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Die Schreie am Rande der Stadt

Kriminalroman aus Wuppertal
 
 
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Wenn die Erinnerungen geweckt werden ...Im Frühling des Jahres 1993 findet der Journalist Martin Tesche bei der Auflösung der Wohnung seines verstorbenen Vaters Johannes ein sechzig Jahre altes Tagebuch. Martin ist erschüttert: Sein Vater verrät darin...
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Kommentare zu "Die Schreie am Rande der Stadt"
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  • 5 Sterne

    EmiliAna, 27.02.2022

    Als Kriminalroman wird Stefan Barzs hier zu besprechendes Buch bezeichnet. Und auch, wenn man während der Lektüre ins Zweifeln kommt, so ist er doch genau das! Ein Kriminalroman erzählt die Geschichte eines Verbrechens, egal in welcher Zeit und unter welchen Umständen es sich ereignet hat, eines Verbrechens, das all die Faktoren beleuchtet, die einen Krimi ausmachen. Wie und warum konnte die im Zentrum der Geschichte stehende Tat geschehen? Aus welchen Gründen werden Menschen überhaupt zu Verbrechern? Wie ist schließlich ihre Schuld „vor dem Hintergrund von psychologischen und gesellschaftlichen Aspekten zu bewerten“? Ebenso werden, wie das bei einem guten Vertreter seines Genres sein sollte, die Ereignisse streng chronologisch erzählt – sieht man einmal von dem Prolog ab, der natürlich vorgreift, aber nicht zu sehr, als dass man lange nach einer Verbindung zur Handlung suchen müsste -, im Rückblick freilich, denn der Roman spielt sich auf zwei Zeitebenen ab, zwischen denen 60 Jahre liegen. Das Verbrechen hat sich auf der ersten Zeitebene, im Jahre 1933, ereignet, in jenem unseligen Jahr, das mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann, dem Jahr also, das eine zwölf Jahre währende Schreckensherrschaft einläuten sollte, und das bereits in diesem frühen Stadium der Hitler-Diktatur alle Merkmale aufwies, die ein Terrorregime braucht, um zu voller, zu schrecklicher Blüte zu verderben.
    Ein Verbrechen wie dieses, das sich in jenem August – Hitler war erst ganze sechs Monate im Amt – zutrug, konnte nur in dieser schlimmen Zeit begangen werden, in der eine Gleichschaltung mit Macht und mit brutaler Gewalt vorangetrieben wurde, in der eine Gesellschaft mit den perfidesten Mitteln verhetzt und gespalten wurde und die Angst regierte. „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich“, lautete die tumbe Devise, wer nicht das angesagte Lied singt, wer also nicht laut genug die hirnlosen Naziparolen grölt und die Anständigen und Aufrechten zum Schweigen bringt, der wird einkassiert, eingesperrt, zusammengeschlagen und ermordet. Und Mord war in letzter Konsequenz immer der Ausgang für die Andersdenkenden; die als Arbeits-, vielfach auch als Umerziehungslager zynisch-euphemistisch apostrophierten Konzentrationslager waren staatlich sanktionierte Tötungsanstalten, wie wir alle längst wissen und wie, so muss ich hinzufügen, die Mehrheit der geblendeten oder blind sein wollenden Bevölkerung bereits damals und während des gesamten Dritten Reichs wusste.
    All dies muss man sich vor Augen halten, um den Mord, auf dessen Spuren sich der Journalist Martin Tesche im Jahre 1993 begibt, einordnen und bewerten zu können. Johannes Tesche, Martins Vater, den der Sohn nur als hochanständigen, integren und ehrenwerten Menschen kennengelernt hatte, hinterließ bei seinem Ableben Tagebücher aus dem Jahr, das alles verändern und eine ganze Nation zu Mördern machen sollte – immer unter dem Aspekt der Kollektivschuld, als deren Vertreter ich mich bekenne! Vielleicht, so kommt der Gedanke, hätte Martin davon Abstand nehmen sollen, einen Blick in zutiefst private Aufzeichnungen zu werfen, die Tagebücher nun einmal sind. Schlafende Hunde wären nicht geweckt worden, zumal die aus Martins Nachforschungen resultierenden Erkenntnisse niemandem mehr nutzten, genauso, wie sie niemandem mehr Schaden zufügen konnten. Aber nun, Martin Tesche hatte die Büchse der Pandora geöffnet und die Ereignisse mussten jetzt ihren Gang nehmen. Was den Journalisten umtreibt, ist zuvörderst die Reinwaschung des Andenkens an den geliebten Vater, denn der emeritierte Literaturprofessor hatte in den Tagebuchaufzeichnungen einen Mord erwähnt – und seine eigene Beteiligung an dieser Schandtat! Wie weit diese reichte hatte er offen gelassen – und gerade dies ließ Tesche junior von nun an keine Ruhe mehr. Als Journalist wusste er natürlich, wie