Mordshunger
Mordshunger haben sie alle. Inka von Barneck auf erotische Abenteuer, Fritz von Barneck auf Geld und noch mehr Geld, Max Hartmann auf die Rolle seines Lebens, Romanus Cüpper auf alles, was essbar ist, und die Löwen im Kölner Zoo auf Abwechslung.
Dann...
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Mordshunger haben sie alle. Inka von Barneck auf erotische Abenteuer, Fritz von Barneck auf Geld und noch mehr Geld, Max Hartmann auf die Rolle seines Lebens, Romanus Cüpper auf alles, was essbar ist, und die Löwen im Kölner Zoo auf Abwechslung.
Dann ist Inka plötzlich tot und alle bekommen ihren Willen. Nur ganz anders, als sie dachten.
Mit Rezepten von 15 mordsguten Kölner Küchenchefs.
- Mit Rezepten von 15 mordsguten Kölner Küchenchefs.
Mit Rezepten von 15 mordsguten Kölner Küchenchefs.
"Ein spannend-geistreicher Krimi, delikat." - Express
"Schätzing schickt den Leser nach guter alter Kriminalistenmanier mit dem größten Vergnügen immer wieder in die falsche Richtung. Die Geschichte hat griffig gezeichnete, lebensnahe wie skurrile Charaktere, sie ist spannend geschrieben, ohne aufdringlich zu sein, hat Witz. Schätzing ist ein gewandter Erzähler, der mit Sprache umgehen kann und einen Sinn hat für Bilder. Eine kurzweilige Lektüre mit einem rasanten Finale." - Kölnische Rundschau
"Ein spannender Köln Krimi, der in den besseren Kreisen der Domstadt spielt." - Prisma
Mordshunger von Frank Schätzing
LESEPROBE
Vorwort zurNeuausgabe
Mordshungerist mein erster Roman. Tod und Teufel entstand drei Jahre später, wurdeallerdings vorher veröffentlicht, was seinerzeit für einige Verwirrung sorgte.
Viele Lesersind der Ansicht, ich hätte Mordshunger erst nach Tod und Teufel geschrieben.Tatsächlich verbrachte Mordshunger seine Jugendjahre in einerSchreibtischschublade, weil ich kurzfristig mehr Geschmack am Mittelaltergefunden hatte. So erhielt Jacop der Fuchs den Vortrittvor Kommissar Cüpper, womit der Zweitgeborene allgemeinals der Erstgeborene gilt.
Nunerscheint Mordshunger bei Goldmann, was mich außerordentlich freut,andererseits Potenzial für neuerliche Verwirrung birgt. Nicht auszuschließen,dass der eine oder andere nun glaubt, den Nachfolger des Schwarm in Händen zuhalten. Ich möchte darum explizit auf den 22. März 1991 hinweisen. An jenem Tagverfügte ich die letzten Zeilen von Mordshunger in einen bleischweren, vorsintflutlichenLaptop. Damals war ich der Meinung, ein dickes Buch geschrieben zu haben. DieZeiten ändern sich, und mit ihnen hat sich nicht nur die Kölner Gastronomie verändert,der Mordshunger Tribut zollt, sondern so ziemlich alles.
Beispielsweisegibt es von den Restaurants, die Kommissar Cüpper inder Erstausgabe frequentierte, nur noch knapp die Hälfte. Von denen wiederumhaben einige den Besitzer gewechselt, nicht unbedingt zu ihrem Vorteil. DerSpaß an Mordshunger verdankte sich maßgeblich der Verfressenheit desKommissars, weshalb man das Buch auch als Führer durch die Kölner Gastronomieund als Kochbuch benutzen konnte - eigens für Mordshunger kreierten mehrereKölner Küchenchefs damals Rezepte.
Bloß, wasnützen Ihnen Originalschauplätze, die heute keine mehr sind? Heißhungrig einvollmundig beschriebenes Restaurant aufzusuchen, um sich vor einer Boutique odereinem Fachgeschäft für Stützstrümpfe wiederzufinden, dürfteIhnen den Spaß eher verleiden.
