Rage - Zorn
Roman
Paris Gibson lebt in der Nacht - sie ist ihr Versteck, ihre Zuflucht. Paris' einziges Tor zur Außenwelt ist ihre beliebte Radiosendung. Bis eines Abends ein Hörer sie beschuldigt, mit ihren Ratschlägen seine Beziehung zerstört zu haben. Der Mann schwört...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Rage - Zorn “
Paris Gibson lebt in der Nacht - sie ist ihr Versteck, ihre Zuflucht. Paris' einziges Tor zur Außenwelt ist ihre beliebte Radiosendung. Bis eines Abends ein Hörer sie beschuldigt, mit ihren Ratschlägen seine Beziehung zerstört zu haben. Der Mann schwört Rache: Drei Tage hat Paris Zeit, bevor er erst seine Freundin, dann sie selbst lustvoll tötet. Nur 72 fieberhafte Stunden, die der Polizei - und dem Kriminalpsychologen Dean Malloy - bleiben, Paris' Geheimnis und den vor Zorn rasenden Killer zu identifizieren.
Klappentext zu „Rage - Zorn “
Nur die Nacht war ihr Zeuge!Ein Psychopath. Zwei unschuldige Opfer. Nur 72 Stunden zum Überleben.
Paris Gibson lebt in der Nacht - sie ist ihr Versteck, ihre Zuflucht. Paris' einziges Tor zur Außenwelt ist ihre beliebte Radiosendung. Bis eines Abends ein Hörer sie beschuldigt, mit ihren Ratschlägen seine Beziehung zerstört zu haben. Der Mann schwört Rache: Drei Tage hat Paris Zeit, bevor er erst seine Freundin, dann sie selbst lustvoll tötet. Nur 72 fieberhafte Stunden, die der Polizei - und dem Kriminalpsychologen Dean Malloy - bleiben, Paris' Geheimnis und den vor Zorn rasenden Killer zu identifizieren ...
Ein Psychopath. Zwei unschuldige Opfer. Nur 72 Stunden zum erleben.
Lese-Probe zu „Rage - Zorn “
Rage – Zorn von Dan Brown LESEPROBE Dean Malloy stand leise vom Bett auf. Er tastete im Dunkeln auf
dem Boden nach seiner Unterwäsche und verschwand damit im
Bad. So leise wie möglich zog er die Tür hinter sich zu, bevor erdas Licht einschaltete.Liz wachte trotzdem auf.»Dean?«
Er stützte sich mit beiden Armen am Waschbecken ab und betrachtete
sein Spiegelbild. »Komme sofort.« Ob ihn sein Spiegelbild
verzweifelt oder voller Abscheu ansah, wusste er selbstnicht. Zumindest tadelnd.
Er starrte noch ein paar Sekunden in den Spiegel, ehe er
den Wasserhahn aufdrehte und sich kaltes Wasser ins Gesicht
spritzte. Dann benutzte er die Toilette, zog seine Boxershorts anund öffnete die Tür.
Liz hatte die Nachttischlampe eingeschaltet und sich auf einen
Ellbogen gestützt. Ihre hellblonden Haare waren verwuschelt.
Unter ihrem einen Auge lag verschmierte Mascara. Aber irgendwie
schaffte sie es trotzdem, sündig und gleichzeitig aufreizend
... mehr
zu wirken. »Duschst du noch?«
Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht später.«»Ich wasche dir den Rücken.«»Danke, aber –«
»Soll ich dich lieber vorne waschen?«
Er deutete ein Lächeln an. »Ich werde darauf zurückkommen.«
Seine Hose hing über dem Sessel. Als er die Hand danach aus-
streckte, fiel Liz in ihr zusammengeknülltes Kissen zurück. »Dugehst.«
»Obwohl ich gern noch bleiben würde, Liz.«
»Du hast seit Wochen keine ganze Nacht mehr bei mir verbracht.«
»Das gefällt mir genauso wenig wie dir, aber bis auf weitereslässt sich das nicht ändern.«»Mein Gott, Dean. Er ist sechzehn.«
»Genau. Sechzehn. Wenn er ein Baby wäre, wüsste ich jederzeit,
wo er steckt. Ich wüsste, was er gerade macht und mit wem
er zusammen ist. Aber Gavin ist sechzehn und hat den Führerschein.
