Wölfe / Tudor-Trilogie Bd.1
Roman. Ausgezeichnet mit dem Booker Preis 2009
"Ein preisgekröntes Meisterwerk (...) Eine Sensation!"
BRIGITTE
England 1520: Henry VIII. braucht einen Erben und will Anne Boleyn heiraten. Doch der König ist schon verheiratet und der Papst verweigert die Scheidung.
Da...
BRIGITTE
England 1520: Henry VIII. braucht einen Erben und will Anne Boleyn heiraten. Doch der König ist schon verheiratet und der Papst verweigert die Scheidung.
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Produktinformationen zu „Wölfe / Tudor-Trilogie Bd.1 “
"Ein preisgekröntes Meisterwerk (...) Eine Sensation!"
BRIGITTE
England 1520: Henry VIII. braucht einen Erben und will Anne Boleyn heiraten. Doch der König ist schon verheiratet und der Papst verweigert die Scheidung.
Da schlägt die Stunde des Thomas Cromwell: Durch Bestechung und Charme intrigiert er sich nach oben.
BRIGITTE
England 1520: Henry VIII. braucht einen Erben und will Anne Boleyn heiraten. Doch der König ist schon verheiratet und der Papst verweigert die Scheidung.
Da schlägt die Stunde des Thomas Cromwell: Durch Bestechung und Charme intrigiert er sich nach oben.
Klappentext zu „Wölfe / Tudor-Trilogie Bd.1 “
Der 'Walter Scott Prize' hat über den besten britischen Historienroman aller Zeiten abstimmen lassen: 'Wölfe' gewinnt!England im Jahr 1520: Das Königreich ist nur einen Pulsschlag von der Katastrophe entfernt. Sollte der König ohne männlichen Erben sterben, würde das Land durch einen Bürgerkrieg verwüstet. Henry VIII. möchte seine Ehe annullieren lassen und Anne Boleyn heiraten. Der Papst und ganz Europa sind dagegen. Die Scheidungsabsichten des Königs schaffen ein Machtvakuum, in das Thomas Cromwell tritt: Die Werkzeuge dieses politischen Genies sind Bestechung, Einschüchterung und Charme. Aus der Asche persönlichen Unglücks steigt er auf und bahnt sich seinen Weg durch die Fallstricke des Hofes, an dem »der Mensch des Menschen Wolf« ist. Hilary Mantel hat mit 'Wölfe' etwas sehr Rares geschaffen: einen wahrhaft großen Roman, der seinem historischen Gewand zum Trotz höchst zeitgemäß ist. Auf einzigartige Weise erforscht er die Choreografie der Macht. "As we all eagerly await the third volume of Hilary Mantel's magnificent saga, I'm delighted that readers have voted the first, Wolf Hall, as their favourite historical novel of all time. The Walter Scott Prize launched the poll to find the nation's favourite historical novel to celebrate its ten year anniversary, so it's a double celebration that the poll has been won by Wolf Hall, the Prize's very first winner. Our poll has reminded us all of the riches produced by writers of historical fiction over the centuries, from the works of Walter Scott himself, to milestone books by Rosemary Sutcliff and Dorothy Dunnett, right up to the present day with authors such as Sebastian Barry, Eleanor Catton and Sarah Waters gracing the list of nominations. And what a wonderful coincidence that the top three books in our poll are by women."Duchess of Buccleugh, Walter Scott-Prize Co-Founder und Jurymitgliedner.
Lese-Probe zu „Wölfe / Tudor-Trilogie Bd.1 “
Wölfe von Hilary Mantel Aus dem Englischen von Christiane Trabant
Teil Eins
I
Über das enge Meer
Putney, 1500
»Und jetzt steh auf.«
Niedergestreckt, benommen, stumm; er ist gefallen, der Länge nach hingeschlagen auf die Kopfsteine des Hofes. Sein Kopf wendet sich zur Seite; seine Augen richten sich auf das Tor, als könnte jemand kommen, um ihm zu helfen. Ein einziger gut platzierter Schlag könnte ihn jetzt töten.
Blut aus der Wunde an seinem Kopf rinnt ihm über das Gesicht - Ergebnis der ersten Anstrengung seines Vaters. Dazu kommt, dass sein linkes Auge blind ist; aber wenn er zur Seite blinzelt, erkennt er mit dem rechten Auge, dass sich die Naht am Stiefel seines Vaters auflöst. Der Zwirn hat sich vom Leder gelöst, und ein harter Knoten darin hat seine Augenbraue erwischt, die dadurch aufgeplatzt ist.
»Und jetzt steh auf!« Walter brüllt ihn von oben herab an und überlegt sich, wohin er als Nächstes treten kann. Er hebt den Kopf einen oder zwei Zoll und kriecht vorwärts, auf dem Bauch, wobei er versucht, seine Hände vor Walter zu verbergen, der mit Vorliebe auf sie tritt. »Was bist du, ein Aal?«, fragt sein Erzeuger. Er geht einen Schritt zurück, nimmt Anlauf und verpasst ihm noch einen Tritt.
Der presst den letzten Atemzug aus ihm heraus; er glaubt, dass es sein letzter sein könnte. Seine Stirn sinkt auf den Boden zurück; er liegt da und wartet darauf, dass Walter auf ihn springt. Aus einem Nebengebäude heraus bellt der Hund - Bella. Ich werde meinen Hund vermissen, denkt er. Der Hof stinkt nach Bier und Blut. Unten am Flussufer schreit jemand. Nichts tut ihm weh, oder vielleicht tut ihm alles weh, denn es gibt keinen einzelnen Schmerz, den er genau benennen kann.
... mehr
Aber die Kälte schlägt zu, bloß an einer einzigen Stelle: bloß an seinem Jochbein, das auf den Kopfsteinen ruht.
»Jetzt guck mal, guck mal«, brüllt Walter. Er hüpft auf einem Fuß herum, als würde er tanzen. »Guck mal, was passiert ist. Mein Stiefel ist aufgeplatzt, als ich dir gegen den Kopf getreten habe.«
Zoll um Zoll. Zoll um Zoll vorwärts. Soll er dich doch Aal oder Wurm oder Schlange nennen. Kopf nach unten, provozier ihn nicht. Seine Nase ist mit Blut verstopft, und er muss durch den Mund atmen. Die kurze Ablenkung seines Vaters, der über den Verlust seines guten Stiefels wütet, verschafft ihm eine Atempause, in der er sich erbrechen kann. »So ist es richtig«, ruft Walter. »Spuck nur überall hin.« Spuck überall hin, auf meine guten Kopfsteine. »Komm schon, Junge, steh auf. Lass sehen, wie du aufstehst. Beim Blut des kriechenden Jesus, komm auf die Füße.«
Kriechender Jesus?, denkt er. Was meint er damit? Sein Kopf neigt sich zur Seite, sein Haar liegt in seinem eigenen Erbrochenen, der Hund bellt, Walter brüllt, und Glockenläuten schallt über das Wasser. Er spürt eine leichte Bewegung, als sei der schmutzige Boden zur Themse geworden. Es schwankt unter ihm; er atmet aus, ein schweres letztes Keuchen. Jetzt hast du es endlich geschafft, sagt eine Stimme zu Walter. Aber er schließt die Ohren, oder Gott schließt sie für ihn. Eine tiefe schwarze Strömung zieht ihn flussabwärts.
Das Nächste, was er weiß: Es ist beinahe Mittag und er lehnt in der Tür des Pegasus the Flying Horse. Seine Schwester Kat kommt mit einem Brett voller warmer Pasteten in der Hand aus der Küche. Als sie ihn sieht, lässt sie es beinahe fallen. Bestürzt öffnet sie den Mund. »Wie siehst du denn aus?«
»Kat, schrei nicht so, das tut weh.«
Sie schreit nach ihrem Mann: »Morgan Williams!« Sie dreht sich um die eigene Achse, ihr Blick wandert wild umher, das Gesicht gerötet von der Hitze des Ofens. »Nehmt mir das Tablett ab, in Gottes Namen, wo seid ihr alle?«
Er zittert von Kopf bis Fuß, genau wie Bella, als sie damals vom Boot gefallen ist.
Ein Mädchen kommt gerannt. »Der Herr ist in die Stadt gegangen.«
»Das weiß ich, Dummkopf.« Beim Anblick ihres Bruders hatte sie es vergessen. Sie drückt dem Mädchen das Tablett mit den Pasteten in die Hand. »Wenn du sie irgendwo hinstellst, wo die Katze rankommt, kriegst du Ohrfeigen, bis du Sterne siehst.« Als sie die Hände frei hat, faltet sie sie kurz zu einem heftigen Gebet. »Hast du dich wieder geprügelt, oder war es dein Vater?«
Ja, sagt er und nickt dabei so heftig, dass Blutstropfen aus seiner Nase schießen. Ja, er zeigt auf sich selbst, als wolle er sagen: Walter war hier. Kat ruft nach einer Schüssel, nach Wasser, nach Wasser in einer Schüssel, nach einem Lappen, nach dem Teufel, der sofort kommen und seinen Diener Walter holen soll. »Setz dich hin, bevor du hinfällst.« Er versucht zu erklären, dass er gerade aufgestanden ist. Weg vom Hof. Es kann eine Stunde her sein, es kann auch einen Tag her sein, und soviel er weiß, könnte heute auch morgen sein; aber wenn er einen Tag dort gelegen hätte, wäre Walter sicher gekommen und hätte ihn umgebracht, weil er im Weg gewesen wäre. Oder es hätte sich etwas Schorf auf seinen Wunden gebildet und inzwischen hätte er überall Schmerzen und wäre fast zu steif, um sich zu bewegen; aus eingehender Bekanntschaft mit Walters Fäusten und Stiefeln weiß er, dass der zweite Tag schlimmer sein kann als der erste. »Setz dich. Sprich nicht«, sagt Kat.