Also gingich daran, Mordshunger für die vorliegende Ausgabe zu aktualisieren - und warbeim Lesen einigermaßen verdattert. Beispielsweise fragte ich mich, warum dieProtagonisten außerhalb ihrer Büros und Wohnungen niemals telefonieren. DieAntwort lautet, dass es Anfang der Neunziger so gut wie keine Handys gab. Ichweiß ja nicht, wie es Ihnen geht. Mir scheint, ich sei mit so einem Ding in derHand geboren. Mordshunger zu lesen war ungefähr so, als schaue man dieTagesthemen von 1991 - durchaus amüsant, nur dass einem plötzlich klar wird, woraufman sich am allerwenigsten verlassen kann: auf das persönliche Zeitempfinden.
Ebenfallsstellte ich fest, dass sich mein Schreibstil über die Jahre stark veränderthat, was offenbar wird, wenn man die Chronologie meiner Veröffentlichungen in Seitenzahlenausdrückt. Mordshunger, 448 Seiten. Tod und Teufel, 512 Seiten. Die dunkleSeite, rund 600 Seiten. Lautlos, 704 Seiten. Der Schwarm, fast 1000 Seiten. Ichstellte fest, dass die Sätze in Mordshunger zu den kürzesten gehören, die ichje geschrieben habe, dass ich die meisten davon immer noch mochte - und manchenicht mehr ganz so sehr.
Also habeich Mordshunger überarbeitet. Ganz behutsam. Es ist immer noch derOriginaltext, stilistisch wie inhaltlich. Wäre das Buch eine Person, könnte mansagen, sie war beim Kosmetiker zwecks behutsamer Auffrischung ihres Typs. Esgibt immer noch keine Handys im Buch, niemand sagt etwas anderes, als er in derErstausgabe sagte, in und aus den Adern der Protagonisten fließt das Blut derfrühen Neunziger. Nur einige wenige Formulierungen und die gastronomischenTatorte sind neu.
Cüppergeht jetzt in andere Restaurants, und im Anhang finden Sie einen Querschnittdurch die Kölner Gastroszene von 2006, außerdem ganzneue Rezepte. Wie lange das alles aktuell bleibt, weiß ich auch nicht -vorläufig kann ich Ihnen jedoch höchsten Genuss versprechen, sollten Sie aufden Spuren des Kommissars zu wandeln belieben.
Bleibt,Ihnen Guten Appetit zu wünschen - mit Mordshunger »remixed«.
Nacht
Ende
Sie hatteihm eine Gurke geschenkt mit dem Ratschlag, sie sich sonst wohin zu stecken,und war ausgezogen.
»Ein guterKriminalist«, pflegte er zu sagen, »wird verlassen. Er muss verlassen werden.Würde er der Idee verfallen, hinter Wahnsinnigen und Mördern herzulaufen, wennman ihn nicht verlassen hätte? Fähige Polizisten neigen zum Verlust derFreundin, die Genies sind allesamt geschieden. Schön, ich hab nur eineFreundin. Aber ich bin ein guter Polizist! Folglich wird sie mich verlassen, irgendwann,das ist die Tragik meiner Profession.
Ich fragemich eigentlich nur, ob ich sie vorher schnell heiraten sollte, um hinterherein ganz besonders genialer Polizist zu sein. Verzwickt, das Ganze! Geht mir imKopf rum, immer wieder. Im Allgemeinen gehe ich dann was essen und sage mir,langsam Cüpper. Sechsunddreißigmalkauen, jeden Bissen. Hat alles noch Zeit.«
Es hattekeine Zeit.
Sie hatteihm eine Gurke geschenkt, weil sie wusste, dass er keine Gurken mochte, dass esnur drei Dinge gab, die er von Herzen verabscheute: Gurken, Kümmel, Kokos.
Er war umdie Gurke herumspaziert, als könne sie den Lauf der Dinge biegen, während imNebenzimmer Blusen, Röcke, Jeans, Dessous flupp fluppin den Koffer flogen. Dann kamen die Packer, und man trug die Couch und denGlastisch und die zwei CD-Regale und die komplette Stereoanlage und nochbedenklich viel mehr an ihm vorbei nach draußen und fütterte einen schierunersättlichen Möbelwagen. Währenddessen lag die Gurke lang und dunkelgrün vorihm und begann ihn auf merkwürdige Weise zu faszinieren, bis einer der Männersie kurzerhand auf die Fensterbank legte, um das Schränkchen wegzutragen, dasihm, wie er sich mit einem Mal entsann, auch nicht gehörte. Nichts gehörte ihm.