Für einen Vater bedeutet das, in einem einzigen Albtraumzu leben.«
»Wahrscheinlich ist er nicht mal zu Hause, wenn du heimkommst.«
»Das möchte ich ihm aber schwer geraten haben«, murmelte
er, während er das Hemd in die Hose steckte. »Er ist gestern
Abend später als vereinbart heimgekommen, darum habe ich
heute Morgen seinen Autoschlüssel einkassiert. Er hat Hausarrest.«»Und wie lange?«»Bis er wieder Vernunft annimmt.«»Und wenn er das nicht will?«»Im Haus bleiben?«»Vernunft annehmen.«
Das war eine viel schwerwiegendere Frage. Sie erforderte eine
wohl erwogene Antwort, und dafür fehlte ihm heute Abend die
Zeit. Er schob die Füße in die Schuhe, setzte sich dann auf die
Bettkante und fasste nach ihrer Hand. »Es ist nicht richtig, dass
Gavin mit seinem Verhalten deine Zukunft diktiert.«»Unsere Zukunft.«
»Unsere Zukunft«, wiederholte er leise. »Das ist so ungerecht.
Nur seinetwegen müssen wir unsere Pläne auf Eis legen. Das isteinfach unfair.«
Sie küsste ihn auf den Handrücken und sah durch gesenkte
Wimpern zu ihm auf. »Ich kann dich nicht mal überreden, eine
ganze Nacht bei mir zu bleiben, und dabei hatte ich gehofft, dass
wir bis Weihnachten verheiratet wären.«
»Das könnte durchaus passieren. Die Situation könnte sichfrüher bessern, als wir glauben.«
Ihr Stirnrunzeln ließ erkennen, dass sie da weniger optimistisch
war. »Ich war sehr geduldig, Dean. Oder nicht?«»Allerdings.«
»In den zwei Jahren, die wir jetzt zusammen sind, war ich äußerst
kompromissbereit. Ich bin, ohne zu meckern, hierher gezogen.
Und ich war einverstanden, diese Wohnung zu mieten, obwohl
ich überzeugt bin, dass es vernünftiger wäre, wenn wirzusammen wohnen.«
Ihre Erinnerung war selektiv und unkorrekt. Dass sie zusammen
wohnten, hatte nie zur Debatte gestanden. Er hätte das nie
auch nur in Betracht gezogen, solange Gavin bei ihm lebte. Und
genauso wenig hatte sie einen Grund zum Meckern gehabt, als
sie nach Austin gezogen war. Er hatte sie nie darum gebeten. Im
Gegenteil, ihm wäre es lieber gewesen, wenn sie in Houston gebliebenwäre.
Die Entscheidung zum Umzug hatte Liz damals ganz unabhängig
von ihm gefällt. Als sie ihn damit überrascht hatte, musste
er einen Anflug von Verärgerung verhehlen und Freude heucheln.
Sie hatte sich ihm aufgedrängt, als er keinesfalls eine weitereBelastung brauchen konnte.
Aber statt jetzt diese brisante Tatsache anzusprechen, gestand
er ihr lieber zu, dass sie ihm und seinen Anforderungen gegenüber
außergewöhnlich geduldig gewesen war.
»Mir ist durchaus bewusst, dass meine Situation ganz anders ist
als zu der Zeit, als wir uns kennen lernten. Du hattest nicht vor,
dich mit einem allein erziehenden Vater eines Teenagers einzulassen.
Du hast mehr Geduld aufgebracht, als ich erwarten durfte.«
»Danke«, sagte sie besänftigt. »Aber mein Körper kennt keine
Geduld, Dean. Für mich bedeutet jeder verstrichene Monat, dassein Ei weniger im Körbchen liegt.«
Ihr dezenter Hinweis auf ihre biologische Uhr ließ ihn lächeln.
