Mondscheintarif
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Wolfgang Joop: «Ich musste nachts eine Schlaftablette nehmen, weil Lachzwang mich am Einschlafen hinderte. Die moderne Heldin dieses Romans verschreibt vielen Brüdern und Schwestern ein probates Mittel: Ironie! Als begeisterter Leser bleibt mir nur zu hoffen, dass Fortsetzung folgt!»
Der Spiegel: «Ausgesprochen witzig und schwungvoll erzählt sind Kürthys Einblicke in die verwirrte moderne Frauenseele.»
Max: «Hera-Lind-Hasser aufgepaßt: Dieser Frauenroman ist geistreich, voller Witz und selbstkritischem Spott. Ein Buch, das auf jeder Seite Spaß macht.»
Mondscheintarifvon Ildikó von Kürthy
LESEPROBE
17:12
Der Fuß ist eine weitgehend unerschlossene weibliche Problemzone.Ein Satz, wie in Stein gemeißelt.
Der Fuß ist eine weitgehend unerschlossene weibliche Problemzone.
So könnte ein Artikel in einer Frauenzeitschrift anfangen.Oder in <Psychologie Heute>. Oder so.
Ich heiße Cora Hübsch, ich bin dreiunddreißigdreiviertelJahre alt und gehöre zu der Mehrheit von Frauen, die auch in fortschreitendemAlter noch kein freundschaftliches Verhältnis zu ihren Füßen aufgebaut haben.Meine Zehen sind krumm wie die Zähne im Mund eines Schuljungen, der sichbeharrlich weigert, eine Zahnspange zu tragen. In meiner Bauch-Beine-Po-Gruppeist eine, deren Zehen sind so kurz, als seien sie ihr in jungen Jahren voneiner scharfkantigen Glasplatte guillotiniert worden. Und meine FreundinJohanna hat Füße wie andere Leute Oberschenkel. In ihren Pumps hätten sich nocheinige Zweite-Klasse-Passagiere von der Titanic retten können.
Ich versuche, mich abzulenken. Betrachte angestrengt denHaufen Zehen an meinem Körperende, um nicht über Schlimmeres nachdenken zumüssen.
Darüber zum Beispiel, daß heute Samstag ist. Schlimmer noch,es ist schon fast Samstagabend. Wann beginnt eigentlich der Abend? Gesetzt denFall, jemand sagt: «Ich rufe dich Samstagabend an.» Was genau meint er danndamit? Heißt das: «Ich rufe dich um 18 Uhr an, um dich zu fragen, ob ich dichum 20 Uhr 30 abholen und zum teuersten Italiener der Stadt ausführen darf?»
Oder heißt das: «Ich klingle gegen 23 Uhr mal durch, umanzutesten, ob du eine vereinsamte Mittdreißigerin bist, die am Samstagabendnichts Besseres vorhat, als auf den Anruf eines smarten Typen, wie ich es bin,zu warten, der sich einmal aus Langeweile dazu hat hinreißen lassen, mit dirins Bett zu gehen?»
Der Fuß ist eine weitgehend unerschlossene weibliche Problemzone.
Nein, es hilft nichts. Die krummen Gesellen da unten könnennicht länger für meine Minderwertigkeitskomplexe geradestehen. Ich heiße CoraHübsch, bin dreiunddreißigdreiviertel und gehöre zu der Mehrheit von Frauen,die sich auch in fortschreitendem Alter hauptsächlich mit einer Problemzonerumschlägt.
Freundinnen, laßt es uns so sagen, wie es ist: Diealler-aller-allerschlimmste weibliche Problemzone heißt: Mann.
17:17
Ist es jetzt wirklich schon bald halb sechs? Gute Güte!Warum ruft der denn nicht an? Warum gibt es Dinge im Leben einer Frau, die sichniemals ändern? Die Frage, ob man nach einmal Sex bereits Anspruch auf eineSamstagabendverabredung hat, wurde bisher nicht hinreichend geklärt.
Jemand müßte sich mal die Mühe machen, herauszufinden, wieviele Jahre ihres Lebens eine Frau damit verbringt, auf Anrufe von Männern zuwarten. Bestimmt fünf. Oder zehn. Und dabei wird sie immer älter. Sie runzeltdie Stirn, und das hinterläßt eine häßliche Falte über der Nasenwurzel. Sieißt mehrere Tonnen weiße Schokolade mit Crisp, Erdnußflips und Toastbrot mitNutella. Sie ruiniert ihre Figur und ihre Zähne und damit jede reelle Chanceauf einen Anruf am Samstagabend.
Muß aufhören, mein Selbstbewußtsein mit negativen Gedankenzu unterminieren.
«Ich bin attraktiv. Ich bin eine begehrenswerte Frau. Ichbin schön. Ich bin eine begehrenswerte Frau. Ich bin...»
Telefon!
Na bitte, es klappt doch.
17:22
Das war Johanna, die wissen wollte, ob er schon angerufenhat. Johanna sagt, daß der grundlegende Unterschied zwischen Männern und Frauennicht, wie gemeinhin angenommen, darin besteht, daß Männer den Innenraum ihrerAutos sauber- und sämtliche <Stirb langsam>-Filme für kulturell wertvollhalten.
Der wichtigste Unterschied zwischen Männern und Frauen ist,sagt Jo, daß Männer nicht auf die Anrufe von Frauen warten. Statt zu warten, tunMänner was anderes. Schauen <ran>, entwickeln ein Mittel gegen Aids,verabreden sich mit einer Blondine, lesen die Aktienkurse in der <FAZ>,machen Muskelaufbautraining. Oder so'n Zeug. Und das Wichtigste daran ist: Sietun es nicht, um sich vom Warten abzulenken. Sondern sie tun es, weil sie estun wollen. Sie vergessen dabei, daß sie eigentlich warten. Deswegen sindMänner nie beim ersten Klingeln am Telefon und klingen immer so, als hätte mansie bei etwas gestört.
Ich mußte kurz nachdenken, um zu begreifen, was dasbedeutete.
(...)
© 1999 by Rowohlt Taschenbuchverlag
- Autor: Ildikó von Kürthy
- 1999, 57. Aufl., 144 Seiten, mit farbigen Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 12,5 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Rowohlt TB.
- ISBN-10: 3499226375
- ISBN-13: 9783499226373
- Erscheinungsdatum: 17.01.2001
"Ausgesprochen witzig und schwungvoll erzählt sind Kürthys Einblicke in die verwirrte moderne Frauenseele." Der Spiegel
"Hera-Lind-Hasser aufgepasst: Dieser Frauenroman ist geistreich, voller Witz und selbstkritischem Spott. Ein Buch, das auf jeder Seite Spaß macht." Max
"Sagen Sie alle Verabredungen für den Abend ab. Legen Sie sich in die Badewanne und lesen Sie. Sie werden die Zeit vergessen und schließlich völlig begeistert - und völlig verschrumpelt - aus der Wanne steigen." Suzanne von Borsody
"Von Kürthy beschreibt die Widrigkeiten weiblichen Single-Daseins so witzig und pointiert, dass daran nur eines schade ist: Die 141 Seiten daueren gerade mal zwei Stunden. Treffer!" Bonner Generalanzeiger
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
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4.5 von 5 Sternen
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