Tintenherz / Tintenwelt Bd.1
Im Zentrum von Cornelia Funkes virtuosem Spiel mit dem Realitätsbegriff stehen Meggie, ihr Vater Mo und ein magisches Buch, das Mo in Tante Elinors Bibliothek versteckt hält. Als ''Helden'' des Buchs plötzlich zum Leben erwachen, erlebt...
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Im Zentrum von Cornelia Funkes virtuosem Spiel mit dem Realitätsbegriff stehen Meggie, ihr Vater Mo und ein magisches Buch, das Mo in Tante Elinors Bibliothek versteckt hält. Als ''Helden'' des Buchs plötzlich zum Leben erwachen, erlebt Meggi spannende und gefahrvolle Abenteuer.
''Eine flammende Liebeserklärung für das Lesen und die Macht der Einbildungskraft.''
ZDF
Ab 11 Jahren!
In einer stürmischen Nacht bekommen Meggie und ihr Vater, der Buchbinder Mo, Besuch von einem unheimlichen Gast, der Mo vor einem Mann namens Capricorn warnt. Am nächsten Morgen reisen Mo und Meggie zu Tante Elinor, die über eine sehr kostbare Bibliothek verfügt. Hier versteckt Mo jenes Buch, das im Mittelpunkt eines unglaublichen, magischen und atemberaubenden Abenteuers steht. Ein Abenteuer, in dessen Verlauf Meggie das Geheimnis um Zauberzunge und Capricorn löst und auch selbst in große Gefahr gerät.
Furioser Auftakt der Tintenwelt-Reihe von Cornelia Funke, die es längst zu Weltruhm gebracht hat.
Tauche ein in die einzigartige und geheimnisvolle Tintenwelt.
- Eine Hommage an die Liebe zum geschriebenen Wort, an die Fantasie, die keine Grenzen kennt und an die Kunst des Vorlesens.
- So fesselnd wie "Reckless", so mitreißend wie "Drachenreiter": Wenn du Fantasy liebst, dann wird dich die magische Tintenwelt verzaubern.
- Fantastisch! "Tintenherz" von Cornelia Funke wurde in 23 Sprachen übersetzt und so zum weltweiten Mega-Bestseller.
- Cornelia Funkes Bücher werden von Millionen Kindern geliebt und von ebenso vielen Erwachsenen verschlungen. Sie sind ihren Leserinnen und Lesern Wegbegleiter, Trostspender, Gefährten.
Gelistet bei Antolin.
Tintenherz von Cornelia Funke
Es fiel Regen in jener Nacht, ein feiner, wispernder Regen. Noch viele Jahre später musste Meggie bloß die Augen schließen und schon hörte sie ihn, wie winzige Finger, die gegen die Scheibe klopften. Irgendwo in der Dunkelheit bellte ein Hund, und Meggie konnte nicht schlafen, so oft sie sich auch von einer Seite auf die andere drehte.
Unter ihrem Kissen lag das Buch, in dem sie gelesen hatte. Es drückte den Einband gegen ihr Ohr, als wollte es sie wieder zwischen seine bedruckten Seiten locken. "Oh, das ist bestimmt sehr bequem, so ein eckiges, hartes Ding unterm Kopf", hatte ihr Vater gesagt, als er zum ersten Mal ein Buch unter ihrem Kissen entdeckte. "Gib zu, es flüstert dir nachts seine Geschichte ins Ohr." - "Manchmal!", hatte Meggie geantwortet. "Aber es funktioniert nur bei Kindern." Dafür hatte Mo sie in die Nase gezwickt. Mo. Meggie hatte ihren Vater noch nie anders genannt.