»Ich weiß genau, welche Opfer du für mich erbracht hast. Undweiterhin bringst.«
»Ich bin bereit, noch mehr zu opfern.« Sie strich ihm über die
Wange. »Denn das Schlimme an der Sache ist, dass du jedesOpfer wert bist, Dean Malloy.«
Er wusste, dass sie das genauso empfand, aber ihre Aufrichtigkeit
trug nicht dazu bei, seine Laune zu bessern, sondern verstärkte
nur seine bedrückte Stimmung. »Hab noch etwas Geduld,
Liz. Bitte. Gavin führt sich unmöglich auf, aber es gibt
Gründe für sein Fehlverhalten. Gib uns noch etwas Zeit. So Gott
will, werden wir zu gegebener Zeit einen Ort finden, wo wir zudritt leben können.«
Sie schnitt eine Grimasse. »Wenn du weiterhin so geschwollen
daherredest, könntest du, ehe du dichs versiehst, eine eigeneNachmittagstalkshow haben.«
Er grinste erleichtert, weil sie die ernste Unterhaltung versöhnlich
beenden konnten. »Du hast immer noch vor, morgennach Chicago zu fliegen?«
»Für drei Tage. Ein vertrauliches Treffen mit einer Abordnung
aus Kopenhagen. Lauter strammen, blonden Wikingern. Eifersüchtig?«»Ich bin erbsgrün vor Eifersucht.«»Wirst du mich vermissen?«»Was glaubst du?«
»Soll ich dir etwas geben, das dich an mich erinnert?«
Sie schlug die Decke zurück. Nackt und beinahe schnurrend
lag sie auf dem zerwühlten Laken, auf dem sie sich vorhin schon
einmal geliebt hatten. Im Moment sah Elizabeth Douglas eher
nach einer verhätschelten Kurtisane aus, als nach der Marketing-
Vizepräsidentin einer internationalen Luxushotelkette.
Sie hatte eine üppige Figur, und ihr gefiel das so. Anders als
die meisten ihrer Geschlechtsgenossinnen flippte sie nicht wegen
jeder Kalorie aus. Sie betrachtete es bereits als Fitnesstraining,
wenn sie ihre Koffer selbst trug, und sie verwehrte sich so gut
wie nie ein Dessert. An ihr sahen die Kurven gut aus. Nein, siesahen atemberaubend aus.
»Verführerisch«, seufzte er. »Äußerst verführerisch. Aber ich
werde mich mit einem Kuss begnügen müssen.«
Sie küsste ihn leidenschaftlich und zog seine Zunge dabei so
lustvoll in ihren Mund, dass jeder Wikinger vor Neid erblasst
wäre. Es blieb ihm überlassen, den Kuss zu beenden. »Ich muss
jetzt wirklich los, Liz«, flüsterte er gegen ihre Lippen, ehe er sich
von ihr löste. »Eine angenehme Reise.«
Sie zog die Decke wieder hoch, um ihre Nacktheit zu bedecken,
und setzte ein Lächeln auf, um ihre Enttäuschung zu überspielen.
»Ich rufe dich an, sobald ich angekommen bin.«»Unbedingt.«
Er verschwand und gab sich dabei alle Mühe, nicht so auszusehen,
als wäre er auf der Flucht. Draußen legte sich die Luft wie
ein feuchtes Handtuch über ihn. Sogar beim Einatmen war sie
schwer und heiß wie nasse Wolle. Noch bevor er den kurzen Weg
zu seinem Auto zurückgelegt hatte, klebte ihm das Hemd am
Rücken. Er ließ den Motor an und stellte die Klimaanlage auf
volle Kraft. Das Radio sprang automatisch an. Elvis’ Are You
Lonesome Tonight?
Zu dieser Stunde war so gut wie kein Verkehr. Dean bremste
vor einer gelben Ampel ab und hielt im selben Moment an, indem der Song endete.
»Die Nacht bleibt heiß hier im Hill Country. Vielen Dank,
dass Sie mir auf 101.3 Gesellschaft geleistet haben.« Die rauchige
Frauenstimme hallte durch den Wagen. Die Klangwellen
schlugen gegen seine Brust und seinen Bauch. Ihre Stimme
wurde von den acht Lautsprechern, die von deutschen Ingenieuren
strategisch im Auto platziert worden waren, perfekt
moduliert. Dank der ausgeklügelten Soundanlage wirkte Paris
Gibson näher, als wenn sie neben ihm auf dem Beifahrersitzgesessen hätte.
»Heute Abend möchte mich mit drei von meinen Lieblingssongs
verabschieden. Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Songs
gemeinsam mit einem geliebten Menschen hören können. BleibenSie einander treu.«
Dean packte das Lenkrad fester und ließ seine Stirn auf die
Handrücken sinken, während die Fabulous Four ihr Hoheliedauf die Vergangenheit sangen.
