng getrennt
voneinander und pflegten keine freundschaftliche Nachbarschaft.
In diesem Augenblick begann der Muezzin zu rufen. Sein eintöniger
Gesang war ganz ähnlich wie der des griechischen Priesters,
dessen Stimme vor allem an Ostern von einer Felswand zur
anderen durch ihr Tal getragen worden war. Dazu hatte in der
Ferne eine kleine Glocke gebimmelt und über allem das leise
Gurren zufriedener Tauben gelegen. Arinna schloss die Augen,
um zu verhindern, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.
Sie konnte sich noch gut an das helle Klingeln der Glocke
erinnern. Aber nachdem die Osmanen auch in das Tal mit den
Felsenhöhlen und den uralten christlichen Felsenkirchen eingedrungen
waren, war es den Mönchen und Priestern verboten
worden, ihre Glocken zu läuten. Arinna und ihre Familie waren
zwar nicht oft in die Felsenkirche gegangen, da ihr Glaube ein
anderer und viel älter war, aber sie erinnerte sich mit Sehnsucht
an den Klang der Glocke.
Seit der Eroberung des Tals durch die Osmanen durfte nur
noch das Semantron die Gläubigen zum Gottesdienst rufen. Das
Hämmern auf dem Schallbrett pflegte Arinna Angst einzujagen,
denn damit verband sich für sie auf ewig das Eindringen von
Feinden, die ihr friedliches Leben so grundlegend verändert hatten.
Vor allem aber mit dem Tod des Vaters, den die türkischen
Janitscharen getötet hatten.
Die alte große Basilika mit drei kuppelbedeckten Schiffen war
noch im Umbau, derzeit aber von den Maurern verlassen. »Hier
gibt es keine Küche«, stellte Oschin mürrisch fest und schlug
mit seinem ihm eigenen wiegenden Gang den Weg in das Innere
des Dorfes ein.
Arinna blieb hinter ihm wie bei den Türkinnen üblich. Es
war unauffälliger, außerdem wurde ihr seine Begleitung immer
unangenehmer. Sie fragte ihn auch nicht nach dem wunderschönen
Gebäude, das sich aus der Nähe als ein türkischer Pavillon
mit einem Sarkophag erwies.
Oschin gönnte ihm ohnehin keinen Blick, sondern strebte
zum benachbarten Kiosk, der aus einer Kuppel auf Säulen bestand.
Im Inneren sprudelte ein Brunnen. Wie selbstverständlich
hakte Oschin eine Tasse, die mit einer Kette am umlaufenden
Gitter befestigt war, aus und reichte sie dem Brunnenwärter, der
sie aus einer Kanne füllte. Arinna tat es ihm nach. Kalt und köstlich
wie aus einem Bergsee war das Wasser. Als sie sich bedanken
wollte, zeigte der Wärter gleichgültig auf den Sarkophag, in
dem offenbar der Erbauer des Brunnens lag, und bedeutete ihr,
sie möge ein Dankesgebet für ihn errichten.
Danach musste sie sich beeilen, um Oschin nachzulaufen.
Ganz am Ende der langen Straße, die kurz vor einem Stadttor
und einem Aquädukt mündete, machte er vor einer Mauer
halt, über die Kuppeln und ein Minarett emporragten. Ohne
die geringsten Bedenken trat er durch einen Torbogen in den
Vorhof ein.
»Da drüben ist die Küche«, sagte er und wies auf eine Reihe
von vier Kuppeln hinter einer weiteren Mauer.
Sie warteten schweigend. Endlich verließen Männer die Moschee,
streiften sich ihre Schuhe über und verliefen sich in verschiedene
Richtungen.
Oschin folgte denjenigen, die zum anderen Tor hinausgingen,
Arinna dicht hinter sich. Eine Gasse trennte die Moschee
von der Armenküche, deren Arkadengänge sich in Hufeisenform
um einen Hof herum gruppierten.
Eine Schar von Männern machte sich dort zu schaffen, einige
eilten mit Schüsseln und Schalen durch das Geviert, während
Bedürftige dabei waren, sich Plätze zu sichern, indem sie Lederdecken
auf dem Boden ausbreiteten und die Kinder schon Platz
nehmen ließen.
»Viele Leute hier. Die Küche scheint sich gebessert zu haben.
Wir bleiben.«
»Meinst du, dass wir uns wirklich hintrauen sollen?«, fragte
Arinna.
»Wieso nicht? Dies ist unser Land, und sie machen sich hier
breit«, antwortete Oschin grob. »Das Mindeste, das man von ihnen
erwarten kann, ist, dass sie uns mit den Früchten ernähren,
die sie uns gestohlen haben.«
»Ja«, sagte Arinna zweifelnd. Sie fragte lieber nicht, woher er
seine Kenntnisse von Nikäa hatte. Je weniger sie von ihm wusste,
desto besser.
Oschin schob sich seine runde Kappe in die Stirn und machte
sich unverzüglich auf den Weg in den Innenhof.
Die Gruppe, in deren Schutz sie das Stadttor passiert hatten,
war schon dort. Schier ungläubig wegen der Vielzahl an Gerichten
sah Arinna zu, wie für sie mehrere große Schüsseln gefüllt
wurden, die die Frauen in eine Ecke der Arkaden trugen. Die
beiden Männer folgten mit einer Waschschüssel und mehreren
Kannen.
Arinna bekam einen Stoß in die Seite, der sie stolpern ließ.
»Pass auf! Wir sind dran«, murmelte Oschin und blickte gierig,
aber auch ein wenig unzufrieden zu den Essensschüsseln.
In den Augen des Türken, der das Essen austeilte, las Arinna
abweisende Verwunderung, aber sie erhielten nicht weniger zugeteilt
als die anderen, abgesehen von der Waschschüssel und
dem Waschwasser. Ein Mann in der Nähe aber nahm Anstoß an
Oschin. Er kam heran und sprach ihn in scharfem Ton an.
Oschin lachte abfällig, ohne sich die Mühe einer Antwort zu
machen, und wandte sich ab.
Schon im Gehen begann Oschin, die Suppe zu schlürfen. Nicht
weit von der Essensausgabe pflanzte er sich hin, nicht ohne dem
Aufseher einen aufreizenden Blick zuzuwerfen. Arinna, die ihm
mit der Schale mit dem heißen Reisgericht, das die Türken Pilaw
nannten, gefolgt war, errötete vor Scham über ihren Begleiter.
Das Essen war reichhaltig, sie konnte die Butter, mit der nicht
sparsam umgegangen worden war, sogar riechen.
»Was hat er dir gesagt?«, wollte sie wissen.
»Unwichtiges. Ich brauchte nicht nach einer Vogelkäfigküche
Ausschau zu halten, meinte er. Etwas Besseres würde ich
nicht bekommen.«
»Was bedeutet das?«
»In der Vogelkäfigküche bereiten sie das auserlesene Essen
für den Herrscher zu«, erklärte Oschin unbefangen. »Für die
Frauen, die Kinder und die Eunuchen werden andere Gerichte
in einer größeren Küche gekocht. Weniger gutes.«
Arinna nickte nachdenklich und beobachtete ihn verstohlen.
Vermutlich hatte der Aufseher die unzufriedenen Blicke des Armeniers
ganz richtig gedeutet. Oschin ließ es an jeglicher Höflichkeit
beim Essen fehlen, wie man sie jedem byzantinischen
Kind beibrachte. Er raffte den größeren Teil des Lammragouts
auf seine Seite der Schüssel und schaufelte den Reis mit dem
Fladenbrot so schnell in sich hinein, dass für Arinna nur ein kleiner
Teil blieb.