In jener Nacht - mit der so vieles begann und so vieles sich für alle Zeit änderte - lag eins von Meggies Lieblingsbüchern unter ihrem Kissen, und als der Regen sie nicht schlafen ließ, setzte sie sich auf, rieb sich die Müdigkeit aus den Augen und zog das Buch unter dem Kissen hervor. Die Seiten raschelten verheißungsvoll, als sie es aufschlug. Meggie fand, dass dieses erste Flüstern bei jedem Buch etwas anders klang, je nachdem, ob sie schon wusste, was es ihr erzählen würde, oder nicht. Aber jetzt musste erst einmal Licht her. In der Schublade ihres Nachttisches hatte sie eine Schachtel Streichhölzer versteckt. Mo hatte ihr verboten, nachts Kerzen anzuzünden. Er mochte kein Feuer. "Feuer frisst Bücher", sagte er immer, aber schließlich war sie zwölf Jahre alt und konnte auf ein paar Kerzenflammen aufpassen. Meggie liebte es, bei Kerzenlicht zu lesen. Drei Windlichter und drei Leuchter hatte sie auf dem Fensterbrett stehen. Sie hielt das brennende Streichholz gerade an einen der schwarzen Dochte, als sie draußen die Schritte hörte. Erschrocken pustete sie das Streichholz aus - wie genau sie sich viele Jahre später noch daran erinnerte! -, kniete sich vor das regennasse Fenster und blickte hinaus. Und da sah sie ihn.
Die Dunkelheit war blass vom Regen und der Fremde war kaum mehr als ein Schatten. Nur sein Gesicht leuchtete zu Meggie herüber. Das Haar klebte ihm auf der nassen Stirn. Der Regen triefte auf ihn herab, aber er beachtete ihn nicht. Reglos stand er da, die Arme um die Brust geschlungen, als wollte er sich wenigstens auf diese Weise etwas wärmen. So starrte er zu ihrem Haus herüber.
Ich muss Mo wecken!, dachte Meggie. Aber sie blieb sitzen, mit klopfendem Herzen, und starrte weiter hinaus in die Nacht, als hätte der Fremde sie angesteckt mit seiner Reglosigkeit. Plötzlich drehte er den Kopf und Meggie schien es, als blickte er ihr direkt in die Augen. Sie rutschte so hastig aus dem Bett, dass das aufgeschlagene Buch zu Boden fiel. Barfuß lief sie los, hinaus auf den dunklen Flur. In dem alten Haus war es kühl, obwohl es schon Ende Mai war.
In Mos Zimmer brannte noch Licht. Er war oft bis tief in die Nacht wach und las. Die Bücherleidenschaft hatte Meggie von ihm geerbt. Wenn sie sich nach einem schlimmen Traum zu ihm flüchtete, ließ sie nichts besser einschlafen als Mos ruhiger Atem neben sich und das Umblättern der Seiten. Nichts verscheuchte böse Träume schneller als das Rascheln von bedrucktem Papier.
Aber die Gestalt vor dem Haus war kein Traum.
Das Buch, in dem Mo in dieser Nacht las, hatte einen Einband aus blassblauem Leinen. Auch daran erinnerte Meggie sich später. Was für unwichtige Dinge im Gedächtnis kleben bleiben!
"Mo, auf dem Hof steht jemand!"
Ihr Vater hob den Kopf und blickte sie abwesend an, wie immer, wenn sie ihn beim Lesen unterbrach. Es dauerte jedes Mal ein paar Augenblicke, bis er zurückfand aus der anderen Welt, aus dem Labyrinth der Buchstaben.
"Da steht einer? Bist du sicher?"
"Ja. Er starrt unser Haus an."
Mo legte das Buch weg. "Was hast du vorm Schlafen gelesen? Dr. Jekyll und Mr Hyde?"
Meggie runzelte die Stirn. "Bitte, Mo! Komm mit."
Er glaubte ihr nicht, aber er folgte ihr. Meggie zerrte ihn so ungeduldig hinter sich her, dass er sich auf dem Flur die Zehen an einem Stapel Bücher stieß. Woran auch sonst? Überall in ihrem Haus stapelten sich Bücher. Sie standen nicht nur in Regalen wie bei anderen Leuten, nein, bei ihnen stapelten sie sich unter den Tischen, auf Stühlen, in den Zimmerecken. Es gab sie in der Küche und auf dem Klo, auf dem Fernseher und im Kleiderschrank, kleine Stapel, hohe Stapel, dicke, dünne, alte, neue ... Bücher. Sie empfingen Meggie mit einladend aufgeschlagenen Seiten auf dem Frühstückstisch, trieben grauen Tagen die Langeweile aus - und manchmal stolperte man über sie.
"Er steht einfach nur da!", flüsterte Meggie, während sie Mo in ihr Zimmer zog.
"Hat er ein Pelzgesicht? Dann könnte es ein Werwolf sein."
"Hör auf!" Meggie sah ihn streng an, obwohl seine Scherze ihre Angst vertrieben. Fast glaubte sie schon selbst nicht mehr an die Gestalt im Regen ... bis sie wieder vor ihrem Fenster kniete. "Da! Siehst du ihn?", flüsterte sie.