Sobald der Parkdienst des Four Season Hotels Richter Baird
Kemps Limousine gebracht hatte und der Richter eingestiegen
war, zerrte er sich die Krawatte vom Hals und wand sich aus seinem
Jackett. »Mein Gott, bin ich froh, dass das vorbei ist.«
»Du wolltest doch unbedingt, dass wir hingehen.« Marian
Kemp streifte die Slingbacks von Bruno Magli von ihren Füßen,
löste die Ohrklippse mit den Diamanten und verzog das Gesicht,
als das Blut unter stechenden Schmerzen in ihre tauben Ohrläppchen
zurückfloss. »Aber ich verstehe beim besten Willen
nicht, weshalb wir auch zu der Feier bleiben mussten.«
»Also, es macht jedenfalls einen guten Eindruck, dass wir
unter den letzten Gästen waren. Es waren viele einflussreicheLeute dabei.«
Wie so viele Galadinners mit anschließender Preisverleihung
war es eine unerträglich langatmige Veranstaltung gewesen. Später
hatte sich noch eine Cocktailparty in einer der Suiten angeschlossen.
Der Richter ließ sich keine Gelegenheit entgehen, für
seine Wiederwahl zu werben, selbst wenn die Veranstaltung noch
so informell war. Während der Rückfahrt unterhielten sich die
Kemps über die anderen Gäste oder, wie sie der Richter verächtlich
bezeichnete, »die Guten, die Bösen und die Gemeinen«.
Als sie zu Hause angekommen waren, verzog er sich in seine
Höhle, deren Bar dank Marians Fürsorge stets mit seinen Lieblingsmarken
bestückt war. »Ich gönne mir noch einen Absacker.Soll ich dir auch einen machen?«
»Nein danke, Schatz. Ich gehe gleich nach oben.«
»Dreh die Klimaanlage im Schlafzimmer auf. Die Hitze istnicht zu ertragen.«
Marian stieg die geschwungene Treppe hinauf, über die erst
neulich in einem Inneneinrichtungsmagazin berichtet worden
war. Auf dem Foto hatte sie ein Designerballkleid und ihr Kollier
mit den blassgelben Diamanten getragen. Es war ein ziemlich
gutes Porträt geworden, das konnte sie ohne Eigenlob sagen. Der
Richter war sehr zufrieden mit dem Begleitartikel gewesen, in
dem man sie dafür gelobt hatte, dass sie ihr Haus perfekt durchgestylthatte.
Oben brannte kein Licht im Gang, aber zu ihrer Erleichterung
sah sie unter Janeys Zimmertür einen hellen Streifen. Obwohl
Sommerferien waren, hatte der Richter ihrer Siebzehnjährigen
ein striktes Ausgehverbot auferlegt. Gestern Abend hatte sie dagegen
verstoßen und war erst in der Morgendämmerung heimgekommen.
Es war nicht zu übersehen, dass sie getrunken hatte,
und wenn sich Marian nicht ganz irrte, war der strenge Geruch
in ihren Sachen der von Marihuana gewesen. Am schlimmsten
war aber, dass sie sich in dieser Verfassung ans Steuer gesetzthatte.
»Ich werde nicht noch einmal Kaution für dich stellen«, hatte
der Richter sie angeschnauzt. »Wenn du noch einmal betrunken
am Steuer erwischt wirst, bist du auf dich allein gestellt, junge
Dame. Ich werde dann bestimmt keine Fäden mehr ziehen. Meinetwegen
kann das ruhig in deinem Führungszeugnis stehen.«
Janey hatte mit einem gelangweilten »Scheiß doch drauf« reagiert.