Aber es machte ihr nichts aus. Sie hatte lange nichts so Gutes
zu essen bekommen, nicht einmal bei den Christen von Metropolis,
die ganz ähnlich versteckt in einem abgelegenen Tal lebten
wie die Christen im Tal der Tauben bei Matiana. Und von den
Türken hatte sie unterwegs Vorräte gestohlen, nur einmal war
sie eingeladen worden. In der Grenzfeste Doryläum, die man
nicht umgehen konnte und die seit der Einnahme durch die Seldschuken
Eskischehr hieß, hätte sie bestimmt in einer Volksküche
essen können, aber sie hatte es nicht gewagt.
Während Arinna noch tief in Gedanken die Reissuppe mit
Petersilie genoss, die Oschin übriggelassen hatte, sprang er so
hastig auf die Füße, dass sie erschrak. Besorgt blickte sie ihm
nach, als er sich aufmachte, um sich einen Nachschlag zu holen.
Hoffentlich verstieß er nicht wieder gegen die Regeln ihrer
Gastgeber.
Oschin kam mit einer Portion Pilaw zurück, die für sie beide gereicht
hätte, die er aber, mit der Schüssel auf den Knien, ganz allein
verzehrte. Wie üblich war dabei sein einziges Auge auf das
Gericht gerichtet, so dass er den Kopf etwas schräg legte.
»Was ist eigentlich mit deinem anderen Auge?« Auf Dauer
konnte Arinna ihre Wissbegier nicht bezähmen.
»Hab's eingebüßt«, brummelte Oschin gleichgültig.
»Wie das? Hattest du einen Unfall?«
»Nein. Die Osmanen haben es mir ausgestochen.«
Arinna erschrak. »War es eine Strafe?«
»Das geht dich nichts an«, fuhr Oschin sie an.
»Zu uns sind die Osmanen aber sehr freundlich«, sagte
Arinna hartnäckig.
Oschin blickte über den Schüsselrand hoch. »Du irrst dich.
Sie verachten uns. Jeder türkische Schaftreiber dünkt sich etwas
Besseres als der byzantinische Kaiser. Zu essen bekommen wir
nur, weil ihnen Barmherzigkeit von ihrem Gott vorgeschrieben
ist. Aus dem gleichen Grund überlassen sie den Straßenkötern
Eselkadaver.«
Arinna schwieg gekränkt. Sie wusste nicht, ob er sie beleidigen
wollte oder ob er recht hatte.
»Sie halten uns für dreckig und verkommen. Du siehst ja,
dass sie Wasser für uns als unnötig erachten. Ich würde mich
nicht wundern, wenn sie die von uns verunreinigten Schüsseln
später zerschlagen.« Als Oschin endlich die Schüssel neben sich
stellte, rülpste er ungeniert. Der Hall stieß sich an den Mauern.
Sämtliche Gäste auf dem Hof, der sich inzwischen gefüllt
hatte, drehten sich um und musterten ihn befremdet. Wie aus
dem Erdboden gewachsen, stand plötzlich der Aufseher von vor-
hin neben ihnen. »Ungehobelter christlicher Klotz«, sagte er
verächtlich auf Griechisch.
Bevor Oschin eine grobe Antwort geben konnte, versuchte
Arinna, die Situation zu retten. »Es hat sehr gut geschmeckt«,
richtete sie sich mit weicher Stimme an den Türken, »wie kann
ich mich bedanken und bei wem?«
Der Türke beachtete sie nicht, sondern behielt Oschin im
Auge.
»Wie kann ich mich bedanken und bei wem?«, wiederholte
Arinna hartnäckig.
Der Türke überwand sich endlich, Arinna ins Gesicht zu sehen.
»Genau mit diesen Worten«, antwortete er. »Bei den Männern,
die das Essen ausgegeben haben. Sie werden es schon verstehen.
Oder du sagst Allah a çok s¸ükür, was heißt, ich danke Gott.«
»Ist dir etwa die volle Form des Dankgebetes nicht bekannt?
Dann bist du aber sehr ungebildet«, bemerkte Oschin
gelangweilt, der sich inzwischen zurückgelegt hatte und mit den
Ellenbogen auf dem Boden lümmelte. »Elhamdüllah, çok s¸ükür
ya Rabbi, Allahu Teala Padis¸ahimiz'in bir gününün bin eylesin, was
in unserer Sprache heißt: Danken wir Gott, dem Allmächtigen,
und möge ein einziger Tag unseres gepriesenen Herrschers so
viel wert sein wie tausend Tage.«
Der Türke betrachtete ihn nachdenklich, während er an seinem
Schnurrbart zupfte. »Du bist ein seltsamer Mann. Man
sollte ein Auge auf dich haben, damit du keinen Schaden anrichtest.
Ich werde es veranlassen.«
»Selam aleikon«, sagte Oschin scharf und gab ihm mit einer
gebieterischen Handbewegung zu verstehen, dass er sich entfernen
möge.
»Und du, Frau?«, fuhr der Aufseher fort. »Bist du aus Rumelien
gebürtig, wo besonders hellhäutige Menschen leben sollen?
Gibt es dort nicht bessere Männer als deinen ungehobelten Begleiter
aus dem armenischen Bergland?« Ohne auf eine Antwort
zu warten, warf er ihnen ein gleichgültiges »aleikon« hin und
schritt mit den Händen auf dem Rücken davon.
»Ich fluche dir ebenfalls«, murmelte Oschin wütend hinter
ihm her.
Stumm sammelte Arinna die Schüsseln zusammen. Hoffentlich
rief der Osmane nicht wirklich die Obrigkeit herbei. Oschin
hatte es herausgefordert. Mit jeder Stunde wurde es ihr in seiner
Gegenwart unbehaglicher.
Niemand beachtete sie, als sie das Geschirr ablieferte und sich
auf Türkisch bedankte. Aber viele Augen ruhten auf Oschin.
Es war schon dunkel, doch Oschin kannte die Gegend offenbar
gut. Ohne zu zögern, marschierte er nach Westen, wo man
durch das zerstörte Seetor eine Mole sehen konnte, an der einige
Fischerboote lagen. Sie folgten der Stadtmauer außen entlang
nach Norden. Kurze Zeit später machte er am Seeufer halt und
warf seinen Packsack ab.
Arinna wälzte sich schlaflos auf dem Bett aus Schilf, das sie
in aller Hast eingesammelt hatte. Die trockenen Gräser raschelten,
neben ihr schnarchte Oschin, und sie bildete sich ein, es
sei der Lärm, der sie wach hielt. In Wahrheit war es ihre eigene
Angst.
Der Armenier plante, an die Küste des Marmarameeres zu
marschieren und von Pylai aus mit einem Schiff nach Konstantinopel
überzusetzen. Seitdem sie das erfahren hatte, überlegte
Arinna, ob es nicht ratsamer wäre, sich von ihm zu trennen und,
immer am Meeresufer entlang, bis in die Hauptstadt zu wandern.
Diese Straße gab es, das wusste sie mit Sicherheit. Gegen
ihren Plan sprach, dass sich hier, so dicht an der Grenze zum
Byzantinischen Reich, die türkischen Truppen sammelten wie
Fliegen auf Maultieräpfeln. Angeblich unternahmen sie immer
wieder Vorstöße auf Konstantinopel.