Mo blickte hinaus, durch die immer noch rinnenden Regentropfen, und sagte nichts.
"Hast du nicht geschworen, zu uns kommt nie ein Einbrecher, weil es nichts zu stehlen gibt?", flüsterte Meggie.
"Das ist kein Einbrecher", antwortete Mo, aber sein Gesicht war so ernst, als er vom Fenster zurücktrat, dass Meggies Herz nur noch schneller klopfte. "Geh ins Bett, Meggie", sagte er. "Der Besuch ist für mich."
In einer stürmischen Nacht taucht ein unheimlicher Gast bei Meggie und ihrem Vater Mo auf. Er warnt ihren Vater vor einem Mann namens Capricorn. Am nächsten Morgen reist Mo überstürzt mit Meggie zu ihrer Tante Elinor nach Italien ab. Und damit beginnt ein unglaubliches Abenteuer, in dessen Mittelpunkt ein geheimnisvolles Buch steht. Bald schon gerät Meggie in große Gefahr.
© Cecilie Dressler Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg 2003
Interview mit CorneliaFunke
Mit ihrem Kinderbuch „Herr der Diebe“ feierteCornelia Funke bereits internationale Erfolge. Doch mit„Tintenherz“, das nun schon seit Monaten die Bestsellerlistenanführt, wurde sie mit Abstand zur erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautorin.Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Hamburg.
In Ihrem Buch „Tintenherz“ erweckt dasLesen die Geschichten zum Leben. Welche Macht oder Magie hat Lesen in IhrenAugen?
Ich denke, das weiß sowieso jeder, der Bücherliest! Für mich ist das so, als ob man in einem Raum sitzt und jedes Buchmacht einem ein Fenster auf in eine neue Welt, in einen anderen Kopf, in eineandere Vorstellungskraft. Wir kennen das ja alle, dass die Realitätmanchmal ein bisschen langweilig sein kann und Bücher sind da eben wielauter Fenster und Türen.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Faszinationfür das Lesen zum Thema Ihres Buchs zu machen?
Ich denke, das ist nahe liegend, dass man über seineLeidenschaften schreibt. Ich habe sogar gedacht, während ich das Buchschrieb, das es das bestimmt schon irgendwo gibt und war dann ziemlich erstauntfestzustellen, das es wohl nicht so ist.
Nun steht „Tintenherz“ schon seit Monatenauf der Focus-Bestsellerliste – was dachten Sie, als Sie damals davonerfuhren?
Es nicht so sehr ein Zurückgucken, weil ich geradeerst gehört habe, dass „Der Drachenreiter“ auf Platz eins derNew York Times Bestsellerlisten gelandet ist. Das hat „Tintenherz“und „Herr der Diebe“ nicht geschafft. Es wird immerverrückter, von Buch zu Buch! Jetzt passiert das schon mit dem drittenBuch – das ist ein bisschen märchenhaft, ein bisschen unwirklich.
„All-Ages-Bücher“, also Bücher,die von allen Altersgruppen gelesen werden, sind zur Zeit voll im Trend –was halten Sie davon und woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Ich habe die Theorie, dass sich ins Kinderbuch und auch inden Krimi und andere Genres das Erzählen geflüchtet hat, weil es inder Literatur, gerade auch in Deutschland, nicht mehr so gern gesehen wird. Undich denke, weil Menschen einfach gern Geschichten erzählt bekommen, hatdie fantastische Erzählung und auch die Kinderliteratur im Moment so einenBoom. Aber den hat es auch immer schon gegeben. Ganz, ganz viele klassischeBücher, die wirklich zeitlos sind, sind Kinderbücher.
Washalten Sie davon, wenn Sie zuweilen als die deutsche Antwort auf Joanne K.Rowling bezeichnet werden?
Ich finde das nett, ich habe da überhaupt keinProblem. Alle denken, dass meiner Eitelkeit ein Zacken aus der Krone bricht,aber ich finde im Moment kann einem doch eigentlich gar kein schmeichelhaftererVergleich begegnen. Vor einigen Jahren noch wäre man mit Michael Ende odermit Astrid Lindgren verglichen worden, jetzt wird es gerade mit J. K. Rowlingso gemacht. Es wird eben der Schriftsteller, der gerade am erfolgreichsten ist– und das ist sie – als Vergleich herangezogen. Und da ich schonsehr lange schreibt, kann auch wohl keiner auf die Idee kommen, dass ich mirangesichts von Potter gedacht habe: Oh, damit kann man ja Geld verdienen!