Bis auf dieKüche.
Erunterbrach seinen Spaziergang entlang der Promenade und blinzelte durch denstärker werdenden Regen hinaus auf den Rhein. Das Wasser lief ihm in denNacken.
Gut zweiStunden waren vergangen, seit er losgezogen war, immer den Fluss entlang, vomDom hoch Richtung Rodenkirchen, kehrt und wieder zurBastei, den Wind als Gegner und als Freund, nass wie ein Lurch. Lastkähne zogendurchs kräuselige Schwarz. Wie urzeitliche Krokodile,dachte er, was ihn prompt daran erinnerte, dass sieauch die Dias von der Amazonasfahrt mitgenommen hatte, alle fünf Kästen, undden Projektor und die Leinwand obendrein.
Aber erbrauchte keine Bilder, um der Wirklichkeit zu vertrauen. Er hatte immer nochdie Gurke. Mitgenommen auf diese nächtliche Streife. Nur, dass er diesmal einerFlüchtigen auf der Spur war, die er nicht würde verhaften können. Musste sielaufen lassen.
Hm.
Warum dieGurke eigentlich nicht essen?
Aber ja,mach aus der Niederlage einen Sieg! Streiche die Gurke von der Liste deinerAnimositäten, widme sie der Ausbrecherin, die sich nicht geschämt hat, deinHerz noch obendrauf zu packen auf den Berg gestohlener Erinnerungen. Sollst sie dir sonst wohin stecken, was? Allerdings, meinSchatz! Ab heute sei die Gurke rehabilitiert, oft und gern verschlungen,liebevoll verdaut, eine hochgeschätzte Kostbarkeit im Fundus all derRezepturen, die drei Meter Ikea-Regal gefüllt hatten, bis dem großen Raub auchdas Regal zum Opfer gefallen war.
Marodeurin!
Erbeschnupperte die Gurke, zögerte und biss hinein.
Ein Genuss!
Wie hatteer nur jemals glauben können - mhhmmmm!
Diese hier,das war kein Treibhausklon. Sicher vom Gemüsemann auf der NeusserStraße, dessen Rasierwasser der Duft frischen, feuchten Basilikums war,konspirativ herübergereicht wie eine Flasche guten Weines. Hätte sie ihm einesolch phänomenale Gurke geschenkt, wenn sie ihn nicht immer noch liebte?
Knack, spritzenderSaft im Mund. Mit jedem Stück fühlte er die Lebensgeister in sichzurückfließen, atmete tief durch, biss ab, verfiel in einen Fressrausch, ließden Regen Beifall prasseln, bis ein ungeheurer Blitz die Schwärze jäh zerrissund krachend niederging, direkt über dem Dom.
Für dieDauer eines Augenblicks war Köln in weiße Gischt getaucht.
Weltuntergang.
Dannwieder gleichmäßig niederströmender Frieden.
Romanus Cüpper grinste den Rest seiner Gurke an, schüttelte dasWasser aus den Haaren und ging heim.
Es war der23. Juni.
Mitternacht.
© GoldmannVerlag
Auszeichnungen
2002 KölnLiteraturPreis
2004 Corine in der Sparte Belletristik
2005 Kurd-Laßwitz-Preis für »Der Schwarm« als bester Science-Fiction-Roman des Jahres
Deutscher Science Fiction Preis für »Der Schwarm«
Goldene Feder für »Der Schwarm«
Deutscher Krimi Preis für »Der Schwarm«
2006 Dr. Kurt Neven DuMont Medaille der Westdeutschen Akademie für Kommunikation
2007 »Stein im Brett« Preis des Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler e.V. (BDG)
Premio Bancarella
2009 Elisabeth-Mann-Borgese-Meerespreis
2011 Deutscher Meerespreis
2021 Bayerischer Buchpreis: Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten
- Autor: Frank Schätzing
- 2006, 439 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442459249
- ISBN-13: 9783442459247
- Erscheinungsdatum: 11.09.2006
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4 von 5 Sternen
5 Sterne 3Schreiben Sie einen Kommentar zu "Mordshunger".
Kommentar verfassen