Oder sollte sie bei Oschin bleiben? Ihr Vater Taru hatte sie
immer ermahnt, Fremden gegenüber vorsichtig zu sein, sich vor
allem nie zu offenbaren. Zu leicht konnten Kenntnisse über einen
Menschen zu dessen Nachteil ausgenutzt werden. Er selber
hatte sich strikt daran gehalten.
Und doch hatte Klugheit sein Leben nicht gerettet. Er, der
Gelehrte, hatte sich von einem Augenblick zum anderen genötigt
gesehen, seinen Sohn Theodor mit der Waffe gegen die
Janit scharen zu verteidigen. Im Auftrag des Sultans streiften
diese durch das Land, um christliche Jungen mit wacher Intelligenz
ausfindig zu machen und an den Hof des Sultans zu bringen.
Der Anführer der Janitscharen, in roter Bluse und mit blütenweißer
Haube auf dem Kopf, schien für einen friedlichen Umzug
zu Ehren des Sultans bekleidet. Aber der lange Waffenrock,
Säbel, Pfeil und Bogen bewiesen, dass er mit seiner Schar auf
dem Kriegszug war. Stolz, höflich und in geläufigem Griechisch
hatte er Arinnas Vater Theodors Aufstiegsmöglichkeiten in der
Elitegarde des Sultans in glühenden Farben geschildert.
Taru hatte sich geweigert. Worte wie Knabendiebstahl, Raub
und Entführung waren ihm über die Lippen gesprudelt, und
schließlich hatte er sich in seiner Not dazu bekannt, dass sie gar
keine Christen seien, und Theodors eigentlicher Name Ammuna sei.
Das hatte den Soldaten nicht im Geringsten beeindruckt. Die
Kinder durften jeden Glauben haben, nur Muslime durften sie
nicht sein. Und gegen die einmal gefallene Entscheidung eines
Janitscharenführers, einen Jungen mitzunehmen, gäbe es keinen
Einspruch.
Da hatte Taru nach dem alten persischen Schwert gegriffen,
das immer auf der Innenseite des Höhleneingangs hing, und war
unter Tränen auf die Soldaten losgegangen. Seiner Frau und
Tochter hatte er noch zugerufen, dass sie fliehen sollten. Das
Einzige, das Arinna von diesen letzten schrecklichen Augenblicken
behalten hatte, war, wie gleich danach Tarus grauhaariger
Kopf unter einen Pferdeleib gerollt war. Was danach geschehen
war, blieb für sie wie in einem dichten, dunklen Nebel.
Ihre Erinnerung setzte erst später wieder ein. Man hatte
Arinna in einer der Fluchthöhlen tief unter der Erde gefunden,
die mit rollenden Steinplatten versperrt werden konnten und wo
sich ansonsten nur Vorräte befanden, und sie wusste nicht, wie
sie dort hingekommen war. Zwei Tage war sie von einer Nachbarin
gepflegt worden, bevor sie wieder aufgewacht war.
Vater und Mutter waren tot, die Janitscharen fort und mit
ihnen der Bruder, und Arinna mochte an diesem blutigen Ort
nicht bleiben, obwohl der Nachbar ein sechzehnjähriges Mädchen
auch noch würde durchfüttern und verheiraten können,
wie er sagte.
Und so hatte sie beschlossen, nach Konstantinopel zu gehen,
um ihren Bruder zu suchen, und war jetzt fast ein Jahr unterwegs.
Wie sie sich in der Stadt durchschlagen wollte, wusste
sie nicht. Aber Prusa, die Hauptstadt der Osmanen, war nicht
weit weg von Konstantinopel. Vielleicht würde sie in der byzantinischen
Stadt einen Hinweis darauf finden, wo die christlichen
Knaben zu Janitscharen erzogen wurden.
Oder schon morgen. Prusa lag dichter an Nikäa als Konstantinopel.
Ammuna musste hier irgendwo sein. Mit diesem hoffnungsvollen
Gedanken schlief Arinna endlich ein.
Noch in dunkler Nacht erwachte Arinna von einem Geräusch.
Sie lauschte. Es waren Stimmen. Die Obrigkeit, die hinter
Oschin her war? Fast in Panik krabbelte sie auf die Füße, lautlos
trotz des raschelnden Schilfs, vergewisserte sich, dass ihr krummer
schmaler Frauendolch sicher im Gürtel stak, und ergriff ihr
Bündel. Oschin lag auf der Seite, zusammengekrümmt wie ein
gefangener Fisch und atmete mit offenem Mund auch so.
Ohne Bedauern ließ sie ihn zurück. Ihr neuer Wanderweg
lag klar vor ihr: Sie musste sich durch die Hügel schlagen, in
die Oschin nicht gewollt hatte, Nikäa umgehen und dann die
Straße, die sie gekommen waren, bis zur Abzweigung nach Prusa
zurückwandern.
Über den Bergen lag ein schmaler Streifen Helligkeit.
Dahinter ging schon die Sonne auf. Die Luft roch frisch und
feucht, als sie sich ihren Weg zwischen Zitronenbäumen über
die steinige gelbe Erde suchte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis
sie einen schmalen Karrenweg fand, der sich mit vielen Biegungen
sanft aufwärts schlängelte.
Prusa! Oder Bursa bei den Türken. Plötzlich war Arinna froh
über ihre Entscheidung. Sie war so weit gekommen, was konnte
der kleine Umweg in die türkische Hauptstadt ihr schon anhaben?
Und den zwielichtigen Armenier war sie los. Sie blieb kurz
stehen, um zu lauschen. Die Stimmen waren verstummt, und
von Oschin hörte sie auch nichts.
Ihr fiel ein, dass sie nie erfahren hatte, warum Oschin nach
Konstantinopel wollte. Vielleicht um in den Dienst eines Handelshauses
zu treten: Er beherrschte Armenisch, wie sie vermutete,
Griechisch und Türkisch. Das waren nicht zu verachtende
Kenntnisse, vor allem, weil im Osten viele türkische Völker
lebten. Und die Abendländer, die jene Gegenden bereisten, sprachen
wenigstens zum Teil Griechisch, hatte ihr Vater erzählt.
Es ging jetzt steiler aufwärts. Die Zitronenbäume blieben
hinter Arinna zurück, abgelöst wurden sie durch Granatapfelbäume
und Felder, auf denen alte, schwärzliche Gerippe von
Baumwollpflanzen standen.
All dieses hatte sie unterwegs auf ihrer Wanderung schon
kennengelernt. Die Welt des Westens war so viel aufregender
als ihre Heimat mit den winzigen Parzellen von Kürbiskulturen,
von Quitten-, Walnuss- und Apfelbäumen, den Schaf- und
Ziegenherden und den Tauben. Und doch würde sie zu ihr zurückkehren.
In dem allmählich grauenden Morgen fiel ein schwarzer
Schatten auf Arinnas Weg, lang und breit wie der eines Riesen.
Erschrocken blickte sie auf.
Oschin. Seine Hand lag auf dem Knochengriff seines beängstigenden
kaukasischen quama, der in der Schärpe steckte.
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Vollständige Taschenbuchausgabe Mai 2011
Knaur Taschenbuch
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.