Als die Schüssel kommt, beugt sie sich über ihn und macht sich an die Arbeit, betupft sein geschlossenes Auge, bearbeitet in kleinen Kreisen seinen Haaransatz. Sie atmet stoßweise und ihre freie Hand liegt auf seiner Schulter. Leise flucht sie vor sich hin, ab und zu schluchzt sie auf, reibt seinen Nacken und flüstert dabei: »Schon gut, ganz ruhig, schon gut«, als wäre er es, der weint, obwohl er es nicht tut. Er hat das Gefühl zu schweben und sie brächte ihn auf die Erde zurück; er würde gerne seine Arme um sie legen und sein Gesicht in ihre Schürze und sich dort ausruhen, während er auf ihren Herzschlag lauschte. Aber er will sie nicht schmutzig machen, sie überall mit Blut beschmieren.
Als Morgan Williams zurückkommt, trägt er seinen guten Stadtrock. Er sieht walisisch und kämpferisch aus; es ist offensichtlich, dass er schon weiß, was passiert ist. Er stellt sich neben Kat, sieht auf ihn hinab, einen Augenblick sprachlos, und sagt dann: »Sieh her!« Er macht eine Faust und stößt sie dreimal in die Luft. »Das!«, sagt er. »Das würde er bekommen. Walter. Das würde er bekommen. Von mir.«
»Tritt einen Schritt zurück«, rät ihm Kat. »Oder willst du Teile von Thomas auf deine Londonjacke kriegen?«
Das will er nicht. Er weicht zurück. »Mir ist das egal, aber sieh dich mal an, Junge. In einem ehrlichen Kampf könntest du dieses Tier zum Krüppel machen.«
»Es ist aber kein ehrlicher Kampf«, sagt Kat. »Er schleicht sich nämlich von hinten an, stimmt's, Thomas? Und hat etwas in der Hand.«
»Sieht in diesem Fall nach einer Glasflasche aus«, sagt Morgan Williams. »War es eine Flasche?«
Er schüttelt den Kopf. Seine Nase blutet wieder.
»Tu das nicht, Bruder«, sagt Kat. Ihre ganze Hand ist voller Blut; sie wischt es an ihrer Schürze ab. Was für eine Schweinerei, er hätte ebenso gut seinen Kopf hineinlegen können.
»Ich vermute, du hast es nicht gesehen?«, sagt Morgan. »Was genau er in der Hand hatte?«
»Das ist der Witz dabei, sich von hinten anzuschleichen«, sagt Kat. »An dir ist wirklich ein Friedensrichter verloren gegangen. Hör zu, Morgan, soll ich dir was über meinen Vater erzählen? Er greift sich, was immer gerade herumliegt. Manchmal ist es eine Flasche, das stimmt. Ich habe gesehen, wie er meine Mutter damit geschlagen hat. Sogar unsere kleine Bet, ich habe gesehen, wie er ihr eine Flasche über den Kopf gezogen hat. Aber ich habe es auch mal nicht gesehen, wenn er es tat, und das war schlimmer, weil ich nämlich diejenige war, die umgehauen werden sollte.«
»Ich frage mich, wo ich da eingeheiratet habe«, sagt Morgan Williams.
Aber das ist nur Gerede von Morgan; manche Männer schniefen ständig, manche Frauen haben Kopfweh, und Morgan muss sich immer diese Fragen stellen. Der Junge hört nicht auf ihn; er denkt, wenn mein Vater das mit meiner Mutter gemacht hat, die schon so lange tot ist, hat er sie vielleicht umgebracht? Nein, dafür hätte man ihn sicher zur Verantwortung gezogen; Putney ist gesetzlos, aber mit Mord kommt man nicht durch. Kat ist, was er anstelle einer Mutter hat: Sie weint für ihn und reibt seinen Nacken.
Er schließt die Augen, um sein linkes Auge dem rechten anzugleichen; er versucht beide zu öffnen. »Kat«, sagt er, »darunter habe ich doch ein Auge? Ich kann nämlich nichts sehen.« Ja, ja, ja, sagt sie, während Morgan Williams mit seiner Untersuchung der Fakten fortfährt und sich für einen harten, einigermaßen schweren, scharfen Gegenstand entscheidet, aber wahrscheinlich keine zerbrochene Flasche, denn in diesem Fall hätte Thomas ihre gezackte Kante gesehen, bevor Walter seine Braue aufgeschlitzt hat, um ihm das Auge auszustechen. Er hört, wie Morgan seine Theorie entwickelt, und würde gerne über den Stiefel sprechen, über den Knoten, den Knoten im Zwirn, aber die Anstrengung, den Mund zu bewegen, scheint in keinem Verhältnis zum Ertrag zu stehen. Im Großen und Ganzen stimmt er Morgans Schlussfolgerung zu; er versucht, mit den Achseln zu zucken, aber es schmerzt zu sehr, und er fühlt sich so zermalmt und zerrissen, dass er sich fragt, ob sein Hals gebrochen ist.
»Überhaupt«, sagt Kat, »was hast du getan, Tom, um ihn so in Fahrt zu bringen? Normalerweise schlägt er erst abends zu, jedenfalls, wenn es keinen Grund gibt.«
»Ja«, sagt Morgan Williams, »gab es einen Grund?«
»Gestern. Ich habe mich geprügelt.«
»Du hast dich gestern geprügelt? Mit wem, in Gottes Namen?«
»Ich weiß es nicht.« Der Name ist ihm zusammen mit dem Grund entfallen, aber sein Kopf fühlt sich an, als hätte er beim Verschwinden einen zersplitterten Knochen aus seinem Schädel entfernt. Er berührt seine Kopfhaut - vorsichtig. Flasche? Möglich.
»Ach«, sagt Kat, »sie prügeln sich immer. Jungen. Unten am Fluss.«
»Ich möchte nur sicher sein, dass ich das richtig verstehe«, sagt Morgan. »Gestern kommt er nach Hause, seine Kleider sind zerrissen und seine Fingerknöchel aufgeschürft, und sein alter Herr sagt, was ist das, hast du dich geprügelt? Er wartet einen Tag, dann zieht er ihm eine Flasche über den Kopf. Danach stößt er ihn im Hof zu Boden, versetzt ihm überall Fußtritte, schlägt ihn mit einem Holzbrett, das griffbereit daliegt ...«
»Hat er das getan?«
»Es hat sich in der ganzen Gemeinde herumgesprochen! Sie waren alle schon am Kai versammelt, um es mir zu erzählen, sie haben es mir zugerufen, bevor das Boot festgemacht hat. Morgan Williams, hör mal, der Vater deiner Frau hat Thomas geschlagen, und Thomas ist sterbend zum Haus seiner Schwester gekrochen, sie haben den Priester gerufen ... Hast du den Priester gerufen?«
»Ach, ihr Williamsens!«, sagt Kat. »Ihr glaubt, ihr seid wichtige Leute hier. Die Leute treten an, um euch alles zu erzählen. Aber warum machen sie das? Weil ihr einfach alles glaubt.«
»Aber es stimmt!«, ruft Morgan. »So gut wie! Nicht? Wenn du den Priester weglässt. Und dass er noch nicht tot ist.«
»Du wirst mit Sicherheit noch Friedensrichter«, sagt Kat, »so scharfsinnig, wie du den Unterschied zwischen einer Leiche und meinem Bruder feststellst.«
»Wenn ich Friedensrichter bin, lasse ich deinen Vater in den Stock legen. Eine Geldstrafe? Das reicht nicht. Welchen Sinn hat das schon, wenn derjenige dann einfach loszieht und sich die Münzen im selben Wert von einem Unschuldigen erschwindelt oder sie ihm raubt, wenn er zufällig seinen Weg kreuzt.«
Er stöhnt: versucht, dabei nicht zu stören.
»Schon gut, schon gut«, flüstert Kat.
»Ich würde sagen, die Richter haben die Nase voll«, sagt Morgan. »Wenn er sein Ale nicht verwässert, lässt er illegal Tiere auf dem Anger laufen, wenn er den Anger nicht plündert, greift er einen Gesetzeshüter an, wenn er nicht betrunken ist, ist er stockbetrunken, und wenn er nicht vor seiner Zeit stirbt, gibt es keine Gerechtigkeit auf dieser Welt.«
»Fertig?«, sagt Kat. Sie wendet sich ihm wieder zu. »Tom, du bleibst jetzt besser bei uns. Morgan Williams, was sagst du? Er taugt für die schwere Arbeit, wenn es ihm wieder besser geht. Er kann die Zahlen für dich machen, er kann addieren und ... wie heißt das andere? Schon gut, lach mich nicht aus, was meinst du, wie viel Zeit ich dazu hatte, rechnen zu lernen, mit so einem Vater? Dass ich meinen Namen schreiben kann, verdanke ich unserem Tom hier. Er hat es mir beigebracht.«
»Das wird ihm nicht«, sagt er. »Gefallen.« Nur das bringt er zustande: kurze, einfache Aussagen.
»Gefallen? Er sollte sich schämen«, sagt Morgan.
Kat sagt: »Das Schämen hat Gott ausgelassen, als er meinen Vater gemacht hat.«
Er sagt: »Weil. Nur eine Meile entfernt. Er kann leicht.«
»Auf dich losgehen? Soll er nur!« Morgan führt noch einmal seine Faust vor: seinen kleinen nervösen walisischen Faustschlag.
Nachdem Kat ihn versorgt hatte und Morgan Williams mit seiner Prahlerei und der Rekonstruktion des Angriffs fertig war, legte er sich eine Stunde oder zwei hin, um sich zu erholen. In der Zeit kam Walter mit ein paar Bekannten vorbei, und ein gewisses Maß an Geschrei und Tritten gegen Türen ertönte, obwohl es nur gedämpft zu ihm heraufdrang und er glaubte, es vielleicht nur geträumt zu haben. Nun fragt er sich, was soll ich tun, ich kann nicht in Putney bleiben. Zum Teil, weil seine Erinnerung an die Prügelei von vorgestern zurückkehrt, und er meint, dass ein Messer im Spiel gewesen sein könnte; und wer immer es auch abbekommen hat, er war es nicht; heißt das, dass er selbst es benutzte? All das ist ihm unklar. Klar ist jedoch seine Meinung zu Walter: Ich habe genug davon. Wenn er mich noch einmal angreift, töte ich ihn, und wenn ich ihn töte, hängen sie mich auf, und wenn sie mich hängen, dann will ich einen besseren Grund dafür haben.