Meggies Lieblingsbücher gehören zur absolutenWeltliteratur – welche Bücher haben Sie selbst als Kind oderJugendliche am Liebsten gelesen?
Ich habe als Kind sehr ungewöhnlich gelesen. Mitzwölf habe ich mich durch sämtliche Schillerstücke gelesen. Ichwar in dieser Hinsicht etwas seltsam gestrickt. Ich war ein leidenschaftlicherLeser von Beginn an. Von daher fand ich es nicht unnatürlich MeggieKlassiker lesen zu lassen. Diese Bücher sind aber natürlich auch einliterarisches Stilmittel. Wenn ich jetzt Titel genannt hätte, die sonstniemand kennt, dann funktioniert das ja im Text nicht. Bei Peter Pan oder Dr.Doolittle weiß halt so ziemlich jeder, mit welchen Figuren das Buch zutun hat.
Außerdem habe ich in all diese Bücher nocheinmal reingelesen und fand, dass es einige Bücher gibt, die man auch alsErwachsener noch ebenso liebt wie als Kind. Bei anderen ist die Liebe dann einbisschen angestaubt. Ich habe versucht Bücher zu nennen, die ich auchheute noch mit großem Vergnügen lese.
Und es sind ja auch nicht nur Klassiker drin, sondern auchziemlich viele Bücher, die in Deutschland niemand kennt. In meinenLesungen fragen mich die Kinder oft: Und was sollen wir denn jetzt lesen?Jetzt, wo wir alles ausgelesen haben? Deshalb habe ich auch viele Titel mit indas Buch genommen, auch in den Zitaten, die in Deutschland nicht unbedingtpopulär sind und teilweise auch nicht in England. Jetzt können dieKinder das alles durchgucken und sich Anregungen holen.
Lesenunsere Kinder heute allgemein zu wenig?
Ich glaube schon, dass das Buch an Einfluss verliert, weiles eben so viele andere Möglichkeiten für Kinder gibt heute. Ich habeaber den Eindruck, dass das auch bei mir in der Kindheit schon so war, dassganz, ganz wenige Kinder in meiner Klasse wirklich regelmäßig gelesenhaben. Ich war eine der wenigen, die wirklich permanent in die Büchereiengehen mussten, um diese Sucht zu befriedigen. Ich hab immer gedacht, es gibtnur so einen kleinen Zirkel von Bücherverrückten und nie geglaubt,dass das eine allgemeine Beschäftigung ist. Ich denke auch manchmal, dassdas ein sehr optimistischer Glaube ist. Und wenn man sich die Statistikenansieht, wie viele Erwachsene noch lesen, dann sind die ja noch wesentlichbedrohlicher als beim Kinderbuch. Vielleicht muss man sagen, es gibt einenallgemeinen Trend weg vom Lesen. Andererseits, wenn ich dann meineVerkaufszahlen sehe, dann denke ich mir, es müssen doch eigentlich schonziemlich viele sein! Und wenn ich sehe, dass meine Lesungen mit dreihundert,vierhundert Kindern immer ausverkauft sind, schon Monate vorher, dann sage ichmir, scheint wohl doch immer noch relativ viele Leser zu geben. Und wenn dieKinder nicht lesen wollen, dann soll man ihnen die wundervollenAudiobücher geben, die es im Moment gibt. Weil das schließlich eine Artdes Erzählens ist, die eigentlich noch viel älter ist als das Buch.
Anwelchem aktuellen Projekt arbeiten Sie zur Zeit?
Meinneustes Buch ist der zweite Teil von „Tintenherz“, er erscheint imSommer nächsten Jahres. Zur Zeit arbeite ich aber schon am dritten Teil!Die Fragen stellte Nicole Brunner / lorenzspringer medien
- Autor: Cornelia Funke
- Altersempfehlung: Ab 12 Jahre
- 2003, 49. Aufl., 576 Seiten, 36 Abbildungen, Maße: 16,3 x 21,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Dressler Verlag GmbH
- ISBN-10: 3791504657
- ISBN-13: 9783791504650
- Erscheinungsdatum: 11.09.2003
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