Die Auseinandersetzung war so laut und ausfallend geworden,
dass Marian zuletzt befürchtet hatte, die Nachbarn könnten
etwas davon mitbekommen, obwohl zwischen ihrem und dem
nächsten Grundstück ein 4000 Quadratmeter großer manikürter
Grünstreifen lag. Der Streit hatte damit geendet, dass Janey
in ihr Zimmer gestürmt war, die Tür hinter sich zugeknallt und
abgesperrt hatte. Seither hatte sie kein Wort mehr mit ihnen gesprochen.(…) © Blanvalet Verlag Übersetzung: Christoph Göhler
Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht später.«»Ich wasche dir den Rücken.«»Danke, aber –«
»Soll ich dich lieber vorne waschen?«
Er deutete ein Lächeln an. »Ich werde darauf zurückkommen.«
Seine Hose hing über dem Sessel. Als er die Hand danach aus-
streckte, fiel Liz in ihr zusammengeknülltes Kissen zurück. »Dugehst.«
»Obwohl ich gern noch bleiben würde, Liz.«
»Du hast seit Wochen keine ganze Nacht mehr bei mir verbracht.«
»Das gefällt mir genauso wenig wie dir, aber bis auf weitereslässt sich das nicht ändern.«»Mein Gott, Dean. Er ist sechzehn.«
»Genau. Sechzehn. Wenn er ein Baby wäre, wüsste ich jederzeit,
wo er steckt. Ich wüsste, was er gerade macht und mit wem
er zusammen ist. Aber Gavin ist sechzehn und hat den Führerschein.
Für einen Vater bedeutet das, in einem einzigen Albtraumzu leben.«
»Wahrscheinlich ist er nicht mal zu Hause, wenn du heimkommst.«
»Das möchte ich ihm aber schwer geraten haben«, murmelte
er, während er das Hemd in die Hose steckte. »Er ist gestern
Abend später als vereinbart heimgekommen, darum habe ich
heute Morgen seinen Autoschlüssel einkassiert. Er hat Hausarrest.«»Und wie lange?«»Bis er wieder Vernunft annimmt.«»Und wenn er das nicht will?«»Im Haus bleiben?«»Vernunft annehmen.«
Das war eine viel schwerwiegendere Frage. Sie erforderte eine
wohl erwogene Antwort, und dafür fehlte ihm heute Abend die
Zeit. Er schob die Füße in die Schuhe, setzte sich dann auf die
Bettkante und fasste nach ihrer Hand. »Es ist nicht richtig, dass
Gavin mit seinem Verhalten deine Zukunft diktiert.«»Unsere Zukunft.«
»Unsere Zukunft«, wiederholte er leise. »Das ist so ungerecht.
Nur seinetwegen müssen wir unsere Pläne auf Eis legen. Das isteinfach unfair.«
Sie küsste ihn auf den Handrücken und sah durch gesenkte
Wimpern zu ihm auf. »Ich kann dich nicht mal überreden, eine
ganze Nacht bei mir zu bleiben, und dabei hatte ich gehofft, dass
wir bis Weihnachten verheiratet wären.«
»Das könnte durchaus passieren. Die Situation könnte sichfrüher bessern, als wir glauben.«
Ihr Stirnrunzeln ließ erkennen, dass sie da weniger optimistisch
war. »Ich war sehr geduldig, Dean. Oder nicht?«»Allerdings.«
»In den zwei Jahren, die wir jetzt zusammen sind, war ich äußerst
kompromissbereit. Ich bin, ohne zu meckern, hierher gezogen.
Und ich war einverstanden, diese Wohnung zu mieten, obwohl
ich überzeugt bin, dass es vernünftiger wäre, wenn wirzusammen wohnen.«
Ihre Erinnerung war selektiv und unkorrekt. Dass sie zusammen
wohnten, hatte nie zur Debatte gestanden. Er hätte das nie
auch nur in Betracht gezogen, solange Gavin bei ihm lebte. Und
genauso wenig hatte sie einen Grund zum Meckern gehabt, als
sie nach Austin gezogen war. Er hatte sie nie darum gebeten. Im
Gegenteil, ihm wäre es lieber gewesen, wenn sie in Houston gebliebenwäre.
Die Entscheidung zum Umzug hatte Liz damals ganz unabhängig
von ihm gefällt. Als sie ihn damit überrascht hatte, musste
er einen Anflug von Verärgerung verhehlen und Freude heucheln.
Sie hatte sich ihm aufgedrängt, als er keinesfalls eine weitereBelastung brauchen konnte.
Aber statt jetzt diese brisante Tatsache anzusprechen, gestand
er ihr lieber zu, dass sie ihm und seinen Anforderungen gegenüber
außergewöhnlich geduldig gewesen war.
»Mir ist durchaus bewusst, dass meine Situation ganz anders ist
als zu der Zeit, als wir uns kennen lernten. Du hattest nicht vor,
dich mit einem allein erziehenden Vater eines Teenagers einzulassen.