Von unten ihre Stimmen, mal lauter, mal leiser. Er kann nicht jedes Wort verstehen. Morgan sagt: Er hat alle Brücken hinter sich abgebrochen. Kat bereut ihr Angebot, die Arbeit als Schankhilfe, Mädchen für alles und Rausschmeißer, denn, wie Morgan sagt: »Walter wird immer hier vorbeikommen, oder? Und dann: ›Wo ist Tom, schick ihn nach Hause, wer hat denn den verdammten Priester bezahlt, der ihm Lesen und Schreiben beigebracht hat, ich war's, und du erntest jetzt den verdammten Lohn, du lauchfressende Schlampe.‹«
Er kommt nach unten. Morgan sagt fröhlich: »Du siehst gut aus, in Anbetracht der Umstände.«
Die Wahrheit über Morgan Williams ist - und er mag ihn deshalb um keinen Deut weniger -, die Wahrheit ist: Diese Absicht, seinen Schwiegervater eines Tages zusammenzuschlagen, gibt es bloß in seinem Kopf. In Wirklichkeit hat er genauso viel Angst vor Walter wie eine ganze Menge anderer Leute in Putney - und, um genau zu sein, in Mortlake und Wimbledon.
Er sagt: »Ich mach mich dann mal auf den Weg.«
Kat sagt: »Du musst heute Nacht hierbleiben. Du weißt, dass der zweite Tag am schlimmsten ist.«
»Wen wird er schlagen, wenn ich weg bin?«
»Nicht unser Problem«, sagt Kat. »Bet ist verheiratet und raus aus der ganzen Sache, Gott sei Dank.«
Morgan Williams sagt: »Wenn Walter mein Vater wäre, würde ich abhauen, sage ich dir.« Er wartet. »Zufällig haben wir etwas Bargeld da.«
Eine Pause.
»Ich zahle es zurück.«
Morgan sagt lachend, erleichtert: »Und wie willst du das anstellen, Tom?«
Er weiß es nicht. Das Atmen fällt ihm schwer, aber das hat nichts zu sagen, es ist nur das geronnene Blut in seiner Nase. Sie scheint nicht gebrochen zu sein; prüfend betastet er sie, und Kat sagt: Vorsicht, das hier ist eine saubere Schürze. Ein gequältes Lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht, sie will nicht, dass er geht, aber sie wird Morgan Williams nicht widersprechen, oder etwa doch? Die Williamsens sind wichtige Leute in Putney, in Wimbledon. Morgan vergöttert sie; er erinnert sie stets daran, dass sie Mädchen hat, die sich ums Backen und Brauen kümmern, warum setzt sie sich nicht oben hin, näht wie eine Dame und betet für seinen Erfolg, wenn er nach London geht, um in seinem Stadtrock Geschäfte zu machen? Zweimal am Tag könnte sie in einem guten Kleid durchs Pegasus rauschen und die Dinge richten, die nicht in Ordnung sind: Das ist Morgans Vorstellung. Und obwohl sie, soweit er das sehen kann, genauso hart arbeitet, wie sie es seit ihrer Kindheit immer getan hat, findet sie anscheinend doch Gefallen daran, wenn Morgan sie ermahnt, sich hinzusetzen und eine Dame zu sein.
»Ich zahle es zurück«, sagt er. »Vielleicht werde ich Soldat. Ich könnte euch einen Teil meines Lohnes schicken, und eventuell bekomme ich Kriegsbeute.«
Morgan sagt: »Aber es gibt keinen Krieg.«
»Irgendwo wird es einen geben«, sagt Kat.
»Oder ich könnte Schiffsjunge werden. Aber Bella, wisst ihr - meint ihr, ich sollte zurückgehen und sie holen? Sie hat gejault. Er hatte sie weggesperrt.«
»Damit sie ihm nicht in die Zehen beißt?«, sagt Morgan. Er macht sich lustig über Bella.
»Ich würde sie gerne mitnehmen.«
»Ich habe schon von Schiffskatzen gehört. Aber nicht von Schiffshunden. «
»Sie ist sehr klein.«
»Sie geht nicht als Katze durch«, lacht Morgan. »Außerdem bist du sowieso zu groß für einen Schiffsjungen. Sie müssen in die Takelage klettern wie kleine Affen - hast du je einen Affen gesehen, Tom? Soldat ist eher was für dich. Sei ehrlich: wie der Vater, so der Sohn - du hast nicht hinten gestanden, als Gott die Fäuste verteilt hat.«
»Also«, sagt Kat. »Mal sehen, ob wir das richtig verstehen. Eines Tages zieht mein Bruder Tom los und prügelt sich. Als Strafe schleicht sich sein Vater von hinten an ihn an und schlägt ihn womit auch immer, das aber jedenfalls schwer und vermutlich scharf ist, und dann, als er hinfällt, sticht er ihm fast das Auge aus, gibt sich große Mühe, ihm in die Rippen zu treten, prügelt ihn mit einem Brett, das gerade zur Hand ist, zerschlägt ihm das Gesicht, sodass ich ihn kaum erkennen würde, wäre ich nicht seine leibliche Schwester: Und mein Ehemann sagt, die Lösung ist, Soldat zu werden, Thomas, zieh los und finde jemanden, den du nicht kennst, stich ihm sein Auge aus, tritt ihm in die Rippen, töte ihn sogar und lass dich dafür bezahlen.«
»Ist doch besser«, sagt Morgan, »als sich am Fluss zu prügeln, wovon niemand etwas hat. Sieh ihn dir an - wenn es nach mir ginge, würde ich einen Krieg ausrufen, nur um ihn anzustellen.«
Morgan zieht seinen Geldbeutel heraus. Er legt Münzen hin: klimper, klimper, klimper - verführerisch langsam.
Er berührt sein Jochbein. Es ist geprellt, intakt: aber so kalt.
»Hör zu«, sagt Kat, »wir sind hier aufgewachsen, bestimmt gibt es Leute, die Tom helfen würden ...«
Morgan wirft ihr einen Blick zu. Der sagt sehr deutlich: Glaubst du wirklich, dass es viele Leute gibt, die es sich mit Walter Cromwell verderben wollen? Die wollen, dass er ihnen die Tür eintritt? Und sie sagt, als hätte er seinen Gedanken laut ausgesprochen: »Nein. Vielleicht nicht. Vielleicht, Tom, wäre es wirklich am besten, meinst du nicht auch?«
Er steht auf. Sie sagt: »Morgan, sieh ihn dir an. Er sollte nicht heute Abend aufbrechen.«
»Sollte ich doch. In einer Stunde hat er einen sitzen, und dann kommt er wieder. Er würde sogar das Haus in Brand stecken, wenn er glaubt, ich bin drin.«
»Hast du alles, was du für die Reise brauchst?«
Er möchte sich zu Kat umdrehen und sagen: nein.
Aber sie hat ihr Gesicht abgewendet, und sie weint. Sie weint nicht um ihn, denn niemand, glaubt er, wird je um ihn weinen, dazu hat Gott ihn nicht geschaffen. Sie weint um ihreVorstellung davon, wie das Leben sein sollte: Sonntags nach der Kirche, alle Schwestern, Schwägerinnen, Ehefrauen küssen und umarmen sich, geben den eigenen und den Kindern der anderen Klapse und streicheln zugleich liebevoll ihre kleinen runden Köpfe, die Frauen vergleichen ihre Babys und reichen sie herum, und die Männer finden sich zusammen und reden über die Geschäfte, Wolle, Garn, Stoffbahnen, Schiffsladungen, die verdammten Flamen, Fischereirechte, Bierbrauen, Jahresumsatz, ein guter Tipp zur rechten Zeit, eine Hand wäscht die andere, eine kleine Vergünstigung, ein kleiner Vorschuss, mein Anwalt sagt ... So sollte es sein, wenn man mit Morgan Williams verheiratet ist, die Williamsens sind schließlich eine wichtige Familie in Putney ... Aber es ist nie so gekommen. Walter hat alles verdorben.
Vorsichtig, steif richtet er sich auf. Inzwischen tut ihm jeder Teil seines Körpers weh. Nicht so schlimm, wie es morgen wehtun wird; am dritten Tag werden die Prellungen sichtbar und man muss die Fragen der Leute beantworten, die wissen wollen, woher man sie hat. Aber bis dahin wird er weit weg sein und vermutlich wird niemand Auskunft verlangen, weil ihn niemand kennt oder sich Gedanken um ihn macht. Die Leute werden denken, dass es normal bei ihm ist, die Spuren einer Prügelei im Gesicht zu tragen.
Er nimmt das Geld. Er sagt: »Hwyl, Morgan Williams. Diolch am yr arian.« Danke für das Geld. »Gofalwch am Katheryn. Gofalwch am eich busnes. Wela i chi eto rhywbryd. Pob lwc.« Kümmere dich um meine Schwester. Kümmere dich um dein Geschäft. Irgendwann sehen wir uns wieder.
Morgan Williams starrt ihn an.
Er grinst beinahe, würde es tun, wenn sein Gesicht nicht davon aufreißen würde. All die Tage, die er damit verbracht hat, in den verschiedenen Haushalten der Williamsens herumzulungern: Haben sie etwa
geglaubt, er sei nur wegen des Essens gekommen?
»Pob lwc«, sagt Morgan langsam. Viel Glück.