Copyright © 2009 by Droemer Verlag
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Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise -
nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Bridgeman, Berlin
Druck und Bindung: CPI - Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 978-3-426-63756-2
Der gelbe Staub machte Arinna das Atmen schwer, aber
die rissige Hand lastete wie ein Fels auf ihrem Nacken
und drückte ihn nieder. Oschin konnte ziemlich grob sein.
In der Nähe hörte sie das Geräusch vieler Hufe, deren Galopp
in Trab überging und schließlich verklang.
»Sie sind fort.«
Oschins mürrische Stimme war so laut wie zuvor, bevor er die
Reiterkolonne gesichtet hatte, doch immerhin ließ er sie jetzt los.
Sie hob den Kopf und setzte sich schließlich im Schneidersitz
hin. Die Stadt, die vor ihr lag, wirkte wie eine Festung aus
gelben und roten Steinen. Nach rechts und links erstreckten sich
gewaltige Mauern, und durch das noch offene Stadttor konnte
sie Häuser sehen. Der Weg zur Küste, nach Konstantinopel, in
die Freiheit und Sicherheit eines christlichen Landes führte dort
hindurch. Durch das altehrwürdige Nikäa.
»Was ist das?«, fragte Arinna beunruhigt. Ihr Finger deutete
auf die fremdartigen Gebäude. »Die Minarette da vorn ... Ist
auch Nikäa besetzt?«
»Und wie«, antwortete der Kerl, der ihr vor einigen Tagen
seinen Schutz angeboten hatte, spöttisch. »Schon seit mehreren
Jahren. Das weißt du nicht?«
»Nein. Ich dachte, eine so heilige Stadt, in der die Kaiser
von Byzanz residiert haben, könnte nie erobert werden ...«, gab
Arinna kleinlaut zu.
Oschin lachte rau. Sein Lachen ähnelte dem eines Hahnes,
der von einer Mauer herab seine Hühnerschar überblickt. »Die
Türken werden noch viel mehr erobern. Egal, mit welchen Mitteln.
Weißt du nicht, dass Emir Orhan Theodora, eine Tochter
des Kaisers, heiraten wird?«
Arinna schüttelte widerwillig den Kopf. Sie mochte Oschins
überhebliche Art nicht. Aber sie hatte genug Verstand, um zu
wissen, dass man, um durch die Linien von osmanischen Soldaten,
umherschweifenden türkischen Banden und übriggebliebenen
marodierenden Kreuzfahrern nach Konstantinopel hineinzugelangen,
einen Führer brauchte. Mit seinem einen guten Auge
wirkte Oschin wie ein Raufbold, aber er hatte von ihr für seinen
Schutz kein Geld verlangt. Und er stammte immerhin aus ihrer
Gegend, aus dem kappadokischen Caesarea, wie er glaubhaft versichert
hatte, wenn sein Name und seine Sprache in ihren Ohren
auch befremdlich klangen. Er sei von armenischem Adel, hatte
er behauptet, was stimmen konnte oder auch nicht. Sein größter
Vorzug aber war, dass sie in seiner Begleitung erstmals seit langem
satt geworden war, ohne selbst stehlen zu müssen.
»Die Luft ist rein«, murmelte Oschin und erhob sich. »Wir
schließen uns den Leuten da vorn mit dem Esel an. Bleib dicht
hinter mir und halte den Kopf gesenkt. Und zieh gefälligst das
Tuch über deine verfluchten hellen Haare. Ich hätte sie dir beizeiten
abscheren sollen.«
Indem Arinna in aller Hast gehorchte, drehte sie sich um. Auf
dem Weg, den sie selbst gewandert waren, schlurfte eine müde
Gruppe von Männern und Frauen hinter einem hochbeladenen
Karren her, der von einem Esel gezogen wurde. »Ist das nicht zu
gefährlich?«, flüsterte sie. »Lass uns Nikäa umgehen!«
»Wage ja nicht, immer von Nikäa zu reden«, fauchte Oschin.
»Die Osmanen nennen es Iznik, verstanden? Und jetzt los! Ich
will heute endlich etwas Anständiges zwischen die Zähne bekommen.
Außerdem habe ich nicht das geringste Verlangen, in
diese Berge zu klettern.«
»Klettern!« Die Berge, die in Nikäas Rücken lagen, waren
weder sehr hoch, noch wirkten sie mit den kleinen Dörfern an
den Hängen ungastlich. Aber es würde ein ziemlich weiter Umweg
sein, denn die Stadt lag an einem See, so dass ein Ausweichen
zur anderen Seite nicht möglich war.
Beklommen folgte Arinna Oschin, der sich den Wanderern
mit einer Selbstverständlichkeit anschloss, als ob er zu ihnen gehöre.
Die Leute, zwei Männer, drei Frauen und fünf Kinder, nahmen
von ihnen keine Notiz. Zwei der Frauen sprachen halblaut
miteinander.
Osmanen!
Arinna stolperte vor Schreck, und Blut stieg ihr in die Wangen.
Sie hatte trotz der unterschiedlichen bunten Kopfbedeckungen
der Frauen und ihrer langen Kleider über den Hosen gehofft,
dass die Wanderer Griechen wären, auf der Flucht durch das
weite anatolische Land in christliches Gebiet wie sie selbst. So
viele unterschiedliche Gruppen von Menschen waren unterwegs,
und ihre zusammengewürfelten Kleidungsstücke machten sie in
gewisser Weise ähnlich.
Oschin warf ihr einen warnenden Blick zu. Zurück konnten
sie nicht mehr. Arinna zog ihr Kopftuch, das von der Stirn bis
über die Schultern reichte, bis an die Augenbrauen herunter und
versuchte, mit gebeugtem Rücken kleiner zu wirken. Unglücklicherweise
waren die Angehörigen ihres Volkes, das in den Felsenhöhlen
von Matiana lebte, durchweg größer als die Griechen
der Nachbarschaft. Und die Frauen der türkischen Stämme waren
meistens noch kleiner.
Sie konzentrierte sich auf ihre Füße und tappte im Gleichschritt
mit den Frauen vorwärts, bis die kleine Kolonne haltmachte.
Sie hatten das Stadttor erreicht. Arinna beugte den Nacken
und lauschte angestrengt.
Die tiefe Stimme eines Wächters fragte etwas in hochfahrendem
Ton. Einer der Wanderer antwortete beflissen und machte
sich dann am Karren zu schaffen. Die Ladung wurde von allen
Seiten begutachtet, und der Anführer stand mühsam Rede und
Antwort. Seine Stimme wurde heller und ängstlicher.
Eins der jüngeren Kinder begann zu schluchzen, zwei andere
fielen ein. Die Frauen nahmen sie in die Arme, trösteten sie und
flüsterten mit ihnen. Eine summte leise. Aber das Weinen steigerte
sich zum Geschrei.
Wenn sie doch nur aufhören wollten, dachte Arinna gereizt
und beobachtete verstohlen, wie die Aufmerksamkeit der Wächter
sich jetzt auf die Frauen zu konzentrieren begann - wie zu
erwarten gewesen war.
Das älteste der Mädchen wich voll Panik vor den grimmigen
Gesichtern und den auf den Boden gestoßenen Lanzen zurück,
stolperte über einen Fuß und fiel der Länge nach auf den Rücken.
Unter Geheul verwickelte sie sich mit den Füßen in ihren
weiten Hosenbeinen und im Rock und fing erbärmlich mit den
Beinen zu strampeln an.
Arinna bückte sich hastig, gab beschwichtigende Geräusche
von sich, strich der Kleinen die schwarzen Haarsträhnen aus
dem Gesicht und die Tränen von den Wangen.