Du hast mehr Geduld aufgebracht, als ich erwarten durfte.«
»Danke«, sagte sie besänftigt. »Aber mein Körper kennt keine
Geduld, Dean. Für mich bedeutet jeder verstrichene Monat, dassein Ei weniger im Körbchen liegt.«
Ihr dezenter Hinweis auf ihre biologische Uhr ließ ihn lächeln.
»Ich weiß genau, welche Opfer du für mich erbracht hast. Undweiterhin bringst.«
»Ich bin bereit, noch mehr zu opfern.« Sie strich ihm über die
Wange. »Denn das Schlimme an der Sache ist, dass du jedesOpfer wert bist, Dean Malloy.«
Er wusste, dass sie das genauso empfand, aber ihre Aufrichtigkeit
trug nicht dazu bei, seine Laune zu bessern, sondern verstärkte
nur seine bedrückte Stimmung. »Hab noch etwas Geduld,
Liz. Bitte. Gavin führt sich unmöglich auf, aber es gibt
Gründe für sein Fehlverhalten. Gib uns noch etwas Zeit. So Gott
will, werden wir zu gegebener Zeit einen Ort finden, wo wir zudritt leben können.«
Sie schnitt eine Grimasse. »Wenn du weiterhin so geschwollen
daherredest, könntest du, ehe du dichs versiehst, eine eigeneNachmittagstalkshow haben.«
Er grinste erleichtert, weil sie die ernste Unterhaltung versöhnlich
beenden konnten. »Du hast immer noch vor, morgennach Chicago zu fliegen?«
»Für drei Tage. Ein vertrauliches Treffen mit einer Abordnung
aus Kopenhagen. Lauter strammen, blonden Wikingern. Eifersüchtig?«»Ich bin erbsgrün vor Eifersucht.«»Wirst du mich vermissen?«»Was glaubst du?«
»Soll ich dir etwas geben, das dich an mich erinnert?«
Sie schlug die Decke zurück. Nackt und beinahe schnurrend
lag sie auf dem zerwühlten Laken, auf dem sie sich vorhin schon
einmal geliebt hatten. Im Moment sah Elizabeth Douglas eher
nach einer verhätschelten Kurtisane aus, als nach der Marketing-
Vizepräsidentin einer internationalen Luxushotelkette.
Sie hatte eine üppige Figur, und ihr gefiel das so. Anders als
die meisten ihrer Geschlechtsgenossinnen flippte sie nicht wegen
jeder Kalorie aus. Sie betrachtete es bereits als Fitnesstraining,
wenn sie ihre Koffer selbst trug, und sie verwehrte sich so gut
wie nie ein Dessert. An ihr sahen die Kurven gut aus. Nein, siesahen atemberaubend aus.
»Verführerisch«, seufzte er. »Äußerst verführerisch. Aber ich
werde mich mit einem Kuss begnügen müssen.«
Sie küsste ihn leidenschaftlich und zog seine Zunge dabei so
lustvoll in ihren Mund, dass jeder Wikinger vor Neid erblasst
wäre. Es blieb ihm überlassen, den Kuss zu beenden. »Ich muss
jetzt wirklich los, Liz«, flüsterte er gegen ihre Lippen, ehe er sich
von ihr löste. »Eine angenehme Reise.«
Sie zog die Decke wieder hoch, um ihre Nacktheit zu bedecken,
und setzte ein Lächeln auf, um ihre Enttäuschung zu überspielen.
»Ich rufe dich an, sobald ich angekommen bin.«»Unbedingt.«
Er verschwand und gab sich dabei alle Mühe, nicht so auszusehen,
als wäre er auf der Flucht. Draußen legte sich die Luft wie
ein feuchtes Handtuch über ihn. Sogar beim Einatmen war sie
schwer und heiß wie nasse Wolle. Noch bevor er den kurzen Weg
zu seinem Auto zurückgelegt hatte, klebte ihm das Hemd am
Rücken. Er ließ den Motor an und stellte die Klimaanlage auf
volle Kraft. Das Radio sprang automatisch an. Elvis’ Are You
Lonesome Tonight?
Zu dieser Stunde war so gut wie kein Verkehr. Dean bremste
vor einer gelben Ampel ab und hielt im selben Moment an, indem der Song endete.