Er sagt: »Ist es gut, wenn ich den Fluss entlanglaufe?«
»Wo willst du denn hin?«
»Zum Meer.«
Einen Augenblick sieht Morgan Williams traurig aus, weil es so weit gekommen ist. Er sagt: »Wirst du es schaffen, Tom? Ich sage dir, wenn Bella kommt und nach dir sucht, schicke ich sie nicht hungrig nach Hause. Kat wird ihr eine Pastete geben.«
Er muss sich das Geld gut einteilen. Er könnte den Weg flussabwärts zurücklegen; aber er hat Angst, dass er gesehen wird und Walter ihn dann mit Hilfe seiner Freunde und Kontakte erwischt; Männer, die alles tun würden, wenn sie dafür etwas zu trinken bekommen. Zuerst denkt er daran, sich auf eines der Schmugglerschiffe zu stehlen, die in Barking oder Tilbury ablegen. Aber dann denkt er, in Frankreich, da haben sie Kriege. Ein paar Leute, mit denen er spricht - er kommt leicht mit Fremden ins Gespräch -, sind derselben Meinung. Also Dover. Er macht sich auf den Weg.
Wenn man dabei hilft, einen Wagen zu beladen, wird man mitgenommen, meistens jedenfalls. Es gibt ihm zu denken, wie ungeschickt sich die Leute beim Beladen von Wagen anstellen. Es gibt tatsächlich Männer, die versuchen, mit einer breiten Holztruhe geradewegs durch eine enge Toreinfahrt zu kommen. Eine einfache Drehung des Gegenstands kann eine Menge Probleme lösen. Und dann Pferde: Er hat immer mit Pferden zu tun gehabt, auch mit scheuen Pferden, denn wenn Walter am Morgen nicht die Folgen des starken Gebräus ausschlief, das ihm selbst und seinen Freunden vorbehalten war, wandte er sich seinem zweiten Gewerbe zu, dem des Hufschmieds; und ob es nun sein fauler Atem war oder seine laute Stimme oder generell seine Vorgehensweise, selbst Pferde, die gut zu beschlagen waren, begannen den Kopf hochzuwerfen und vor der Hitze zurückzuweichen. Wenn Walter ihre Hufe festhielt, zitterten sie; seine Aufgabe war es, ihren Kopf zu halten und mit ihnen zu sprechen, die samtige Stelle zwischen ihren Ohren zu streicheln, ihnen zu erzählen, dass ihre Mütter sie lieben und immer noch über sie sprechen und dass Walter bald vorbei sein wird.
Etwa einen Tag lang isst er nichts; es tut zu weh. Aber als er in Dover ankommt, hat sich die tiefe Schnittwunde auf seinem Kopf geschlossen, und er vertraut darauf, dass sich die empfindlichen Teile in seinem Inneren selbst geheilt haben: Nieren, Lunge und Herz.
Die Art, wie die Leute ihn ansehen, verrät ihm, dass er immer noch Prellungen im Gesicht hat. Morgan Williams hatte noch eine Inventur gemacht, bevor er aufbrach: die Zähne (wie durch ein Wunder) noch vorhanden, und zwei Augen, die wie durch ein Wunder sehen konnten. Zwei Arme, zwei Beine: Was willst du mehr?
Er läuft im Hafen umher und fragt die Leute: Wisst ihr, wo gerade Krieg herrscht?
Jeder Mann, den er fragt, starrt ihn an, tritt zurück und sagt: »Das frage ich dich!«
Darüber freuen sie sich so, sie lachen so herzlich über ihren Witz, dass er mit seinen Fragen fortfährt, nur um den Leuten eine Freude zu machen.
Erstaunt stellt er fest, dass er Dover reicher verlassen wird, als er dort angekommen ist. Er hat einen Mann beim Drei-Karten-Trick beobachtet, und als er ihn beherrschte, ist er selbst in das Geschäft eingestiegen. Weil er jung ist, bleiben die Leute stehen und versuchen ihr Glück. Vergeblich.
Er verrechnet, was er hat und was er ausgegeben hat. Abzüglich einer kleinen Summe für ein kurzes Zusammentreffen mit einem Freudenmädchen. Etwas, das man in Putney, Wimbledon oder Mortlake nicht tun könnte. Nicht ohne dass die Familie Williams davon erfahren und auf Walisisch darüber reden würde.
Er sieht drei ältere Niederländer mit ihren Bündeln kämpfen und geht hinüber, um zu helfen. Die Pakete sind weich und unförmig, Muster von Wollstoffen. Ein Hafenbeamter macht ihnen Schwierigkeiten wegen ihrer Dokumente und schreit sie an. Er lümmelt hinter dem Mann herum, tut so, als sei er ein holländischer Tölpel, und zeigt den Kaufleuten durch Hochhalten seiner Finger, was er für eine angemessene Bestechungssumme hält. »Bitte«, sagte einer von ihnen in fehlerhaftem Englisch zu dem Mann, »könnten Sie mir diese englischen Münzen abnehmen? Ich benötige sie nicht mehr.« Plötzlich strahlt der Hafenbeamte über das ganze Gesicht. Auch die Niederländer strahlen über das ganze Gesicht; sie hätten viel mehr gezahlt. Als sie an Bord gehen, sagen sie: »Der Junge gehört zu uns.«
Während sie aufs Ablegen warten, fragen sie ihn, wie alt er sei. Er sagt: achtzehn, aber sie lachen und sagen: Kind, das bist du nie. Er bietet ihnen fünfzehn Jahre an, sie beraten sich und beschließen, dass fünfzehn in Ordnung geht; sie glauben, dass er jünger ist, wollen ihn aber nicht beschämen. Sie fragen, was mit seinem Gesicht passiert ist. Er könnte verschiedene Dinge erzählen, aber er entscheidet sich für die Wahrheit. Er möchte nicht, dass sie denken, er sei ein gescheiterter Dieb. Sie besprechen die Sache, und derjenige, der übersetzen kann, wendet sich an ihn: »Wir meinen, dass die Engländer grausam zu ihren Kindern sind. Und kaltherzig. Das Kind muss aufstehen, wenn sein Vater in den Raum kommt. Immer soll das Kind ganz korrekt sagen: ›mein Vater, Sir‹ und ›Madam, meine Mutter‹.«
Er ist erstaunt. Gibt es Menschen auf der Welt, die ihre Kinder nicht grausam behandeln? Zum ersten Mal hebt sich die Last auf seiner Brust ein wenig; er denkt, es könnte andere Orte geben, bessere. Er spricht; er erzählt ihnen von Bella, sie schauen mitleidig und sagen nichts Dummes wie: Du kannst doch einen anderen Hund haben. Er erzählt ihnen vom Pegasus und vom Brauhaus seines Vaters und dass Walter mindestens zweimal pro Jahr eine Geldstrafe für schlechtes Bier bekommt. Er erzählt ihnen, dass er auch Geldstrafen für den Diebstahl von Holz bekommt, weil er die Bäume anderer Leute fällt, und von den zu vielen Schafen, die er auf dem Anger grasen lässt. Das interessiert sie; sie zeigen ihm die Wollmuster und diskutieren ihr Gewicht und die Webart, wenden sich von Zeit zu Zeit an ihn, um ihn ins Gespräch einzubeziehen und ihm etwas beizubringen. Im Allgemeinen halten sie nicht allzu viel von den fertigen englischen Stoffen, obwohl diese Muster ihre Einstellung ändern könnten ... Er verliert den Faden, als sie versuchen zu erklären, warum sie nach Calais reisen, und über verschiedene Leute sprechen, die sie dort kennen.
Er erzählt ihnen von der Schmiede seines Vaters, und derjenige, der Englisch spricht, fragt interessiert: Kannst du ein Hufeisen herstellen? Er zeigt ihnen pantomimisch, wie das ist: heißes Metall und ein übellauniger Vater auf engem Raum. Sie lachen; sie mögen es, wenn er eine Geschichte erzählt. Er sei ein guter Redner, sagt einer von ihnen. Bevor sie anlegen, wird der Schweigsamste von ihnen aufstehen und eine seltsam formelle Rede halten; der eine wird dazu nicken, und der andere wird sie übersetzen. »Wir sind drei Brüder. Das ist unsere Straße. Wenn du je in unsere Stadt kommst, gibt es dort ein Bett und ein Feuer und Essen für dich.«
Lebt wohl, wird er zu ihnen sagen. Lebt wohl und viel Glück im Leben. Hwyl, Tuchhändler. Gofalwch eich busnes. Er wird nicht rasten, bis er auf einen Krieg stößt.
Das Wetter ist kalt, aber die See ist ruhig. Kat hat ihm ein geweihtes Amulett gegeben. Er hat es sich mit einer Schnur um den Hals gehängt. Kalt liegt es auf der Haut an seiner Kehle. Er entknotet die Schnur. Er berührt das Amulett mit den Lippen, das soll ihm Glück bringen. Er lässt es fallen; es gleitet ins Wasser. Er wird sich an den ersten Anblick der offenen See erinnern: eine graue, zerknitterte Weite wie das Überbleibsel eines Traums.
Copyright © 2010 für die deutsche Ausgabe: DuMont Buchverlag, Köln
Aber die Kälte schlägt zu, bloß an einer einzigen Stelle: bloß an seinem Jochbein, das auf den Kopfsteinen ruht.
»Jetzt guck mal, guck mal«, brüllt Walter. Er hüpft auf einem Fuß herum, als würde er tanzen. »Guck mal, was passiert ist. Mein Stiefel ist aufgeplatzt, als ich dir gegen den Kopf getreten habe.«
Zoll um Zoll. Zoll um Zoll vorwärts. Soll er dich doch Aal oder Wurm oder Schlange nennen. Kopf nach unten, provozier ihn nicht. Seine Nase ist mit Blut verstopft, und er muss durch den Mund atmen. Die kurze Ablenkung seines Vaters, der über den Verlust seines guten Stiefels wütet, verschafft ihm eine Atempause, in der er sich erbrechen kann. »So ist es richtig«, ruft Walter. »Spuck nur überall hin.« Spuck überall hin, auf meine guten Kopfsteine. »Komm schon, Junge, steh auf. Lass sehen, wie du aufstehst. Beim Blut des kriechenden Jesus, komm auf die Füße.«
Kriechender Jesus?, denkt er. Was meint er damit? Sein Kopf neigt sich zur Seite, sein Haar liegt in seinem eigenen Erbrochenen, der Hund bellt, Walter brüllt, und Glockenläuten schallt über das Wasser. Er spürt eine leichte Bewegung, als sei der schmutzige Boden zur Themse geworden. Es schwankt unter ihm; er atmet aus, ein schweres letztes Keuchen. Jetzt hast du es endlich geschafft, sagt eine Stimme zu Walter. Aber er schließt die Ohren, oder Gott schließt sie für ihn. Eine tiefe schwarze Strömung zieht ihn flussabwärts.