Das Mädchen stoppte ihr Weinen so urplötzlich, wie es begonnen
hatte, und starrte Arinna bestürzt ins Gesicht. Es war
schmutzig, wie sie wusste, aber das war es nicht. Die Kleine
konnte ihr in die blauen Augen sehen. Wahrscheinlich hatte sie
noch nie jemanden wie Arinna zu Gesicht bekommen. Bevor
sie womöglich erneut losbrüllte und ihr den Finger ins Gesicht
stieß, ergriff Arinna sie an den Händen, stellte sie auf die Füße
und klopfte den Staub aus dem bunten Röckchen.
All dies erlaubte ihr, in der Hocke zu bleiben und sich überdies
hinter dem Kind zu verstecken.
Sie hatte das Gefühl, endlos geklopft zu haben, bis plötzlich
Bewegung in die Gruppe kam. Sie wurden vorwärts gewinkt.
Mit dem türkischen Mädchen an der Hand, das inzwischen
Vertrauen zu Arinna gefasst hatte, passierten sie zwei mächtige
Rundtürme und dann den düsteren, quälend langen Tordurchgang.
Arinna hielt den Atem an. Wer wusste schon, welche Sol-
daten, Zolleinnehmer oder anderen Männer des Sultans sie auf
der anderen Seite in Empfang nehmen würden? Um sie dann in
einen Kerker zu schicken oder gleich um einen Kopf kürzer zu
machen. Arinna hatte in einer osmanischen Stadt weit fort von
der Heimat nichts zu suchen, und solcher Probleme entledigte
man sich am schnellsten auf diese Weise.
Oschin schien von Ängsten nicht geplagt. Eine Hand am
Karren, stemmte er diesen mit gebeugtem Nacken in der aufgewühlten
Fahrspur voran.
Die schwarzen Schatten, den die Türme und baumhohen
Mauern in der tiefstehenden Sonne warfen, wollten Arinna nicht
aus ihrem bedrückenden Bann lassen. Das Mauerwerk bestand
aus großen Quadern, aus schmalen Ziegelsteinen und runden
Flusskieseln und hatte gewiss schon Hunderte von Jahren fremden
Eindringlingen standhalten müssen. Bröckelndes Gestein
und Scharten bewiesen, dass dies nicht immer gelungen war.
Ganz unerwartet fand sich Arinna im grellen Licht der staubigen
Hauptstraße wieder, die keineswegs in ein prächtiges
Stadt inneres führte, sondern auf ein größeres Dorf zulief.
Und weit und breit gab es keine Soldaten.
Die osmanischen Männer hielten im Schatten der Innenmauer
an, um miteinander zu beratschlagen. Arinna sah sich erleichtert
und mit wachsender Zuversicht neugierig um. Dies war Nikäa!
Auch wenn es nun Iznik hieß und statt der alten Kirchen jetzt
hier Moscheen standen, war es eine wichtige Etappe auf ihrer
weiten Wanderung aus dem Tal der Tauben in Kappadokien ins
christliche Konstantinopel. Konstantinopel war nicht mehr weit.
Sie hatte es fast geschafft!
Oschin scherte mit energischen Schritten aus der türkischen
Gruppe heraus an den Straßenrand, mit einer Miene, in der sich
Verachtung für die Menschen spiegelte, die ihm für eine Weile
Schutz geboten hatten. Herrisch winkte er Arinna an seine
Seite.
Ein letztes Streicheln des schmalen bräunlichen Kinderge-
sichtes, dann begann sich Arinna den Weg durch die Frauen und
Kinder zu Oschin zu bahnen. Sie fing den Blick einer der Frauen
auf. Diese sagte etwas zu ihr und lächelte vorsichtig. Gleichzeitig
schob sie mit zwei Fingern verstohlen eine imaginäre Haarsträhne
unter ihre runde, streng anliegende Kopfbedeckung.
Arinna nickte, lächelte zurück und war dankbar, dass die Frau sie
auf ihre widerspenstigen Haare aufmerksam gemacht hatte.
»Blödsinn«, knurrte Oschin, als sie bei ihm anlangte.
»Was ist Blödsinn?«, erkundigte sich Arinna. »Hast du etwa
verstanden, was die Frau gesagt hat?«
»Natürlich.«
»Und was sagte sie?« Arinna verbarg ihr Erstaunen darüber,
dass der Armenier des Türkischen mächtig war.
»Wer Hilfe gibt, wird auch Hilfe erhalten. Ein dummes Sprichwort
dieser Leute. Ich hätte es auch ohne sie in die Stadt geschafft
«, verkündete Oschin großspurig.
»Natürlich«, sagte Arinna nachgiebig, obwohl die Türkin
Oschin gar nicht gemeint hatte, und begann, über ihren Begleiter
nachzudenken. Vermutlich hatte er sich ihr nur als Begleiter
angeboten, weil ein Paar unauffälliger reiste.
An der Weggabelung nahm Oschin die linke Straße, die am
Westrand des Ortes entlangführte. Die Stadtmauer schlug einen
großen Bogen um sie herum, und Arinna sah ein weiteres Tor.
Dann kamen sie an einem römischen Theater vorüber, das inmitten
von Steintrümmern lag und in die Erde hineingebaut
war. Ziegen kletterten auf den Sitzreihen herum und zupften
Gras aus den Ritzen.
»Was suchst du?«, fragte Arinna angesichts der Blicke, die der
Armenier immer wieder über die Silhouette des Dorfes warf.
»Ich schaue, ob es eine neue Moschee gibt. Dieser Ort hat
schon zwei, die alte Hagia Sophia, die sie gerade für ihren Gott
umbauen, und noch eine weitere, kleine. Und wer weiß, wie viele
noch. Die Sultane, ihre Gemahlinnen und Wesire wetteifern geradezu
miteinander, die schönste Moschee und die beste Armen-
küche zu stiften. Wenn es eine neue Küche gibt, ist sie besser als
die alte. Ich bin jedenfalls hungrig wie ein Wolf, ich will heute
Fleisch essen, und nicht zu knapp, und die Küche muss ich finden,
bevor die Sonne untergeht. Danach heißt es warten.«
»Worauf?«
»Auf das Ende ihres Abendgebetes natürlich. Sie essen immer
erst nach dem Gebet, und das gilt auch für die Armen küchen.
Weißt du denn gar nichts über die neuen Besitzer dieses Landes?
« Oschin musterte sie scharf.
Arinna schüttelte den Kopf. Dass sich im Tal der Tauben von
Matiana auch türkische Siedler niedergelassen hatten, erwähnte
sie lieber nicht. Christen und Osmanen wohnten streng getrennt
voneinander und pflegten keine freundschaftliche Nachbarschaft.
In diesem Augenblick begann der Muezzin zu rufen. Sein eintöniger
Gesang war ganz ähnlich wie der des griechischen Priesters,
dessen Stimme vor allem an Ostern von einer Felswand zur
anderen durch ihr Tal getragen worden war. Dazu hatte in der
Ferne eine kleine Glocke gebimmelt und über allem das leise
Gurren zufriedener Tauben gelegen. Arinna schloss die Augen,
um zu verhindern, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.