»Die Nacht bleibt heiß hier im Hill Country. Vielen Dank,
dass Sie mir auf 101.3 Gesellschaft geleistet haben.« Die rauchige
Frauenstimme hallte durch den Wagen. Die Klangwellen
schlugen gegen seine Brust und seinen Bauch. Ihre Stimme
wurde von den acht Lautsprechern, die von deutschen Ingenieuren
strategisch im Auto platziert worden waren, perfekt
moduliert. Dank der ausgeklügelten Soundanlage wirkte Paris
Gibson näher, als wenn sie neben ihm auf dem Beifahrersitzgesessen hätte.
»Heute Abend möchte mich mit drei von meinen Lieblingssongs
verabschieden. Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Songs
gemeinsam mit einem geliebten Menschen hören können. BleibenSie einander treu.«
Dean packte das Lenkrad fester und ließ seine Stirn auf die
Handrücken sinken, während die Fabulous Four ihr Hoheliedauf die Vergangenheit sangen.
Sobald der Parkdienst des Four Season Hotels Richter Baird
Kemps Limousine gebracht hatte und der Richter eingestiegen
war, zerrte er sich die Krawatte vom Hals und wand sich aus seinem
Jackett. »Mein Gott, bin ich froh, dass das vorbei ist.«
»Du wolltest doch unbedingt, dass wir hingehen.« Marian
Kemp streifte die Slingbacks von Bruno Magli von ihren Füßen,
löste die Ohrklippse mit den Diamanten und verzog das Gesicht,
als das Blut unter stechenden Schmerzen in ihre tauben Ohrläppchen
zurückfloss. »Aber ich verstehe beim besten Willen
nicht, weshalb wir auch zu der Feier bleiben mussten.«
»Also, es macht jedenfalls einen guten Eindruck, dass wir
unter den letzten Gästen waren. Es waren viele einflussreicheLeute dabei.«
Wie so viele Galadinners mit anschließender Preisverleihung
war es eine unerträglich langatmige Veranstaltung gewesen. Später
hatte sich noch eine Cocktailparty in einer der Suiten angeschlossen.
Der Richter ließ sich keine Gelegenheit entgehen, für
seine Wiederwahl zu werben, selbst wenn die Veranstaltung noch
so informell war. Während der Rückfahrt unterhielten sich die
Kemps über die anderen Gäste oder, wie sie der Richter verächtlich
bezeichnete, »die Guten, die Bösen und die Gemeinen«.
Als sie zu Hause angekommen waren, verzog er sich in seine
Höhle, deren Bar dank Marians Fürsorge stets mit seinen Lieblingsmarken
bestückt war. »Ich gönne mir noch einen Absacker.Soll ich dir auch einen machen?«
»Nein danke, Schatz. Ich gehe gleich nach oben.«
»Dreh die Klimaanlage im Schlafzimmer auf. Die Hitze istnicht zu ertragen.«
Marian stieg die geschwungene Treppe hinauf, über die erst
neulich in einem Inneneinrichtungsmagazin berichtet worden
war. Auf dem Foto hatte sie ein Designerballkleid und ihr Kollier
mit den blassgelben Diamanten getragen. Es war ein ziemlich
gutes Porträt geworden, das konnte sie ohne Eigenlob sagen. Der
Richter war sehr zufrieden mit dem Begleitartikel gewesen, in
dem man sie dafür gelobt hatte, dass sie ihr Haus perfekt durchgestylthatte.
Oben brannte kein Licht im Gang, aber zu ihrer Erleichterung
sah sie unter Janeys Zimmertür einen hellen Streifen. Obwohl
Sommerferien waren, hatte der Richter ihrer Siebzehnjährigen
ein striktes Ausgehverbot auferlegt. Gestern Abend hatte sie dagegen
verstoßen und war erst in der Morgendämmerung heimgekommen.
Es war nicht zu übersehen, dass sie getrunken hatte,
und wenn sich Marian nicht ganz irrte, war der strenge Geruch
in ihren Sachen der von Marihuana gewesen. Am schlimmsten
war aber, dass sie sich in dieser Verfassung ans Steuer gesetzthatte.
»Ich werde nicht noch einmal Kaution für dich stellen«, hatte
der Richter sie angeschnauzt. »Wenn du noch einmal betrunken
am Steuer erwischt wirst, bist du auf dich allein gestellt, junge
Dame. Ich werde dann bestimmt keine Fäden mehr ziehen. Meinetwegen
kann das ruhig in deinem Führungszeugnis stehen.«
Janey hatte mit einem gelangweilten »Scheiß doch drauf« reagiert.