Das Nächste, was er weiß: Es ist beinahe Mittag und er lehnt in der Tür des Pegasus the Flying Horse. Seine Schwester Kat kommt mit einem Brett voller warmer Pasteten in der Hand aus der Küche. Als sie ihn sieht, lässt sie es beinahe fallen. Bestürzt öffnet sie den Mund. »Wie siehst du denn aus?«
»Kat, schrei nicht so, das tut weh.«
Sie schreit nach ihrem Mann: »Morgan Williams!« Sie dreht sich um die eigene Achse, ihr Blick wandert wild umher, das Gesicht gerötet von der Hitze des Ofens. »Nehmt mir das Tablett ab, in Gottes Namen, wo seid ihr alle?«
Er zittert von Kopf bis Fuß, genau wie Bella, als sie damals vom Boot gefallen ist.
Ein Mädchen kommt gerannt. »Der Herr ist in die Stadt gegangen.«
»Das weiß ich, Dummkopf.« Beim Anblick ihres Bruders hatte sie es vergessen. Sie drückt dem Mädchen das Tablett mit den Pasteten in die Hand. »Wenn du sie irgendwo hinstellst, wo die Katze rankommt, kriegst du Ohrfeigen, bis du Sterne siehst.« Als sie die Hände frei hat, faltet sie sie kurz zu einem heftigen Gebet. »Hast du dich wieder geprügelt, oder war es dein Vater?«
Ja, sagt er und nickt dabei so heftig, dass Blutstropfen aus seiner Nase schießen. Ja, er zeigt auf sich selbst, als wolle er sagen: Walter war hier. Kat ruft nach einer Schüssel, nach Wasser, nach Wasser in einer Schüssel, nach einem Lappen, nach dem Teufel, der sofort kommen und seinen Diener Walter holen soll. »Setz dich hin, bevor du hinfällst.« Er versucht zu erklären, dass er gerade aufgestanden ist. Weg vom Hof. Es kann eine Stunde her sein, es kann auch einen Tag her sein, und soviel er weiß, könnte heute auch morgen sein; aber wenn er einen Tag dort gelegen hätte, wäre Walter sicher gekommen und hätte ihn umgebracht, weil er im Weg gewesen wäre. Oder es hätte sich etwas Schorf auf seinen Wunden gebildet und inzwischen hätte er überall Schmerzen und wäre fast zu steif, um sich zu bewegen; aus eingehender Bekanntschaft mit Walters Fäusten und Stiefeln weiß er, dass der zweite Tag schlimmer sein kann als der erste. »Setz dich. Sprich nicht«, sagt Kat.
Als die Schüssel kommt, beugt sie sich über ihn und macht sich an die Arbeit, betupft sein geschlossenes Auge, bearbeitet in kleinen Kreisen seinen Haaransatz. Sie atmet stoßweise und ihre freie Hand liegt auf seiner Schulter. Leise flucht sie vor sich hin, ab und zu schluchzt sie auf, reibt seinen Nacken und flüstert dabei: »Schon gut, ganz ruhig, schon gut«, als wäre er es, der weint, obwohl er es nicht tut. Er hat das Gefühl zu schweben und sie brächte ihn auf die Erde zurück; er würde gerne seine Arme um sie legen und sein Gesicht in ihre Schürze und sich dort ausruhen, während er auf ihren Herzschlag lauschte. Aber er will sie nicht schmutzig machen, sie überall mit Blut beschmieren.
Als Morgan Williams zurückkommt, trägt er seinen guten Stadtrock. Er sieht walisisch und kämpferisch aus; es ist offensichtlich, dass er schon weiß, was passiert ist. Er stellt sich neben Kat, sieht auf ihn hinab, einen Augenblick sprachlos, und sagt dann: »Sieh her!« Er macht eine Faust und stößt sie dreimal in die Luft. »Das!«, sagt er. »Das würde er bekommen. Walter. Das würde er bekommen. Von mir.«
»Tritt einen Schritt zurück«, rät ihm Kat. »Oder willst du Teile von Thomas auf deine Londonjacke kriegen?«
Das will er nicht. Er weicht zurück. »Mir ist das egal, aber sieh dich mal an, Junge. In einem ehrlichen Kampf könntest du dieses Tier zum Krüppel machen.«
»Es ist aber kein ehrlicher Kampf«, sagt Kat. »Er schleicht sich nämlich von hinten an, stimmt's, Thomas? Und hat etwas in der Hand.«
»Sieht in diesem Fall nach einer Glasflasche aus«, sagt Morgan Williams. »War es eine Flasche?«
Er schüttelt den Kopf. Seine Nase blutet wieder.
»Tu das nicht, Bruder«, sagt Kat. Ihre ganze Hand ist voller Blut; sie wischt es an ihrer Schürze ab. Was für eine Schweinerei, er hätte ebenso gut seinen Kopf hineinlegen können.
»Ich vermute, du hast es nicht gesehen?«, sagt Morgan. »Was genau er in der Hand hatte?«
»Das ist der Witz dabei, sich von hinten anzuschleichen«, sagt Kat. »An dir ist wirklich ein Friedensrichter verloren gegangen. Hör zu, Morgan, soll ich dir was über meinen Vater erzählen? Er greift sich, was immer gerade herumliegt. Manchmal ist es eine Flasche, das stimmt. Ich habe gesehen, wie er meine Mutter damit geschlagen hat. Sogar unsere kleine Bet, ich habe gesehen, wie er ihr eine Flasche über den Kopf gezogen hat. Aber ich habe es auch mal nicht gesehen, wenn er es tat, und das war schlimmer, weil ich nämlich diejenige war, die umgehauen werden sollte.«
»Ich frage mich, wo ich da eingeheiratet habe«, sagt Morgan Williams.
Aber das ist nur Gerede von Morgan; manche Männer schniefen ständig, manche Frauen haben Kopfweh, und Morgan muss sich immer diese Fragen stellen. Der Junge hört nicht auf ihn; er denkt, wenn mein Vater das mit meiner Mutter gemacht hat, die schon so lange tot ist, hat er sie vielleicht umgebracht? Nein, dafür hätte man ihn sicher zur Verantwortung gezogen; Putney ist gesetzlos, aber mit Mord kommt man nicht durch. Kat ist, was er anstelle einer Mutter hat: Sie weint für ihn und reibt seinen Nacken.
Er schließt die Augen, um sein linkes Auge dem rechten anzugleichen; er versucht beide zu öffnen. »Kat«, sagt er, »darunter habe ich doch ein Auge? Ich kann nämlich nichts sehen.« Ja, ja, ja, sagt sie, während Morgan Williams mit seiner Untersuchung der Fakten fortfährt und sich für einen harten, einigermaßen schweren, scharfen Gegenstand entscheidet, aber wahrscheinlich keine zerbrochene Flasche, denn in diesem Fall hätte Thomas ihre gezackte Kante gesehen, bevor Walter seine Braue aufgeschlitzt hat, um ihm das Auge auszustechen. Er hört, wie Morgan seine Theorie entwickelt, und würde gerne über den Stiefel sprechen, über den Knoten, den Knoten im Zwirn, aber die Anstrengung, den Mund zu bewegen, scheint in keinem Verhältnis zum Ertrag zu stehen. Im Großen und Ganzen stimmt er Morgans Schlussfolgerung zu; er versucht, mit den Achseln zu zucken, aber es schmerzt zu sehr, und er fühlt sich so zermalmt und zerrissen, dass er sich fragt, ob sein Hals gebrochen ist.
»Überhaupt«, sagt Kat, »was hast du getan, Tom, um ihn so in Fahrt zu bringen? Normalerweise schlägt er erst abends zu, jedenfalls, wenn es keinen Grund gibt.«
»Ja«, sagt Morgan Williams, »gab es einen Grund?«
»Gestern. Ich habe mich geprügelt.«
»Du hast dich gestern geprügelt? Mit wem, in Gottes Namen?«
»Ich weiß es nicht.« Der Name ist ihm zusammen mit dem Grund entfallen, aber sein Kopf fühlt sich an, als hätte er beim Verschwinden einen zersplitterten Knochen aus seinem Schädel entfernt. Er berührt seine Kopfhaut - vorsichtig. Flasche? Möglich.
»Ach«, sagt Kat, »sie prügeln sich immer. Jungen. Unten am Fluss.«
»Ich möchte nur sicher sein, dass ich das richtig verstehe«, sagt Morgan. »Gestern kommt er nach Hause, seine Kleider sind zerrissen und seine Fingerknöchel aufgeschürft, und sein alter Herr sagt, was ist das, hast du dich geprügelt? Er wartet einen Tag, dann zieht er ihm eine Flasche über den Kopf. Danach stößt er ihn im Hof zu Boden, versetzt ihm überall Fußtritte, schlägt ihn mit einem Holzbrett, das griffbereit daliegt ...«
»Hat er das getan?«
»Es hat sich in der ganzen Gemeinde herumgesprochen! Sie waren alle schon am Kai versammelt, um es mir zu erzählen, sie haben es mir zugerufen, bevor das Boot festgemacht hat. Morgan Williams, hör mal, der Vater deiner Frau hat Thomas geschlagen, und Thomas ist sterbend zum Haus seiner Schwester gekrochen, sie haben den Priester gerufen ... Hast du den Priester gerufen?«
»Ach, ihr Williamsens!«, sagt Kat. »Ihr glaubt, ihr seid wichtige Leute hier. Die Leute treten an, um euch alles zu erzählen. Aber warum machen sie das? Weil ihr einfach alles glaubt.«
»Aber es stimmt!«, ruft Morgan. »So gut wie! Nicht? Wenn du den Priester weglässt. Und dass er noch nicht tot ist.«
»Du wirst mit Sicherheit noch Friedensrichter«, sagt Kat, »so scharfsinnig, wie du den Unterschied zwischen einer Leiche und meinem Bruder feststellst.«
»Wenn ich Friedensrichter bin, lasse ich deinen Vater in den Stock legen. Eine Geldstrafe? Das reicht nicht. Welchen Sinn hat das schon, wenn derjenige dann einfach loszieht und sich die Münzen im selben Wert von einem Unschuldigen erschwindelt oder sie ihm raubt, wenn er zufällig seinen Weg kreuzt.«
Er stöhnt: versucht, dabei nicht zu stören.