Sie konnte sich noch gut an das helle Klingeln der Glocke
erinnern. Aber nachdem die Osmanen auch in das Tal mit den
Felsenhöhlen und den uralten christlichen Felsenkirchen eingedrungen
waren, war es den Mönchen und Priestern verboten
worden, ihre Glocken zu läuten. Arinna und ihre Familie waren
zwar nicht oft in die Felsenkirche gegangen, da ihr Glaube ein
anderer und viel älter war, aber sie erinnerte sich mit Sehnsucht
an den Klang der Glocke.
Seit der Eroberung des Tals durch die Osmanen durfte nur
noch das Semantron die Gläubigen zum Gottesdienst rufen. Das
Hämmern auf dem Schallbrett pflegte Arinna Angst einzujagen,
denn damit verband sich für sie auf ewig das Eindringen von
Feinden, die ihr friedliches Leben so grundlegend verändert hatten.
Vor allem aber mit dem Tod des Vaters, den die türkischen
Janitscharen getötet hatten.
Die alte große Basilika mit drei kuppelbedeckten Schiffen war
noch im Umbau, derzeit aber von den Maurern verlassen. »Hier
gibt es keine Küche«, stellte Oschin mürrisch fest und schlug
mit seinem ihm eigenen wiegenden Gang den Weg in das Innere
des Dorfes ein.
Arinna blieb hinter ihm wie bei den Türkinnen üblich. Es
war unauffälliger, außerdem wurde ihr seine Begleitung immer
unangenehmer. Sie fragte ihn auch nicht nach dem wunderschönen
Gebäude, das sich aus der Nähe als ein türkischer Pavillon
mit einem Sarkophag erwies.
Oschin gönnte ihm ohnehin keinen Blick, sondern strebte
zum benachbarten Kiosk, der aus einer Kuppel auf Säulen bestand.
Im Inneren sprudelte ein Brunnen. Wie selbstverständlich
hakte Oschin eine Tasse, die mit einer Kette am umlaufenden
Gitter befestigt war, aus und reichte sie dem Brunnenwärter, der
sie aus einer Kanne füllte. Arinna tat es ihm nach. Kalt und köstlich
wie aus einem Bergsee war das Wasser. Als sie sich bedanken
wollte, zeigte der Wärter gleichgültig auf den Sarkophag, in
dem offenbar der Erbauer des Brunnens lag, und bedeutete ihr,
sie möge ein Dankesgebet für ihn errichten.
Danach musste sie sich beeilen, um Oschin nachzulaufen.
Ganz am Ende der langen Straße, die kurz vor einem Stadttor
und einem Aquädukt mündete, machte er vor einer Mauer
halt, über die Kuppeln und ein Minarett emporragten. Ohne
die geringsten Bedenken trat er durch einen Torbogen in den
Vorhof ein.
»Da drüben ist die Küche«, sagte er und wies auf eine Reihe
von vier Kuppeln hinter einer weiteren Mauer.
Sie warteten schweigend. Endlich verließen Männer die Moschee,
streiften sich ihre Schuhe über und verliefen sich in verschiedene
Richtungen.
Oschin folgte denjenigen, die zum anderen Tor hinausgingen,
Arinna dicht hinter sich. Eine Gasse trennte die Moschee
von der Armenküche, deren Arkadengänge sich in Hufeisenform
um einen Hof herum gruppierten.
Eine Schar von Männern machte sich dort zu schaffen, einige
eilten mit Schüsseln und Schalen durch das Geviert, während
Bedürftige dabei waren, sich Plätze zu sichern, indem sie Lederdecken
auf dem Boden ausbreiteten und die Kinder schon Platz
nehmen ließen.
»Viele Leute hier. Die Küche scheint sich gebessert zu haben.
Wir bleiben.«
»Meinst du, dass wir uns wirklich hintrauen sollen?«, fragte
Arinna.
»Wieso nicht? Dies ist unser Land, und sie machen sich hier
breit«, antwortete Oschin grob. »Das Mindeste, das man von ihnen
erwarten kann, ist, dass sie uns mit den Früchten ernähren,
die sie uns gestohlen haben.«
»Ja«, sagte Arinna zweifelnd. Sie fragte lieber nicht, woher er
seine Kenntnisse von Nikäa hatte. Je weniger sie von ihm wusste,
desto besser.
Oschin schob sich seine runde Kappe in die Stirn und machte
sich unverzüglich auf den Weg in den Innenhof.
Die Gruppe, in deren Schutz sie das Stadttor passiert hatten,
war schon dort. Schier ungläubig wegen der Vielzahl an Gerichten
sah Arinna zu, wie für sie mehrere große Schüsseln gefüllt
wurden, die die Frauen in eine Ecke der Arkaden trugen. Die
beiden Männer folgten mit einer Waschschüssel und mehreren
Kannen.
Arinna bekam einen Stoß in die Seite, der sie stolpern ließ.
»Pass auf! Wir sind dran«, murmelte Oschin und blickte gierig,
aber auch ein wenig unzufrieden zu den Essensschüsseln.
In den Augen des Türken, der das Essen austeilte, las Arinna
abweisende Verwunderung, aber sie erhielten nicht weniger zugeteilt
als die anderen, abgesehen von der Waschschüssel und
dem Waschwasser. Ein Mann in der Nähe aber nahm Anstoß an
Oschin. Er kam heran und sprach ihn in scharfem Ton an.
Oschin lachte abfällig, ohne sich die Mühe einer Antwort zu
machen, und wandte sich ab.
Schon im Gehen begann Oschin, die Suppe zu schlürfen. Nicht
weit von der Essensausgabe pflanzte er sich hin, nicht ohne dem
Aufseher einen aufreizenden Blick zuzuwerfen. Arinna, die ihm
mit der Schale mit dem heißen Reisgericht, das die Türken Pilaw
nannten, gefolgt war, errötete vor Scham über ihren Begleiter.
Das Essen war reichhaltig, sie konnte die Butter, mit der nicht
sparsam umgegangen worden war, sogar riechen.
»Was hat er dir gesagt?«, wollte sie wissen.
»Unwichtiges. Ich brauchte nicht nach einer Vogelkäfigküche
Ausschau zu halten, meinte er. Etwas Besseres würde ich
nicht bekommen.«
»Was bedeutet das?«
»In der Vogelkäfigküche bereiten sie das auserlesene Essen
für den Herrscher zu«, erklärte Oschin unbefangen. »Für die
Frauen, die Kinder und die Eunuchen werden andere Gerichte
in einer größeren Küche gekocht. Weniger gutes.«
Arinna nickte nachdenklich und beobachtete ihn verstohlen.
Vermutlich hatte der Aufseher die unzufriedenen Blicke des Armeniers
ganz richtig gedeutet. Oschin ließ es an jeglicher Höflichkeit
beim Essen fehlen, wie man sie jedem byzantinischen
Kind beibrachte. Er raffte den größeren Teil des Lammragouts
auf seine Seite der Schüssel und schaufelte den Reis mit dem
Fladenbrot so schnell in sich hinein, dass für Arinna nur ein kleiner
Teil blieb.
Aber es machte ihr nichts aus. Sie hatte lange nichts so Gutes
zu essen bekommen, nicht einmal bei den Christen von Metropolis,
die ganz ähnlich versteckt in einem abgelegenen Tal lebten
wie die Christen im Tal der Tauben bei Matiana. Und von den
Türken hatte sie unterwegs Vorräte gestohlen, nur einmal war
sie eingeladen worden. In der Grenzfeste Doryläum, die man
nicht umgehen konnte und die seit der Einnahme durch die Seldschuken
Eskischehr hieß, hätte sie bestimmt in einer Volksküche
essen können, aber sie hatte es nicht gewagt.