Die Auseinandersetzung war so laut und ausfallend geworden,
dass Marian zuletzt befürchtet hatte, die Nachbarn könnten
etwas davon mitbekommen, obwohl zwischen ihrem und dem
nächsten Grundstück ein 4000 Quadratmeter großer manikürter
Grünstreifen lag. Der Streit hatte damit geendet, dass Janey
in ihr Zimmer gestürmt war, die Tür hinter sich zugeknallt und
abgesperrt hatte. Seither hatte sie kein Wort mehr mit ihnen gesprochen.(…) © Blanvalet Verlag Übersetzung: Christoph Göhler
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Autoren-Porträt von Sandra Brown
Autoren-Porträt von Sandra Brown Nein, faul ist Sandra Brown nun wahrlich nicht, und auch über mangelnden Erfolg kann sie nicht klagen: Gut 70 Romane hat sie verfasst, und seit 1990 schafften alle ihre Bücher den Sprung in die Bestsellerlisten. Insgesamt über 70 Millionen Exemplare ihrer Bücher fanden bisher den Weg zu ihren Lesern, darunter Übersetzungen in insgesamt 33 Sprachen.
Sandra Brown ist bekennende Texanerin: Sie wurde in Waco geboren, wuchs in Fort Worth auf und studierte Anglistik an der Texas Christian University. Bevor sie 1981 mit dem Schreiben begann, hatte sie als Model und beim Fernsehen gearbeitet, wo sie Wettervorhersagen ebenso charmant zu präsentieren wusste wie die Sendung „PM Magazine“. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Mann Michael Brown in Arlington im Bundesstaat – genau – Texas.
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Nicht nur ihre Leser, auch die Kritiker schätzen Sandra Browns Bücher. Unter den zahlreichen Auszeichnungen, die ihr zuteil wurden, sind der „Lifetime Achievement Award“ der „Romance Writers of America“ und der Titel „Thriller Master for 2008“, den sie von der „International Thriller Writers Association“ erhielt. Wie ihre Ehrungen, so lässt sich auch das Werk von Sandra Brown zumindest grob in die Kategorien „Romance“ und „Thriller“ einteilen. Mit „Verliebt in einen Fremden“ fing alles an. Das Buch erzählt die Geschichte von Camille, die sich einem Fremden hingibt, ihn aus den Augen verliert und zu vergessen sucht, um ihn dann nach Jahren wieder zu treffen – und seiner Faszination erneut zu erliegen. In „Warnschuss“, einem der jüngsten Bücher der Autorin, zeigt sie, warum sie auch mit ihren Thrillern so unglaublich erfolgreich ist. Detective Duncan Hunter versteht die Welt nicht mehr: Er hat einen Drogenbaron überführt – und der zuständige Richter stellt das Verfahren gegen ihn wegen eines „Verfahrensfehlers“ ein. Als die Frau des besagten Richters, der Duncan sehr zugetan ist, einen Einbrecher tötet, nimmt die Verwirrung des Ermittlers noch mehr zu: War sie das Ziel eines Komplotts? Oder benutzt sie ihn für seine Zwecke? Duncan riskiert alles, um Antworten auf diese Fragen zu erhalten...
Ob Liebesgeschichte oder Thriller: Man darf auf weitere Bücher der Star-Autorin gespannt sein – vorausgesetzt, sie widersteht auch weiterhin tapfer allen Lockungen des Müßiggangs. Doch wer wollte daran zweifeln?
Ob Liebesgeschichte oder Thriller: Man darf auf weitere Bücher der Star-Autorin gespannt sein – vorausgesetzt, sie widersteht auch weiterhin tapfer allen Lockungen des Müßiggangs. Doch wer wollte daran zweifeln?
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Bibliographische Angaben
- Autor: Sandra Brown
- 2008, 479 Seiten, Maße: 11,4 x 18,1 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Christoph Göhler
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442368383
- ISBN-13: 9783442368389
- Erscheinungsdatum: 14.01.2008
Rezension zu „Rage - Zorn “
"Typisch Sandra Brown, atemberaubend bis zur letzten Zeile!"
Pressezitat
"Typisch Sandra Brown, atemberaubend bis zur letzten Zeile!" Echo der Frau
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