»Schon gut, schon gut«, flüstert Kat.
»Ich würde sagen, die Richter haben die Nase voll«, sagt Morgan. »Wenn er sein Ale nicht verwässert, lässt er illegal Tiere auf dem Anger laufen, wenn er den Anger nicht plündert, greift er einen Gesetzeshüter an, wenn er nicht betrunken ist, ist er stockbetrunken, und wenn er nicht vor seiner Zeit stirbt, gibt es keine Gerechtigkeit auf dieser Welt.«
»Fertig?«, sagt Kat. Sie wendet sich ihm wieder zu. »Tom, du bleibst jetzt besser bei uns. Morgan Williams, was sagst du? Er taugt für die schwere Arbeit, wenn es ihm wieder besser geht. Er kann die Zahlen für dich machen, er kann addieren und ... wie heißt das andere? Schon gut, lach mich nicht aus, was meinst du, wie viel Zeit ich dazu hatte, rechnen zu lernen, mit so einem Vater? Dass ich meinen Namen schreiben kann, verdanke ich unserem Tom hier. Er hat es mir beigebracht.«
»Das wird ihm nicht«, sagt er. »Gefallen.« Nur das bringt er zustande: kurze, einfache Aussagen.
»Gefallen? Er sollte sich schämen«, sagt Morgan.
Kat sagt: »Das Schämen hat Gott ausgelassen, als er meinen Vater gemacht hat.«
Er sagt: »Weil. Nur eine Meile entfernt. Er kann leicht.«
»Auf dich losgehen? Soll er nur!« Morgan führt noch einmal seine Faust vor: seinen kleinen nervösen walisischen Faustschlag.
Nachdem Kat ihn versorgt hatte und Morgan Williams mit seiner Prahlerei und der Rekonstruktion des Angriffs fertig war, legte er sich eine Stunde oder zwei hin, um sich zu erholen. In der Zeit kam Walter mit ein paar Bekannten vorbei, und ein gewisses Maß an Geschrei und Tritten gegen Türen ertönte, obwohl es nur gedämpft zu ihm heraufdrang und er glaubte, es vielleicht nur geträumt zu haben. Nun fragt er sich, was soll ich tun, ich kann nicht in Putney bleiben. Zum Teil, weil seine Erinnerung an die Prügelei von vorgestern zurückkehrt, und er meint, dass ein Messer im Spiel gewesen sein könnte; und wer immer es auch abbekommen hat, er war es nicht; heißt das, dass er selbst es benutzte? All das ist ihm unklar. Klar ist jedoch seine Meinung zu Walter: Ich habe genug davon. Wenn er mich noch einmal angreift, töte ich ihn, und wenn ich ihn töte, hängen sie mich auf, und wenn sie mich hängen, dann will ich einen besseren Grund dafür haben.
Von unten ihre Stimmen, mal lauter, mal leiser. Er kann nicht jedes Wort verstehen. Morgan sagt: Er hat alle Brücken hinter sich abgebrochen. Kat bereut ihr Angebot, die Arbeit als Schankhilfe, Mädchen für alles und Rausschmeißer, denn, wie Morgan sagt: »Walter wird immer hier vorbeikommen, oder? Und dann: ›Wo ist Tom, schick ihn nach Hause, wer hat denn den verdammten Priester bezahlt, der ihm Lesen und Schreiben beigebracht hat, ich war's, und du erntest jetzt den verdammten Lohn, du lauchfressende Schlampe.‹«
Er kommt nach unten. Morgan sagt fröhlich: »Du siehst gut aus, in Anbetracht der Umstände.«
Die Wahrheit über Morgan Williams ist - und er mag ihn deshalb um keinen Deut weniger -, die Wahrheit ist: Diese Absicht, seinen Schwiegervater eines Tages zusammenzuschlagen, gibt es bloß in seinem Kopf. In Wirklichkeit hat er genauso viel Angst vor Walter wie eine ganze Menge anderer Leute in Putney - und, um genau zu sein, in Mortlake und Wimbledon.
Er sagt: »Ich mach mich dann mal auf den Weg.«
Kat sagt: »Du musst heute Nacht hierbleiben. Du weißt, dass der zweite Tag am schlimmsten ist.«
»Wen wird er schlagen, wenn ich weg bin?«
»Nicht unser Problem«, sagt Kat. »Bet ist verheiratet und raus aus der ganzen Sache, Gott sei Dank.«
Morgan Williams sagt: »Wenn Walter mein Vater wäre, würde ich abhauen, sage ich dir.« Er wartet. »Zufällig haben wir etwas Bargeld da.«
Eine Pause.
»Ich zahle es zurück.«
Morgan sagt lachend, erleichtert: »Und wie willst du das anstellen, Tom?«
Er weiß es nicht. Das Atmen fällt ihm schwer, aber das hat nichts zu sagen, es ist nur das geronnene Blut in seiner Nase. Sie scheint nicht gebrochen zu sein; prüfend betastet er sie, und Kat sagt: Vorsicht, das hier ist eine saubere Schürze. Ein gequältes Lächeln zeigt sich auf ihrem Gesicht, sie will nicht, dass er geht, aber sie wird Morgan Williams nicht widersprechen, oder etwa doch? Die Williamsens sind wichtige Leute in Putney, in Wimbledon. Morgan vergöttert sie; er erinnert sie stets daran, dass sie Mädchen hat, die sich ums Backen und Brauen kümmern, warum setzt sie sich nicht oben hin, näht wie eine Dame und betet für seinen Erfolg, wenn er nach London geht, um in seinem Stadtrock Geschäfte zu machen? Zweimal am Tag könnte sie in einem guten Kleid durchs Pegasus rauschen und die Dinge richten, die nicht in Ordnung sind: Das ist Morgans Vorstellung. Und obwohl sie, soweit er das sehen kann, genauso hart arbeitet, wie sie es seit ihrer Kindheit immer getan hat, findet sie anscheinend doch Gefallen daran, wenn Morgan sie ermahnt, sich hinzusetzen und eine Dame zu sein.
»Ich zahle es zurück«, sagt er. »Vielleicht werde ich Soldat. Ich könnte euch einen Teil meines Lohnes schicken, und eventuell bekomme ich Kriegsbeute.«
Morgan sagt: »Aber es gibt keinen Krieg.«
»Irgendwo wird es einen geben«, sagt Kat.
»Oder ich könnte Schiffsjunge werden. Aber Bella, wisst ihr - meint ihr, ich sollte zurückgehen und sie holen? Sie hat gejault. Er hatte sie weggesperrt.«
»Damit sie ihm nicht in die Zehen beißt?«, sagt Morgan. Er macht sich lustig über Bella.
»Ich würde sie gerne mitnehmen.«
»Ich habe schon von Schiffskatzen gehört. Aber nicht von Schiffshunden. «
»Sie ist sehr klein.«
»Sie geht nicht als Katze durch«, lacht Morgan. »Außerdem bist du sowieso zu groß für einen Schiffsjungen. Sie müssen in die Takelage klettern wie kleine Affen - hast du je einen Affen gesehen, Tom? Soldat ist eher was für dich. Sei ehrlich: wie der Vater, so der Sohn - du hast nicht hinten gestanden, als Gott die Fäuste verteilt hat.«
»Also«, sagt Kat. »Mal sehen, ob wir das richtig verstehen. Eines Tages zieht mein Bruder Tom los und prügelt sich. Als Strafe schleicht sich sein Vater von hinten an ihn an und schlägt ihn womit auch immer, das aber jedenfalls schwer und vermutlich scharf ist, und dann, als er hinfällt, sticht er ihm fast das Auge aus, gibt sich große Mühe, ihm in die Rippen zu treten, prügelt ihn mit einem Brett, das gerade zur Hand ist, zerschlägt ihm das Gesicht, sodass ich ihn kaum erkennen würde, wäre ich nicht seine leibliche Schwester: Und mein Ehemann sagt, die Lösung ist, Soldat zu werden, Thomas, zieh los und finde jemanden, den du nicht kennst, stich ihm sein Auge aus, tritt ihm in die Rippen, töte ihn sogar und lass dich dafür bezahlen.«
»Ist doch besser«, sagt Morgan, »als sich am Fluss zu prügeln, wovon niemand etwas hat. Sieh ihn dir an - wenn es nach mir ginge, würde ich einen Krieg ausrufen, nur um ihn anzustellen.«
Morgan zieht seinen Geldbeutel heraus. Er legt Münzen hin: klimper, klimper, klimper - verführerisch langsam.
Er berührt sein Jochbein. Es ist geprellt, intakt: aber so kalt.
»Hör zu«, sagt Kat, »wir sind hier aufgewachsen, bestimmt gibt es Leute, die Tom helfen würden ...«
Morgan wirft ihr einen Blick zu. Der sagt sehr deutlich: Glaubst du wirklich, dass es viele Leute gibt, die es sich mit Walter Cromwell verderben wollen? Die wollen, dass er ihnen die Tür eintritt? Und sie sagt, als hätte er seinen Gedanken laut ausgesprochen: »Nein. Vielleicht nicht. Vielleicht, Tom, wäre es wirklich am besten, meinst du nicht auch?«
Er steht auf. Sie sagt: »Morgan, sieh ihn dir an. Er sollte nicht heute Abend aufbrechen.«
»Sollte ich doch. In einer Stunde hat er einen sitzen, und dann kommt er wieder. Er würde sogar das Haus in Brand stecken, wenn er glaubt, ich bin drin.«
»Hast du alles, was du für die Reise brauchst?«
Er möchte sich zu Kat umdrehen und sagen: nein.