Während Arinna noch tief in Gedanken die Reissuppe mit
Petersilie genoss, die Oschin übriggelassen hatte, sprang er so
hastig auf die Füße, dass sie erschrak. Besorgt blickte sie ihm
nach, als er sich aufmachte, um sich einen Nachschlag zu holen.
Hoffentlich verstieß er nicht wieder gegen die Regeln ihrer
Gastgeber.
Oschin kam mit einer Portion Pilaw zurück, die für sie beide gereicht
hätte, die er aber, mit der Schüssel auf den Knien, ganz allein
verzehrte. Wie üblich war dabei sein einziges Auge auf das
Gericht gerichtet, so dass er den Kopf etwas schräg legte.
»Was ist eigentlich mit deinem anderen Auge?« Auf Dauer
konnte Arinna ihre Wissbegier nicht bezähmen.
»Hab's eingebüßt«, brummelte Oschin gleichgültig.
»Wie das? Hattest du einen Unfall?«
»Nein. Die Osmanen haben es mir ausgestochen.«
Arinna erschrak. »War es eine Strafe?«
»Das geht dich nichts an«, fuhr Oschin sie an.
»Zu uns sind die Osmanen aber sehr freundlich«, sagte
Arinna hartnäckig.
Oschin blickte über den Schüsselrand hoch. »Du irrst dich.
Sie verachten uns. Jeder türkische Schaftreiber dünkt sich etwas
Besseres als der byzantinische Kaiser. Zu essen bekommen wir
nur, weil ihnen Barmherzigkeit von ihrem Gott vorgeschrieben
ist. Aus dem gleichen Grund überlassen sie den Straßenkötern
Eselkadaver.«
Arinna schwieg gekränkt. Sie wusste nicht, ob er sie beleidigen
wollte oder ob er recht hatte.
»Sie halten uns für dreckig und verkommen. Du siehst ja,
dass sie Wasser für uns als unnötig erachten. Ich würde mich
nicht wundern, wenn sie die von uns verunreinigten Schüsseln
später zerschlagen.« Als Oschin endlich die Schüssel neben sich
stellte, rülpste er ungeniert. Der Hall stieß sich an den Mauern.
Sämtliche Gäste auf dem Hof, der sich inzwischen gefüllt
hatte, drehten sich um und musterten ihn befremdet. Wie aus
dem Erdboden gewachsen, stand plötzlich der Aufseher von vor-
hin neben ihnen. »Ungehobelter christlicher Klotz«, sagte er
verächtlich auf Griechisch.
Bevor Oschin eine grobe Antwort geben konnte, versuchte
Arinna, die Situation zu retten. »Es hat sehr gut geschmeckt«,
richtete sie sich mit weicher Stimme an den Türken, »wie kann
ich mich bedanken und bei wem?«
Der Türke beachtete sie nicht, sondern behielt Oschin im
Auge.
»Wie kann ich mich bedanken und bei wem?«, wiederholte
Arinna hartnäckig.
Der Türke überwand sich endlich, Arinna ins Gesicht zu sehen.
»Genau mit diesen Worten«, antwortete er. »Bei den Männern,
die das Essen ausgegeben haben. Sie werden es schon verstehen.
Oder du sagst Allah a çok s¸ükür, was heißt, ich danke Gott.«
»Ist dir etwa die volle Form des Dankgebetes nicht bekannt?
Dann bist du aber sehr ungebildet«, bemerkte Oschin
gelangweilt, der sich inzwischen zurückgelegt hatte und mit den
Ellenbogen auf dem Boden lümmelte. »Elhamdüllah, çok s¸ükür
ya Rabbi, Allahu Teala Padis¸ahimiz'in bir gününün bin eylesin, was
in unserer Sprache heißt: Danken wir Gott, dem Allmächtigen,
und möge ein einziger Tag unseres gepriesenen Herrschers so
viel wert sein wie tausend Tage.«
Der Türke betrachtete ihn nachdenklich, während er an seinem
Schnurrbart zupfte. »Du bist ein seltsamer Mann. Man
sollte ein Auge auf dich haben, damit du keinen Schaden anrichtest.
Ich werde es veranlassen.«
»Selam aleikon«, sagte Oschin scharf und gab ihm mit einer
gebieterischen Handbewegung zu verstehen, dass er sich entfernen
möge.
»Und du, Frau?«, fuhr der Aufseher fort. »Bist du aus Rumelien
gebürtig, wo besonders hellhäutige Menschen leben sollen?
Gibt es dort nicht bessere Männer als deinen ungehobelten Begleiter
aus dem armenischen Bergland?« Ohne auf eine Antwort
zu warten, warf er ihnen ein gleichgültiges »aleikon« hin und
schritt mit den Händen auf dem Rücken davon.
»Ich fluche dir ebenfalls«, murmelte Oschin wütend hinter
ihm her.
Stumm sammelte Arinna die Schüsseln zusammen. Hoffentlich
rief der Osmane nicht wirklich die Obrigkeit herbei. Oschin
hatte es herausgefordert. Mit jeder Stunde wurde es ihr in seiner
Gegenwart unbehaglicher.
Niemand beachtete sie, als sie das Geschirr ablieferte und sich
auf Türkisch bedankte. Aber viele Augen ruhten auf Oschin.
Es war schon dunkel, doch Oschin kannte die Gegend offenbar
gut. Ohne zu zögern, marschierte er nach Westen, wo man
durch das zerstörte Seetor eine Mole sehen konnte, an der einige
Fischerboote lagen. Sie folgten der Stadtmauer außen entlang
nach Norden. Kurze Zeit später machte er am Seeufer halt und
warf seinen Packsack ab.
Arinna wälzte sich schlaflos auf dem Bett aus Schilf, das sie
in aller Hast eingesammelt hatte. Die trockenen Gräser raschelten,
neben ihr schnarchte Oschin, und sie bildete sich ein, es
sei der Lärm, der sie wach hielt. In Wahrheit war es ihre eigene
Angst.
Der Armenier plante, an die Küste des Marmarameeres zu
marschieren und von Pylai aus mit einem Schiff nach Konstantinopel
überzusetzen. Seitdem sie das erfahren hatte, überlegte
Arinna, ob es nicht ratsamer wäre, sich von ihm zu trennen und,
immer am Meeresufer entlang, bis in die Hauptstadt zu wandern.
Diese Straße gab es, das wusste sie mit Sicherheit. Gegen
ihren Plan sprach, dass sich hier, so dicht an der Grenze zum
Byzantinischen Reich, die türkischen Truppen sammelten wie
Fliegen auf Maultieräpfeln. Angeblich unternahmen sie immer
wieder Vorstöße auf Konstantinopel.
Oder sollte sie bei Oschin bleiben? Ihr Vater Taru hatte sie
immer ermahnt, Fremden gegenüber vorsichtig zu sein, sich vor
allem nie zu offenbaren. Zu leicht konnten Kenntnisse über einen
Menschen zu dessen Nachteil ausgenutzt werden. Er selber
hatte sich strikt daran gehalten.
Und doch hatte Klugheit sein Leben nicht gerettet. Er, der
Gelehrte, hatte sich von einem Augenblick zum anderen genötigt
gesehen, seinen Sohn Theodor mit der Waffe gegen die
Janit scharen zu verteidigen. Im Auftrag des Sultans streiften
diese durch das Land, um christliche Jungen mit wacher Intelligenz
ausfindig zu machen und an den Hof des Sultans zu bringen.