man Nachforschungen anstellt, und so wurde er alsbald fündig in der Heimatstadt des Vaters, in Wuppertal, wohin Johannes Tesche nach seiner Emigration gleich nach dem Mord, dem Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, nie wieder zurückgekehrt war und auch dem Sohn hatte er weder von der Stadt seiner Kindheit erzählt noch sie ihm jemals gezeigt. Es war geradeso, als hätte es Tesche seniors Leben vor 1933 nie gegeben. Mit der anfangs nur mit Widerwillen geleisteten Hilfe Gerda Steinjans jedoch, einer engen Jugendfreundin seines Vaters, die er in Wuppertal ausfindig gemacht hatte, näherte er sich Schritt für Schritt der Auflösung des Mordfalls, die ihn schließlich zwar befreit, aber verstört und nachdenklich zurücklassen würde....
    Wie den empathiefähigen Leser, möchte ich hinzufügen, denn das, was der fiktive Martin Tesche in Stefan Barzs intensivem, zutiefst beunruhigendem, geradezu schlaflose Nächte verursachendem Kriminalroman aus der bösen, bösen braunen Zeit herausfindet, ist alles andere als fiktiv! Es zeigt nicht nur anhand der Figur desjenigen, der später das Mordopfer werden sollte, welch kleiner Schritt es war von einem anständigen Jungen mit Gewissen und Moral zu einem begeisterten Hitlerjungen, der beides ohne größere Bedenken und quasi von heute auf morgen über Bord warf und sich nahtlos in die 'festgeschlossenen Reihen' der Brutalos einfügte, ja der sogar Gefallen daran fand, wehrlose Menschen zu prügeln, zu treten und auch nicht aufzuhören, wenn sie bereits halbtot auf dem Boden lagen. Es gibt auch einen Einblick in das nicht lange, dafür aber um so nachdrücklicher existierende Konzentrationslager Kemna in einem Wuppertaler Stadtteil, bei dem man sich nur mit Schaudern und tiefer Betroffenheit abwenden mag. Und hier sind wir beim Punkt, genau hier: man wendet sich ab, weil man das Schreckliche nicht ertragen kann. Man wendet sich ab, weil man Angst um das eigene armselige Leben hat. Oder, und das ist das bei Weitem Schlimmste, man wendet sich aus Gleichgültigkeit ab, es geht einen ja schließlich nichts an, nicht wahr? Wenn man den Faden weiterspinnt, dann kommt man unweigerlich zu zweierlei Erkenntnis: wir Menschen sind in der Mehrzahl schwach und feige und beeinflussbar und verführbar und selbstbezogen. Daran hat sich auch in vielen tausend Jahren, in denen die Krone der Schöpfung bereits die Erde unsicher macht, nichts geändert. Daraus resultiert, dass in Kenntnis dieser Schwäche, dieses Makels jeder Diktator der Welt leichtes Spiel hat – wie wir damals exemplarisch sehen konnten und wie es auch heute in all den Krisen-, den Kriegs- und Bürgerkriegsgebieten unseres verwundeten blauen Planeten geschieht.
    Um aber meine Ausschweifungen zu beenden, zu denen meine Lektüre des Krimis „Die Schreie am Rande der Stadt“ Anlass gibt, möchte ich schließlich noch eine kleine Bemerkung einfließen lassen zu dem, was ich bereits vorhin erwähnt habe: In seinem Nachwort sagt der Autor in unmissverständlicher Deutlichkeit, dass „die Kriminalhandlung den Rahmen bilden“ sollte, „um die Geschichte des Kemnaer Konzentrationslagers zu erzählen“. In der Tat nimmt der Aufenthalt des jungen Johannes Tesche im Juli des Jahres 1933 in der ehemaligen Putzwollfabrik Kemna breiten Raum in dem Kriminalroman ein. Dennoch sehe ich die Kriminalhandlung nicht als bloßen Rahmen an, dazu wird die Vorgeschichte zu ausführlich erzählt, lernt man die handelnden Personen – neben Johannes und Gerda noch die drei Freunde Friedrich, Henri und Georg – zu genau kennen, was dazu führt, dass man alsbald starken Anteil an ihnen nimmt. Und dies über den Roman hinaus.
    Zusammenfassend möchte ich Stafan Barz hohes Lob zollen für diese Kriminalgeschichte, die durchweg spannend ist, die nie langweilt, nie auf der Stelle tritt und sich folgerichtig auf ihre Auflösung hinbewegt – die nur diese eine sein konnte. Die schwierige, Emotionen provozierende Thematik wurde mit dem gebotenen Respekt behandelt und vermittelte sich durch die neutrale, sachliche, manchmal lapidare Erzählweise des Autors auf eine besonders intensive und eindringliche Weise. Auch beinahe 90 Jahre nachdem die dunkelste Epoche der neueren deutschen Geschichte ihren Anfang nahm, erachte ich es als essentiell, die Erinnerung wach zu halten, um selbst wachsam zu bleiben, in immerwährender Bestrebung, auch den kleinsten Anfängen zu wehren. Stefan Barzs Roman leistet dazu seinen eindrucksvollen Beitrag!

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