Aber sie hat ihr Gesicht abgewendet, und sie weint. Sie weint nicht um ihn, denn niemand, glaubt er, wird je um ihn weinen, dazu hat Gott ihn nicht geschaffen. Sie weint um ihreVorstellung davon, wie das Leben sein sollte: Sonntags nach der Kirche, alle Schwestern, Schwägerinnen, Ehefrauen küssen und umarmen sich, geben den eigenen und den Kindern der anderen Klapse und streicheln zugleich liebevoll ihre kleinen runden Köpfe, die Frauen vergleichen ihre Babys und reichen sie herum, und die Männer finden sich zusammen und reden über die Geschäfte, Wolle, Garn, Stoffbahnen, Schiffsladungen, die verdammten Flamen, Fischereirechte, Bierbrauen, Jahresumsatz, ein guter Tipp zur rechten Zeit, eine Hand wäscht die andere, eine kleine Vergünstigung, ein kleiner Vorschuss, mein Anwalt sagt ... So sollte es sein, wenn man mit Morgan Williams verheiratet ist, die Williamsens sind schließlich eine wichtige Familie in Putney ... Aber es ist nie so gekommen. Walter hat alles verdorben.
Vorsichtig, steif richtet er sich auf. Inzwischen tut ihm jeder Teil seines Körpers weh. Nicht so schlimm, wie es morgen wehtun wird; am dritten Tag werden die Prellungen sichtbar und man muss die Fragen der Leute beantworten, die wissen wollen, woher man sie hat. Aber bis dahin wird er weit weg sein und vermutlich wird niemand Auskunft verlangen, weil ihn niemand kennt oder sich Gedanken um ihn macht. Die Leute werden denken, dass es normal bei ihm ist, die Spuren einer Prügelei im Gesicht zu tragen.
Er nimmt das Geld. Er sagt: »Hwyl, Morgan Williams. Diolch am yr arian.« Danke für das Geld. »Gofalwch am Katheryn. Gofalwch am eich busnes. Wela i chi eto rhywbryd. Pob lwc.« Kümmere dich um meine Schwester. Kümmere dich um dein Geschäft. Irgendwann sehen wir uns wieder.
Morgan Williams starrt ihn an.
Er grinst beinahe, würde es tun, wenn sein Gesicht nicht davon aufreißen würde. All die Tage, die er damit verbracht hat, in den verschiedenen Haushalten der Williamsens herumzulungern: Haben sie etwa
geglaubt, er sei nur wegen des Essens gekommen?
»Pob lwc«, sagt Morgan langsam. Viel Glück.
Er sagt: »Ist es gut, wenn ich den Fluss entlanglaufe?«
»Wo willst du denn hin?«
»Zum Meer.«
Einen Augenblick sieht Morgan Williams traurig aus, weil es so weit gekommen ist. Er sagt: »Wirst du es schaffen, Tom? Ich sage dir, wenn Bella kommt und nach dir sucht, schicke ich sie nicht hungrig nach Hause. Kat wird ihr eine Pastete geben.«
Er muss sich das Geld gut einteilen. Er könnte den Weg flussabwärts zurücklegen; aber er hat Angst, dass er gesehen wird und Walter ihn dann mit Hilfe seiner Freunde und Kontakte erwischt; Männer, die alles tun würden, wenn sie dafür etwas zu trinken bekommen. Zuerst denkt er daran, sich auf eines der Schmugglerschiffe zu stehlen, die in Barking oder Tilbury ablegen. Aber dann denkt er, in Frankreich, da haben sie Kriege. Ein paar Leute, mit denen er spricht - er kommt leicht mit Fremden ins Gespräch -, sind derselben Meinung. Also Dover. Er macht sich auf den Weg.
Wenn man dabei hilft, einen Wagen zu beladen, wird man mitgenommen, meistens jedenfalls. Es gibt ihm zu denken, wie ungeschickt sich die Leute beim Beladen von Wagen anstellen. Es gibt tatsächlich Männer, die versuchen, mit einer breiten Holztruhe geradewegs durch eine enge Toreinfahrt zu kommen. Eine einfache Drehung des Gegenstands kann eine Menge Probleme lösen. Und dann Pferde: Er hat immer mit Pferden zu tun gehabt, auch mit scheuen Pferden, denn wenn Walter am Morgen nicht die Folgen des starken Gebräus ausschlief, das ihm selbst und seinen Freunden vorbehalten war, wandte er sich seinem zweiten Gewerbe zu, dem des Hufschmieds; und ob es nun sein fauler Atem war oder seine laute Stimme oder generell seine Vorgehensweise, selbst Pferde, die gut zu beschlagen waren, begannen den Kopf hochzuwerfen und vor der Hitze zurückzuweichen. Wenn Walter ihre Hufe festhielt, zitterten sie; seine Aufgabe war es, ihren Kopf zu halten und mit ihnen zu sprechen, die samtige Stelle zwischen ihren Ohren zu streicheln, ihnen zu erzählen, dass ihre Mütter sie lieben und immer noch über sie sprechen und dass Walter bald vorbei sein wird.
Etwa einen Tag lang isst er nichts; es tut zu weh. Aber als er in Dover ankommt, hat sich die tiefe Schnittwunde auf seinem Kopf geschlossen, und er vertraut darauf, dass sich die empfindlichen Teile in seinem Inneren selbst geheilt haben: Nieren, Lunge und Herz.
Die Art, wie die Leute ihn ansehen, verrät ihm, dass er immer noch Prellungen im Gesicht hat. Morgan Williams hatte noch eine Inventur gemacht, bevor er aufbrach: die Zähne (wie durch ein Wunder) noch vorhanden, und zwei Augen, die wie durch ein Wunder sehen konnten. Zwei Arme, zwei Beine: Was willst du mehr?
Er läuft im Hafen umher und fragt die Leute: Wisst ihr, wo gerade Krieg herrscht?
Jeder Mann, den er fragt, starrt ihn an, tritt zurück und sagt: »Das frage ich dich!«
Darüber freuen sie sich so, sie lachen so herzlich über ihren Witz, dass er mit seinen Fragen fortfährt, nur um den Leuten eine Freude zu machen.
Erstaunt stellt er fest, dass er Dover reicher verlassen wird, als er dort angekommen ist. Er hat einen Mann beim Drei-Karten-Trick beobachtet, und als er ihn beherrschte, ist er selbst in das Geschäft eingestiegen. Weil er jung ist, bleiben die Leute stehen und versuchen ihr Glück. Vergeblich.
Er verrechnet, was er hat und was er ausgegeben hat. Abzüglich einer kleinen Summe für ein kurzes Zusammentreffen mit einem Freudenmädchen. Etwas, das man in Putney, Wimbledon oder Mortlake nicht tun könnte. Nicht ohne dass die Familie Williams davon erfahren und auf Walisisch darüber reden würde.
Er sieht drei ältere Niederländer mit ihren Bündeln kämpfen und geht hinüber, um zu helfen. Die Pakete sind weich und unförmig, Muster von Wollstoffen. Ein Hafenbeamter macht ihnen Schwierigkeiten wegen ihrer Dokumente und schreit sie an. Er lümmelt hinter dem Mann herum, tut so, als sei er ein holländischer Tölpel, und zeigt den Kaufleuten durch Hochhalten seiner Finger, was er für eine angemessene Bestechungssumme hält. »Bitte«, sagte einer von ihnen in fehlerhaftem Englisch zu dem Mann, »könnten Sie mir diese englischen Münzen abnehmen? Ich benötige sie nicht mehr.« Plötzlich strahlt der Hafenbeamte über das ganze Gesicht. Auch die Niederländer strahlen über das ganze Gesicht; sie hätten viel mehr gezahlt. Als sie an Bord gehen, sagen sie: »Der Junge gehört zu uns.«
Während sie aufs Ablegen warten, fragen sie ihn, wie alt er sei. Er sagt: achtzehn, aber sie lachen und sagen: Kind, das bist du nie. Er bietet ihnen fünfzehn Jahre an, sie beraten sich und beschließen, dass fünfzehn in Ordnung geht; sie glauben, dass er jünger ist, wollen ihn aber nicht beschämen. Sie fragen, was mit seinem Gesicht passiert ist. Er könnte verschiedene Dinge erzählen, aber er entscheidet sich für die Wahrheit. Er möchte nicht, dass sie denken, er sei ein gescheiterter Dieb. Sie besprechen die Sache, und derjenige, der übersetzen kann, wendet sich an ihn: »Wir meinen, dass die Engländer grausam zu ihren Kindern sind. Und kaltherzig. Das Kind muss aufstehen, wenn sein Vater in den Raum kommt. Immer soll das Kind ganz korrekt sagen: ›mein Vater, Sir‹ und ›Madam, meine Mutter‹.«
Er ist erstaunt. Gibt es Menschen auf der Welt, die ihre Kinder nicht grausam behandeln? Zum ersten Mal hebt sich die Last auf seiner Brust ein wenig; er denkt, es könnte andere Orte geben, bessere. Er spricht; er erzählt ihnen von Bella, sie schauen mitleidig und sagen nichts Dummes wie: Du kannst doch einen anderen Hund haben. Er erzählt ihnen vom Pegasus und vom Brauhaus seines Vaters und dass Walter mindestens zweimal pro Jahr eine Geldstrafe für schlechtes Bier bekommt. Er erzählt ihnen, dass er auch Geldstrafen für den Diebstahl von Holz bekommt, weil er die Bäume anderer Leute fällt, und von den zu vielen Schafen, die er auf dem Anger grasen lässt. Das interessiert sie; sie zeigen ihm die Wollmuster und diskutieren ihr Gewicht und die Webart, wenden sich von Zeit zu Zeit an ihn, um ihn ins Gespräch einzubeziehen und ihm etwas beizubringen. Im Allgemeinen halten sie nicht allzu viel von den fertigen englischen Stoffen, obwohl diese Muster ihre Einstellung ändern könnten ... Er verliert den Faden, als sie versuchen zu erklären, warum sie nach Calais reisen, und über verschiedene Leute sprechen, die sie dort kennen.