Der Anführer der Janitscharen, in roter Bluse und mit blütenweißer
Haube auf dem Kopf, schien für einen friedlichen Umzug
zu Ehren des Sultans bekleidet. Aber der lange Waffenrock,
Säbel, Pfeil und Bogen bewiesen, dass er mit seiner Schar auf
dem Kriegszug war. Stolz, höflich und in geläufigem Griechisch
hatte er Arinnas Vater Theodors Aufstiegsmöglichkeiten in der
Elitegarde des Sultans in glühenden Farben geschildert.
Taru hatte sich geweigert. Worte wie Knabendiebstahl, Raub
und Entführung waren ihm über die Lippen gesprudelt, und
schließlich hatte er sich in seiner Not dazu bekannt, dass sie gar
keine Christen seien, und Theodors eigentlicher Name Ammuna sei.
Das hatte den Soldaten nicht im Geringsten beeindruckt. Die
Kinder durften jeden Glauben haben, nur Muslime durften sie
nicht sein. Und gegen die einmal gefallene Entscheidung eines
Janitscharenführers, einen Jungen mitzunehmen, gäbe es keinen
Einspruch.
Da hatte Taru nach dem alten persischen Schwert gegriffen,
das immer auf der Innenseite des Höhleneingangs hing, und war
unter Tränen auf die Soldaten losgegangen. Seiner Frau und
Tochter hatte er noch zugerufen, dass sie fliehen sollten. Das
Einzige, das Arinna von diesen letzten schrecklichen Augenblicken
behalten hatte, war, wie gleich danach Tarus grauhaariger
Kopf unter einen Pferdeleib gerollt war. Was danach geschehen
war, blieb für sie wie in einem dichten, dunklen Nebel.
Ihre Erinnerung setzte erst später wieder ein. Man hatte
Arinna in einer der Fluchthöhlen tief unter der Erde gefunden,
die mit rollenden Steinplatten versperrt werden konnten und wo
sich ansonsten nur Vorräte befanden, und sie wusste nicht, wie
sie dort hingekommen war. Zwei Tage war sie von einer Nachbarin
gepflegt worden, bevor sie wieder aufgewacht war.
Vater und Mutter waren tot, die Janitscharen fort und mit
ihnen der Bruder, und Arinna mochte an diesem blutigen Ort
nicht bleiben, obwohl der Nachbar ein sechzehnjähriges Mädchen
auch noch würde durchfüttern und verheiraten können,
wie er sagte.
Und so hatte sie beschlossen, nach Konstantinopel zu gehen,
um ihren Bruder zu suchen, und war jetzt fast ein Jahr unterwegs.
Wie sie sich in der Stadt durchschlagen wollte, wusste
sie nicht. Aber Prusa, die Hauptstadt der Osmanen, war nicht
weit weg von Konstantinopel. Vielleicht würde sie in der byzantinischen
Stadt einen Hinweis darauf finden, wo die christlichen
Knaben zu Janitscharen erzogen wurden.
Oder schon morgen. Prusa lag dichter an Nikäa als Konstantinopel.
Ammuna musste hier irgendwo sein. Mit diesem hoffnungsvollen
Gedanken schlief Arinna endlich ein.
Noch in dunkler Nacht erwachte Arinna von einem Geräusch.
Sie lauschte. Es waren Stimmen. Die Obrigkeit, die hinter
Oschin her war? Fast in Panik krabbelte sie auf die Füße, lautlos
trotz des raschelnden Schilfs, vergewisserte sich, dass ihr krummer
schmaler Frauendolch sicher im Gürtel stak, und ergriff ihr
Bündel. Oschin lag auf der Seite, zusammengekrümmt wie ein
gefangener Fisch und atmete mit offenem Mund auch so.
Ohne Bedauern ließ sie ihn zurück. Ihr neuer Wanderweg
lag klar vor ihr: Sie musste sich durch die Hügel schlagen, in
die Oschin nicht gewollt hatte, Nikäa umgehen und dann die
Straße, die sie gekommen waren, bis zur Abzweigung nach Prusa
zurückwandern.
Über den Bergen lag ein schmaler Streifen Helligkeit.
Dahinter ging schon die Sonne auf. Die Luft roch frisch und
feucht, als sie sich ihren Weg zwischen Zitronenbäumen über
die steinige gelbe Erde suchte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis
sie einen schmalen Karrenweg fand, der sich mit vielen Biegungen
sanft aufwärts schlängelte.
Prusa! Oder Bursa bei den Türken. Plötzlich war Arinna froh
über ihre Entscheidung. Sie war so weit gekommen, was konnte
der kleine Umweg in die türkische Hauptstadt ihr schon anhaben?
Und den zwielichtigen Armenier war sie los. Sie blieb kurz
stehen, um zu lauschen. Die Stimmen waren verstummt, und
von Oschin hörte sie auch nichts.
Ihr fiel ein, dass sie nie erfahren hatte, warum Oschin nach
Konstantinopel wollte. Vielleicht um in den Dienst eines Handelshauses
zu treten: Er beherrschte Armenisch, wie sie vermutete,
Griechisch und Türkisch. Das waren nicht zu verachtende
Kenntnisse, vor allem, weil im Osten viele türkische Völker
lebten. Und die Abendländer, die jene Gegenden bereisten, sprachen
wenigstens zum Teil Griechisch, hatte ihr Vater erzählt.
Es ging jetzt steiler aufwärts. Die Zitronenbäume blieben
hinter Arinna zurück, abgelöst wurden sie durch Granatapfelbäume
und Felder, auf denen alte, schwärzliche Gerippe von
Baumwollpflanzen standen.
All dieses hatte sie unterwegs auf ihrer Wanderung schon
kennengelernt. Die Welt des Westens war so viel aufregender
als ihre Heimat mit den winzigen Parzellen von Kürbiskulturen,
von Quitten-, Walnuss- und Apfelbäumen, den Schaf- und
Ziegenherden und den Tauben. Und doch würde sie zu ihr zurückkehren.
In dem allmählich grauenden Morgen fiel ein schwarzer
Schatten auf Arinnas Weg, lang und breit wie der eines Riesen.
Erschrocken blickte sie auf.
Oschin. Seine Hand lag auf dem Knochengriff seines beängstigenden
kaukasischen quama, der in der Schärpe steckte.
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Vollständige Taschenbuchausgabe Mai 2011
Knaur Taschenbuch
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.
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nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Bridgeman, Berlin
Druck und Bindung: CPI - Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 978-3-426-63756-2
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Autoren-Porträt von Kari Köster-Lösche
Kari Köster-Lösche, geboren 1946, wuchs in Schweden am Meer auf und lebt heute in Norddeutschland. Nach einem Studium der Tiermedizin promovierte sie in Bakteriologie. Seit 1985 arbeitet sie als freie Autorin. Bekannt wurde Kari Köster-Lösche mit ihren zahlreichen historischen Romanen, darunter der Bestseller "Die Hakima". Zuletzt erschien von ihr "Die Heilerin von Lübeck" im Knaur Taschenbuch Verlag.
Bibliographische Angaben
- Autor: Kari Köster-Lösche
- 2011, 2. Aufl., 480 Seiten, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426637561
- ISBN-13: 9783426637562
- Erscheinungsdatum: 26.04.2011
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