Er erzählt ihnen von der Schmiede seines Vaters, und derjenige, der Englisch spricht, fragt interessiert: Kannst du ein Hufeisen herstellen? Er zeigt ihnen pantomimisch, wie das ist: heißes Metall und ein übellauniger Vater auf engem Raum. Sie lachen; sie mögen es, wenn er eine Geschichte erzählt. Er sei ein guter Redner, sagt einer von ihnen. Bevor sie anlegen, wird der Schweigsamste von ihnen aufstehen und eine seltsam formelle Rede halten; der eine wird dazu nicken, und der andere wird sie übersetzen. »Wir sind drei Brüder. Das ist unsere Straße. Wenn du je in unsere Stadt kommst, gibt es dort ein Bett und ein Feuer und Essen für dich.«
Lebt wohl, wird er zu ihnen sagen. Lebt wohl und viel Glück im Leben. Hwyl, Tuchhändler. Gofalwch eich busnes. Er wird nicht rasten, bis er auf einen Krieg stößt.
Das Wetter ist kalt, aber die See ist ruhig. Kat hat ihm ein geweihtes Amulett gegeben. Er hat es sich mit einer Schnur um den Hals gehängt. Kalt liegt es auf der Haut an seiner Kehle. Er entknotet die Schnur. Er berührt das Amulett mit den Lippen, das soll ihm Glück bringen. Er lässt es fallen; es gleitet ins Wasser. Er wird sich an den ersten Anblick der offenen See erinnern: eine graue, zerknitterte Weite wie das Überbleibsel eines Traums.
Copyright © 2010 für die deutsche Ausgabe: DuMont Buchverlag, Köln
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Autoren-Porträt von Hilary Mantel
HILARY MANTEL, geboren 1952 in Glossop, gestorben 2022 in Exeter, England, war nach dem Jurastudium in London als Sozialarbeiterin tätig. Für ihre Romane 'Wölfe' (2010) und 'Falken' (2013) wurde sie jeweils mit dem Booker-Preis, dem wichtigsten britischen Literaturpreis, ausgezeichnet. Bei DuMont erschien außerdem u. a. die Autobiografie 'Von Geist und Geistern' (2015) und zuletzt der dritte Band der Tudor-Trilogie 'Spiegel und Licht' (2020). Christiane Trabant studierte Germanistik und Anglistik und lebt in Berlin. Sie hat u.a. Umberto Eco und P.G. Wodehouse ins Deutsche übertragen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Hilary Mantel
- 2012, 20. Aufl., 768 Seiten, Maße: 13,4 x 20 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Christiane Trabant
- Verlag: DUMONT BUCHVERLAG
- ISBN-10: 3832161937
- ISBN-13: 9783832161934
- Erscheinungsdatum: 04.04.2012
Rezension zu „Wölfe / Tudor-Trilogie Bd.1 “
"Ein Wunder von einem Roman." FAZ "Ein preisgekröntes Meisterwerk (...). Eine Sensation (...). Hilary Mantel schreibt schnörkellos, präzise und findet immer wieder überraschend poetische Bilder" BRIGITTE "Zum Verschlingen!" COSMOPOLITAN "Ein literarischer Leckerbissen für alle Liebhaber historischer Romane." NDR Kultur (,Buch der Woche') "Wölfe macht die Welt Heinrich des VIII. begehbar!" DIE WELT "Der gewöhnliche historische Roman verhunzt sowohl die Geschichte, als auch die Literatur. In Wölfe haben beide einen Festtag. (...) Hilary Mantel, die viel Gepriesene, hat ein Teilreich der Literatur erneuert: den historischen Roman." FAS "Ein Porträt von Mensch und Zeit (...) als bedrängend empfundene Gegenwart, die in jedem Moment nach Aufmerksamkeit verlangt, nach Misstrauen, nicht zuletzt auch nach weitblickenden Zielvorstellungen über das Dunkel des erlebten Moments hinaus. Und ihre klaren Sätze ohne historisierenden Zierrat, von Christine Trabant in ein genauso klares Deutsch übertragen, verstärken diese Wirkung noch." NZZ "Die Wölfe sind anders, besser, aufregend, aufwühlend, und sie rufen nach einer Fortsetzung." WAZ "Wölfe unterstreicht, dass literarische Meisterwerke auch vor historischer Kulisse funktionieren (...) große Kunst - ein Highlight des Bücherherbstes." BUCHJOURNAL "Mantels historischer Wälzer ist anders, besser" KULTURSPIEGEL "Fein gewebt aus Anspielungen, Verweisen sowie einer subtilen Psychologie ist diese Geschichte von Verführung, Verrat und gewaltsamen Tod ein spannender Roman, der vorzüglich amüsiert und gleichzeitig aufs Schönste bildet." DEUTSCHLANDRADIO KULTUR "Überall lauscht man gebannt Dialogen, die gefährlich, intim, böse witzig, elegant modern, pointiert sind (...) ein brillanter historischer Roman, eher ein sinnliches Denk- als ein Lehrstück über Macht und Vergeblichkeit. 760 Seiten im Präsens geschrieben - nicht nur das macht seine Gegenwärtigkeit aus." FRANKFURTER RUNDSCHAU "Ein Meisterwerk des historischen Romans." TAGESANZEIGER
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"Ein atemberaubend intelligent geschriebenes Historienpanorama." Sigrid Löffler (Kulturradio-Tipps RBB) "Ein wunderbares Stück historischer Literatur." KÖLNER STADTANZEIGER "...ein Werk von shakespearescher Größe und Wucht, und zugleich ein durch und durch moderner Roman" BERLINER ZEITUNG "Ein exquisites Beispiel von Erzählkunst" BUCHKULTUR "Sie nähert sich der modernen, geistreichen und blutrünstigen englischen Renaissance im besten Stile eines packenden, seriösen historischen Romans mit höchstem literarischem Anspruch." ABENDZEITUNG
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Pressezitat
"Ein Wunder von einem Roman." FAZ »Das ein wenig ausgeleierte, eher konservative Genre der literarischen Geschichtsschreibung: Hilary Mantel hat es - prunkvoll im Stil, analytisch scharf in den historischen Details und ungeheuer spannend - grandios erneuert.« Elke Schmitter, DIE ZEIT "Ein preisgekröntes Meisterwerk (...). Eine Sensation (...). Hilary Mantel schreibt schnörkellos, präzise und findet immer wieder überraschend poetische Bilder" BRIGITTE "Zum Verschlingen!" COSMOPOLITAN "Ein literarischer Leckerbissen für alle Liebhaber historischer Romane." NDR Kultur ('Buch der Woche') "Wölfe macht die Welt Heinrich des VIII. begehbar!" DIE WELT "Der gewöhnliche historische Roman verhunzt sowohl die Geschichte, als auch die Literatur. In Wölfe haben beide einen Festtag. (...) Hilary Mantel, die viel Gepriesene, hat ein Teilreich der Literatur erneuert: den historischen Roman." FAS "Ein Porträt von Mensch und Zeit (...) als bedrängend empfundene Gegenwart, die in jedem Moment nach Aufmerksamkeit verlangt, nach Misstrauen, nicht zuletzt auch nach weitblickenden Zielvorstellungen über das Dunkel des erlebten Moments hinaus. Und ihre klaren Sätze ohne historisierenden Zierrat, von Christine Trabant in ein genauso klares Deutsch übertragen, verstärken diese Wirkung noch." NZZ "Die Wölfe sind anders, besser, aufregend, aufwühlend, und sie rufen nach einer Fortsetzung." WAZ "Wölfe unterstreicht, dass literarische Meisterwerke auch vor historischer Kulisse funktionieren (...) große Kunst - ein Highlight des Bücherherbstes." BUCHJOURNAL "Mantels historischer Wälzer ist anders, besser" KULTURSPIEGEL "Fein gewebt aus Anspielungen, Verweisen sowie einer subtilen Psychologie ist diese Geschichte von Verführung, Verrat und gewaltsamen Tod ein spannender Roman, der vorzüglich amüsiert und gleichzeitig aufs Schönste bildet." DEUTSCHLANDRADIO KULTUR "Überall lauscht man gebannt Dialogen, die gefährlich, intim, böse witzig, elegant modern, pointiert sind (...) ein brillanter
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historischer Roman, eher ein sinnliches Denk- als ein Lehrstück über Macht und Vergeblichkeit. 760 Seiten im Präsens geschrieben - nicht nur das macht seine Gegenwärtigkeit aus." FRANKFURTER RUNDSCHAU "Ein Meisterwerk des historischen Romans." TAGESANZEIGER "Ein atemberaubend intelligent geschriebenes Historienpanorama." Sigrid Löffler (Kulturradio-Tipps RBB) "Ein literarisches Meisterwerk." Agathe Gansterer, DER SONNTAG "Ein wunderbares Stück historischer Literatur." KÖLNER STADTANZEIGER "...ein Werk von shakespearescher Größe und Wucht, und zugleich ein durch und durch moderner Roman" BERLINER ZEITUNG "Ein exquisites Beispiel von Erzählkunst" BUCHKULTUR "Sie nähert sich der modernen, geistreichen und blutrünstigen englischen Renaissance im besten Stile eines packenden, seriösen historischen Romans mit höchstem literarischem Anspruch." ABENDZEITUNG "Leseverpflichtung!" AUGSBURGER ALLGEMEINE "Ein großartiges Buch! [...] Assoziationen zur Politik von heute stellen sich von selbst ein." Reinhard Kardinal Marx (Erzbischof von München und Freising), STERN
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